Aktuelle Meldungen
08.06.2025
Start der Uferschwalbensaison steht bevor
Am 11.06. startet das diesjährige Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dabei werden an vielen Niststandorten die Bestände in einer vergleichsweise einfachen und nachvollziehbaren Art jedes Jahr erfasst, um Bestandsveränderungen zu überwachen.
Uferschwalben brüten in Kolonien. Ihre Neströhren bauen sie in Steilwände an naturnahen Flüssen und in Sekundärlebensräumen wie z.B. Sandabgrabuben. In NRW ist die Uferschwalbe die seltenste der drei regelmäßig vorkommenden Schwalbenarten. Sie steht aufgrund langfristiger Bestandsabnahmen auf der Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens als stark gefährdet. Die Brutbestände von Uferschwalben können stark schwanken, oft in Abhängigkeit von den Bedingungen im afrikanischen Winterquartier. Außerdem weisen Uferschwalben oft eine sehr großräumige Populationsdynamik auf. Vögel, die in einem Jahr an einer bestimmten Stelle gebrütet haben, können im nächsten Jahr an ganz anderer Stelle auftauchen – sicher eine Anpassung an die Dynamik natürlicher Flussufer, wie wir sie bei uns leider nur noch sehr selten beobachten können. Uferschwalben lassen sich aufgrund ihrer Ökologie kaum gemeinsam mit anderen Arten erfassen, so dass ein eigenes Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel etabliert wurde, das auch in NRW seit 2021 erfolgreich umgesetzt wird.
Im letzten Jahr wurden in NRW im Rahmen des Monitorings übrigens 5567 intakte Neströhren erfasst. Dies stellt quasi den ungefähren Maximalbestand in den erfassten Gebieten dar. Als tastsächlich beflogen konnten dank der optionalen Begehungen 1713 Neströhren gewertet werden. Das Monitoring zielt aber darauf ab, Trends zu bestimmen und der Gesamtbestand in NRW ist selbstverständlich höher.
Das Trendmonitoring umfasst lediglich zwei Termine im Jahr: eine optionale Begehung zwischen dem 11. Juni und dem 30. Juni, um die Zahl besetzter Röhren zu bestimmen, und ein verpflichtender Termin zwischen dem 01. und 20. Juli. Die Dateneingabe läuft bequem über ornitho.de oder die Naturalist-App.
Seit Beginn des Monitorings konnten bereits zahlreiche Koloniestandorte vergeben werden, so dass wir hoffen, zukünftig eine bessere Datengrundlage über die Bestandsentwicklung dieser spannenden Art haben. Trotzdem werden aber viele Gebiete noch nicht erfasst bzw. es gibt räumliche Lücken, so dass die Abdeckung noch repräsentativer für unser Bundesland werden könnte. Wenn Sie selbst Kolonien kennen und Zeit und Lust finden, sich am Monitoring der Uferschwalben zu beteiligen, freuen wir uns, wenn Sie sich bei uns melden. Kontakte, weitere Informationen und den Link zur Mitmachbörse mit vakanten Gebieten finden Sie hier. Selbstverständlich stehen die Daten aus dem Monitoring auch für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2 zur Verfügung, so dass Informationen aus den nächsten Jahren besonders wertvoll sind.
07.06.2025
Weltseglertag: Mauersegler erfassen
Heute ist Weltseglertag! Vor dem Hintergrund der ADEBAR-Kartierungen geben wir Tipps zur Erfassung der Brutbestände der schnellen Flieger. Als Gebäudebrüter sind Mauersegler mittlerweile außerdem vielerorts schutzbedürftig.
Mauersegler sind die einzige in NRW als Brutvogel vorkommende Seglerart. Alpensegler als zweite in Deutschland brütende Art breiten sich entlang der Rheinschiene aus, haben es aus Süddeutschland nach Norden aber bisher erst bis Karlsruhe geschafft. Ob und wann sie auch NRW erreichen, vielleicht ja zuerst im Raum Bonn oder Köln, bleibt abzuwarten. Für den ADEBAR-2-Zeitraum wird es sicherlich knapp, da die Ausbreitungsgeschwindigkeit bisher nicht so hoch war.
Das nahezu einfarbig schwarze Gefieder, die sichelförmigen Flügel und die lauten „srieeh-srieeh-Rufe“ machen Mauersegler für Kartierende zum Glück ziemlich unverwechselbar. Die Vögel kommen meist Ende April/Anfang Mai aus dem Winterquartier zurück und ziehen nach der Brut um Ende Juli/Anfang August wieder ab und verbringen den Rest des Jahres auf dem Durchzug oder im afrikanischen Winterquartier quasi in der Luft. In NRW brüteten während des letzten Atlaszeitraums (Jahre 2005-2009) bei uns etwa 32.000 bis 62.000 Brutpaare. Mit einer Rasterfrequenz von 92 % war der Mauersegler nahezu flächendeckend verbreitet. Mauersegler haben allerdings Brutplätze durch Gebäudesanierungen verloren und sind als Luftplanktonjäger auch auf ausreichend Nahrung an Insekten und Spinnen angewiesen. Aus dem Vereinigten Königreich wissen wir außerdem, dass vor allem das Wetter zur Brutzeit großen Einfluss auf die Bestände haben kann (Finch et al. 2023, Ibis). Wir sind gespannt, zu welchen Ergebnissen die Kartierungen von ADEBAR 2 führen werden. Mauersegler sind Bewohner menschlicher Siedlungen. Sie brüten an Gebäuden und brüten in Innenstädten, Industrieanlagen und Blockrandbebauung. Auch in Brücken kann es Brutplätze geben wie ein bekanntes Beispiel aus dem Siegerland gezeigt hat. Sie brüten jedenfalls keineswegs nur in Großstädten und an Hochhäusern. Gerade Kleinstädte mit alter Bausubstanz und auch Dörfer und können besiedelt sein. Einfluglöcher befinden sich meist knapp unter dem Dach. Kotspritzer liefern oft erste Hinweise. Mehrere Paare können dasselbe Einflugloch benutzen, was eine quantitative Erfassung teilweise schwierig macht. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob die Vögel auch tatsächlich einfliegen, da Mauersegler aus der Umgebung bzw. Nichtbrüter Brutplätze nur „überprüfen“, sich ggf. kurz festhalten und dann weiterfliegen. Bei Vögeln, die in eine Höhle oder Nische schlüpfen, empfiehlt sich der Brutzeitcode B6. Eine vielleicht einfachere Methode, die Bestände zu quantifizieren ist die Beobachtung und Erfassung von „screaming parties“ („Schrei-Feiern“)an lauen Sommerabenden bis etwa Sonnenuntergang. Der englische Begriff beschreibt Trupps von Mauerseglern, die insbesondere abends laut rufend gemeinsam um Häuser und durch Straßenschluchten fliegen. Die maximale Anzahl der Altvögel sollte hier über ornititho.de bzw. die Naturalist-App eingetragen werden (Brutzeitcode A1 ist dann sicherlich immer richtig). Ende Mai/Anfang Juni brütet einer der Altvögel abends und die Maximalzahl entspricht weitgehend der Zahl der Reviere. Nichtbrüter müssen damit vernachlässigt werden, da Ihr Anteil so kaum abzuschätzen ist. Bei der Mauerseglererfassung bietet es sich an, unvollständige Listen anzulegen, aber manchmal gelingen natürlich auch Zufallsbeobachtungen. Aufgrund der abendlichen Aktivität lässt sich die Kartierung von Mauerseglern recht gut im Vorfeld von Nachtvogelerfassungen durchführen.
In einigen Regionen in NRW kümmern sich bereits Vogelschützer:innen um Gebäudebrüter und kennen ggf. auch bereits Mauerseglerkolonien. Hier kann es sich lohnen, sich vorher untereinander abzusprechen, da dies den Kartieraufwand erheblich verringern kann.
In NRW sind keine Kolonien baumbrütenden Mauersegler bekannt. Diese gibt es aber in einigen anderen Teilen Deutschlands. Einzelnachweise von Bruten in Bäumen gibt es aber auch bei uns. Die Entdeckung einer aktuellen Baumbrut wäre eine kleine Sensation und sollte unbedingt genauer dokumentiert und ggf. veröffentlicht werden. Ein schon einige Jahre zurückliegender Brutnachweis erfolgte in einem Baum im Siedlungsbereich (von Dewitz et al. 2011, Charadrius ) und aus NRW gab es auch mal eine Veröffentlichung zu einer Brut in einem Mehlschwalbennest (Riegel 1985, Charadrius). Das zeigt, dass auch bei gut erforschten Vogelarten Überraschungen immer möglich sind. Vielleicht gelingen im Rahmen von ADEBAR 2 ja ähnliche Beobachtungen.
05.06.2025
Internationaler Tag der Umwelt: Plastikverschmutzung und Vögel

Heute ist „Internationaler Tag der Umwelt“. Der „World Environment Day“ wird seit 1972 jährlich begangen und wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Dieses Jahr hat Korea die Schirmherrschaft und stellt die Plastikverschmutzung in den Mittelpunkt der Kampagne. Das Thema Plastikverschmutzung ist ein klassisches Umweltschutzthema. Es gibt jedoch mehrere wichtige Überschneidungen mit dem Vogelschutz, so dass Kunststoffe in der Umwelt auch ornithologisch relevant sind.
Im Fokus stehen bei der Debatte um die Plastikverschmutzung oft die Effekte auf die Meereswelt. Davon betroffen sind daher häufig zahlreiche Seevögel, aber für uns in NRW sind terrestrische Arten bzw. solche des Süßwassers vielleicht von unmittelbarer Bedeutung. Plastikverschmutzung spielt bisher im Vogelschutz in Mitteleuropa dennoch bisher kaum eine Rolle. Untersuchungen sind sicherlich aufwendig und andere Umweltfaktoren wie die Lebensraumzerstörung stellen insgesamt meist bedeutendere Gefährdungsfaktoren dar. Nach einem aktuellen Übersichtsartikel (Mansfield et al. 2024, Sci. Tot. Env.) zur Plastikverschmutzung gibt es aber nicht mal eine international in der Fachwelt sichtbare Studie aus den DACH-Ländern oder den an NRW angrenzenden Benelux-Staaten zu Plastikverschmutzung bei Nicht-Seevögeln, was der Situation wohl auch nicht gerecht wird. Grundsätzlich unterscheidet man je nach Größe Makroplastik (> 5 mm), Mikroplastik (<100 nm). Von Makro- und Mikroplastik sind aber Vögel aus fast bei uns lebenden taxonomischen Gruppen betroffen. Das Plastik kommt aus den unterschiedlichsten Quellen und kann aufgenommen oder beispielsweise auch in Nester eingebaut werden.
Gerade beim Makroplastik zeigt sich, dass das Thema auch von Vogelbeobachtenden nicht vernachlässigt werden kann. Ein ganz offensichtliches Beispiel ist der Einbau von Plastik in Vogelnester. Wer Greifvögel erfasst, lernt schnell (z.B. in den Kursen unserer AG Greifvögel), dass vor allem Rot- und Schwarzmilane Plastik sehr häufig in ihre Nester einbauen. In manchen Studien zeigte sich, dass jedes untersuchte Nest Plastikmüll enthielt. Zivilisationsmüll wird damit zum ungewollten Bestimmungsmerkmal. Die Folgen von Plastik in Nestern auf Vögel können dabei vielfältig und komplex sein, berühmt sind Studien zu Zigarettenstummeln, die von Vögeln in Nester eingebaut werden und Einfluss auf die Parasitenbelastung haben. Und ja, auch Zigarettenstummel bestehen im Wesentlichen aus Plastik. Es ließe sich auch als sehr weit gefasster Teil der Plastikverschmutzung argumentieren, dass in der Landwirtschaft ganze Anbaukulturen unter Plastik verschwinden und für die Artenvielfalt de facto wertlos werden. Vögel können sich in Plastik verheddern und daran sterben. Angelschnüre, die in die Umwelt gelangen sind auch in NRW eine Todesfalle für bedrohte Arten wie die Flussseeschwalbe (Sudmann 2011, Charadrius) und andere Wasservögel (z.B. Wink & Grühn-Stauber 2012, Ornithol. JH. Baden-Württ.).
Dass das Ausbringen von Plastik in die Umwelt massiv verringert werden muss und wir nicht umhinkommen, den Plastikverbrauch zu reduzieren, ist wohl kaum zu bestreiten.Vögel gelten bei der Überwachung der Kunststoffe in der Umwelt aber nicht zuletzt auch als ideale Zeigerorganismen, die uns viel über das Ausmaß der Verschmutzung sagen können. Die Ornithologie kann hier auf eine großen Erfahrungsschaft zurückgreifen. Immer wieder waren und sind Vögel Opfer von Schadstoffen in der Umwelt geworden, deren Auswirkungen weit über einzelne Tiergruppen hinaus gingen. Vögeln und damit Vogelkunde und Vogelschutz kommen damit also eine Doppelrolle zu, denn Vögel sind einerseits selbst gefährdet, andererseits als Bioindikatoren ideal geeignet, um ein globales Umweltproblem zu überwachen.
ps Kaum geben wir an, dass es noch Bedarf an weiteren Untersuchungen gibt, kommt eine neue Veröffentlichung heraus, die sich dem Thema Mikroplastik widmet. Das Team um Wieland Heim hat Wasservögel auf Mikroplastik in Münster untersucht und konnte über Kotproben eine hohe Kontamination städtischer Gewässer feststellen.
02.06.2025
ADEBAR-News
Bei einigen „frühen Arten“ nähert sich die Brutzeit dem Ende und erste Jungvögel sind bereits ausgeflogen. Zeit für ein kurzes inhaltliches und technisches Update zu ADEBAR 2.
Nutzen Sie für gerade erst ausgeflogene Jungvögel von Nesthockern oder für Dunenjunge von Nestflüchtern den Brutzeitcode C12. Jetzt ist auch eine gute Zeit, viele Langstreckenzieher zu erfassen. Schauen Sie dazu gerne in den Kartierkalender. So sind z.B. Pirol, Neuntöter, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter und Orpheusspötter aktiv, Wespenbussarde balzen und Baumfalken starten oft spät mit der Brut, nachts lassen sich mit Glück bettelnde Waldohreulenjunge erfassen. Die nächsten Wochen sind auch die Zeit, um alle drei Schwalbenarten zu kartieren. Wir hoffen, die meisten nähern sich bereits den etwa 20 vollständigen Listen, sonst ist im Juni noch Zeit.
Technisch kam es manchmal zu Verzögerungen bei der Datensynchronisation. Die Ursache wurde nun identifiziert und wird hoffentlich mit dem nächsten Naturalist-Update behoben. Das wichtigste ist jedoch, dass keine Daten verloren gegangen sind!
Außerdem kam es zu technischen Schwierigkeiten mit den GPS-Tracks, so dass Routenaufzeichnungen abbrachen und nur als blaue Punkte im Dashboard dargestellt wurden. Eine Anleitung, wie dieses Problem meistens behoben werden kann, findet sich seit heute in den ADEBAR-News! Auch hier sind aber keine Vogeldaten verloren gegangen!
Übrigens, an der Methode für die Auswertungen wird intensiv beim DDA gearbeitet, wir bitten aber noch um etwas Geduld, bis Erklärvideos und Anleitungen vorliegen.
Wir bedanken uns für Ihr großes Engagement und wünschen weiterhin spannende Ergebnisse und tolle Vogelbeobachtungen!
01.06.2025
Wer macht den Sommer? Schwalben in NRW
Heute ist meterologischer Sommeranfang. Alle drei regelmäßig in Nordrhein-Westfalen brütenden Schwalben sind längst in ihren Brutgebieten angekommen und die meisten sind bereits eifrig mit der Brut beschäftigt. Allerhöchste Zeit also, um sich mit den heimischen Schwalbenarten vertraut zu machen, aber welche Arten sind es, wo leben sie, wie kann man sie unterscheiden und wie sieht es eigentlich um den Schutz der Schwalben aus?
Schwalben sind wie kaum eine andere Singvogelfamilie an das Leben in der Luft angepasst. Weltweit werden aktuell 92 Arten unterschieden (IOC World Bird List 15.1, www.worldbirdnames.org), von denen drei regelmäßig in NRW brüten: Rauchschwalbe, Mehlschwalbe und Uferschwalbe. Alle drei sind elegante schlanke Vögel mit dreieckig wirkenden, spitzen, relativ langen Flügeln und meist auffällig gegabelten Schwänzen.
Rauchschwalbe Hirundo rustica

Die Rauchschwalbe ist vielleicht die bekannteste heimische Schwalbenart. Rauchschwalben sind oberseits dunkelblau mit langem Schwanz, wobei vor allem die Männchen auffällige Schwanzspieße haben, die Jungvögeln im Spätsommer aber noch fehlen und die deshalb manchmal mit anderen Arten verwechselt werden. Unterseits haben die Vögel eine rötliche Kehle, die von einem dunkelblauen Brustband abgeschlossen wird. Der Bauch ist weiß, kann aber bei einzelnen Vögeln auch hier bei uns rötlich sein. Wer in gängige Bestimmungsbücher schaut, denkt dabei vielleicht irrtümlich an Unterarten aus anderen Regionen. Rauchschwalben sind fast kosmopolitisch verbreitet. Sie leben als Brutvögel in ganz Europa, weiten Teilen Asiens und Nordamerika, die Winterquartiere liegen in den Tropen. „Unsere“ Schwalben überwintern in Afrika südlich der Sahara. Heute kaum zu glauben, aber früher dachte man, die Vögel würden im schlammigen Grund von Gewässern überwintern. Vielleicht spielten Schlafplätze im Schilf an Gewässerrändern eine Rolle bei der Entstehung dieser Vermutung.
Rauchschwalben brüten vor allem im Inneren von Gebäuden, insbesondere in eher dunkleren Viehställen. Mit der Aufgabe kleinbäuerlicher Strukturen, der Aufgabe der Viehhaltung und neuartigen Ställen haben sie Brutlebensraum verloren. Wie alle Schwalben sind sie als Insektenfresser auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot angewiesen. Das Insektensterben könnte also ebenfalls eine wichtige Rolle beim Bestandsrückgang spielen. In NRW lebten im Zeitraum 2005-2009 laut Brutvogelatlas noch 47.000 bis 90.000 Brutpaare, wobei der Bestandstrend abwärts zeigt. Die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste.
Mehlschwalbe Delichon urbicum
Während Rauchschwalben in NRW fast nur im ländlichen Raum brüten, sind Mehlschwalben in Städten und Dörfern verbreitet. Sie bauen ihre Nester außen an Gebäuden – oft sind es Häuser mit hellem Putz und überstehender Traufe - ein Sekundärlebensraum, an Küsten und im Gebirge werden Kalksteinfelsen besiedelt. Auch Mehlschwalben sind oberseits tief dunkelblau, die nahezu rein weiße Unterseite und der weiße Bürzel machen die Bestimmung unter guten Bedingungen aber unproblematisch. Schwanzspieße fehlen.
Leider werden immer wieder Nester von Häusern entfernt, obwohl das sogar eine Straftat darstellt. Wer sich am Kot stört, kann leicht mindestens einen Meter unter den Nestern kleine Brettchen anbringen. Mancherorts wird den Vögeln mit Kunstnestern oder sogenannten Schwalbenhotels geholfen. Unsere AG Gebäudebrüter hat zahlreiche Informationen und Praxisbeispiele zu diesem Thema.
In NRW steht es um die Mehlschwalbe ähnlich schlecht wie um die Rauchschwalbe. Im Brutvogelatlas sind für 2005 bis 2009 36.000 bis 68.000 Brutpaare angegeben und die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste. Wie alle Schwalben sind Mehlschwalben Langstreckenzieher, die meist wenige Wochen nach den Rauchschwalben im Brutgebiet ankommen.
Uferschwalbe Riparia riparia
Die kleinste und am wenigsten bekannte heimische Schwalbe ist die Uferschwalbe. Sie bewohnt natürlicherweise die Steilufer von Flüssen, in die sie lange Röhren gräbt. Abgrabungen sind nach der Begradigung unserer Fließgewässer zu einem wichtigen Sekundärlebensraum geworden. Uferschwalben sind oberseits gänzlich braun, unterseits gibt es ein braunes Brustband auf hellem Untergrund.
Neben der Vernichtung des Lebensraumes stellen Störungen an den verbliebenen Brutplätzen eine wichtige Gefährdung dar. Die Bestände schwanken aber auch stark in Anhängigkeit von den Niederschlägen in der Sahelzone. Wer möchte, kann sich beim Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel bei der Erfassung der Bestandstrends selbst engagieren. In NRW lebten im Atlaszeitraum 4.000 bis 6.000 Brutpaare und die Art gilt als stark gefährdet.
Die Liste der Schwalbenarten in NRW wäre allerdings nicht vollständig, würden wir nicht noch zwei Ausnahmeerscheinungen erwähnen. Rötelschwalben sind im Mittelmeerraum weit verbreitet und werden in seltenen Fällen auch in NRW beobachtet. Von der Felsenschwalbe, deren nächste Brutplätze in Süddeutschland liegen, gibt es erst eine Beobachtung aus NRW.
Wird das Wetter schlecht, wenn die Schwalben tief fliegen?
Das Sprichwort kann leider so einfach nicht mit ja beantwortet werden. Allerdings ist bei kühlen Wetterbedingungen und Regen die Nahrungsverfügbarkeit reduziert – Fluginsekten bleiben eher am Boden bzw. an geschützten Stellen. Ohne Thermik wird vielleicht auch nicht so viel Luftplankton in obere Luftschichten verfrachtet. Oft sieht man Schwalben dann niedrig über Gewässern oder Wiesen und Weiden jagen, wo die Nahrungsverfügbarkeit größer ist. Auch vor Gewitterfronten jagen manchmal Schwalben und die äußerlich ähnlichen, aber nicht näher verwandten Mauersegler. Und wenn es schon um Sprichworte geht, die allerersten Rauchschwalben kommen in NRW oft schon Mitte März an (in Ausnahmefällen auch schon früher), die Brutgebiete selbst werden zwar spätestens im April besetzt, aber Sommer ist dann auch noch nicht. Der Sommer ist bei Schwalben die Zeit der Jungenaufzucht und die Vögel nehmen es uns sicherlich nicht übel, dass wir sie als Boten der warmen Jahreszeit betrachten.
28.05.2024
Feedback Monitoring Spechte 2025

Die Brutzeit der Spechte ist noch im Gange. Die Jungvögel werden jetzt schließlich noch gefüttert, aber die ersten vorläufigen Ergebnisse des diesjährigen Spechtmonitorings sind bereits eingetroffen.
Der DDA hat dazu wie jedes Jahr die bundesweiten Ergebnisse aus diesem Jahr zusammengetragen. Außerdem erfolgte gegenüber 2024 noch die ein oder andere Nachmeldung, so dass die Datengrundlage gegenüber letztem Jahr nochmal deutlich verbessert wurde. Das Spechtmonitoring läuft bundesweit mittlerweile seit sechs Jahren, wobei die Stichprobe nun ausreichend groß ist, um erste Trendanalysen für die Jahre 2021 bis 2025 zu machen. Im Gegensatz zu den ersten Jahren ist der Anstieg an neuen Routen etwas abgeflacht. Das war aber natürlich zu erwarten. Jetzt kommt es darauf an, das bestehende Niveau zu halten, aber auch bestehende räumliche Lücken, die wir auch in NRW noch haben, zu schließen. In der Kulisse sind es bundesweit mittlerweile 1262 Routen (in NRW sind es 88) und in den vorliegenden Bericht gingen bereits Daten von 789 Routen ein.
Wie schon im Vorjahr war der Mittelspecht mit 2304 Individuen die am häufigsten festgestellte Art. Die höchste Stetigkeit wies allerdings der Schwarzspecht auf, der entlang von 608 Routen beobachtet wurde. Das ist einerseits ein Zeichen für seine weite Verbreitung, andererseits eine vergleichsweise gute Nachweisbarkeit mit der gewählten Methode. Trends können sich regional durchaus unterscheiden. Bundesweit zeichnet sich aktuell nach anfänglichen Bestandsrückgängen beim Grauspecht allerding eine Bestandsstabilisierung an. Für diese Art wäre es sinnvoll, die Kulisse in NRW in den Kernvorkommensgebieten deutlich auszuweiten, damit auch landesweit gut abgesicherte Trends möglich werden. Beim Mittelspecht zeichnet sich hingegen in der nördichen Region, zu der auch NRW gezählt wird, eine ganz leichte Abnahme gegenüber dem Vorjahr ab. Die Fehlerbalken sind aktuell aber noch zu groß, um definitive Aussagen machen zu können. Ein Blick über den nordrhein-westfälischen Tellerrand hinaus zeigt übrigens auch, dass es nun eine bessere Abdeckung für die bundesweit seltenen Arten Dreizehenspecht und Weißrückenspecht gibt. Beide Arten fehlen in NRW aber als Brutvögel.
Daten aus dem Specht-Monitoring gehen wie alle Daten aus dem Monitoring seltener Brutvögel selbstverständlich in die Kartierungen für ADEBAR 2 ein. Wer eine Spechtroute hat und gleichzeitig im selben TK/4 für ADEBAR 2 kartiert, muss also nicht für ADEBAR ein weiteres Mal dort suchen. Wer schon dabei ist, ist herzlich gebeten, ggf. noch fehlende Daten nachzutragen. So sind unbedingt beide Begehungen notwendig, um Daten für die Analysen zu verwenden. Wer seine Route zukünftig aus den unterschiedlichsten Gründen leider nicht mehr begehen kann oder aber noch weitere Routen hinzunehmen möchte, kann sich gerne bei unserem MsB-Specht-Team melden. Auch wer gerne neu mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen, sich hier weiter zu informieren und uns zu kontaktieren. Gerne richten wir neue Routen auch in Ihrer Nähe ein!
Eine ausführlichere Darstellung der vorläufigen Ergebnisse in Karten und Graphiken findet sich im frei verfügbaren Feedback-Bericht des DDA.
27.05.2025
Beobachtungstipp und Start Ziegenmelkersaison
Vielerorts nimmt die Vogelaktivität für früh im Jahr brütende Arten ab. Für den Ziegenmelker sind Juni und Juli aber die beste Beobachtungszeit. Wir geben ein paar Tipps, um einen der spannendsten heimischen Arten beobachten zu können.
Ziegenmelker, auch Nachtschwalben genannt, sind in Mitteleuropa die einzigen regelmäßig zu beobachtenden Vertreter ihrer Vogelgruppe (der Familie Caprimulgidae). Anders als man auf den ersten Blick denken könnte, sind sie nicht mit Eulen verwandt, sondern stehen einigen anderen nacht- bzw. dämmerungsaktiven überwiegend tropischen Vogelgruppen besonders nah. Sie sind darüber hinaus entfernt mit Seglern und Kolibris verwandt. Ihr verwandtschaftlicher Ast zweigt relativ früh vom Stammbaum der heute lebenden Vogelgruppen ab, lässt man mal die noch ursprünglicheren Altkiefervögel (Strauße & Co.) sowie Enten- und Hühnerverwandte außen vor. Sie sind also nicht mit Schwalben verwandt, auch wenn sie ebenfalls elegante Flieger sind.
Der Name Ziegenmelker ist ebenfalls irreführend. Sie trinken nicht die Milch von Ziegen, jagen aber gerne Insekten, die sich oft in der Nähe von Viehherden aufhalten. So mancher Ziegenhirte in der Antike mag die Vögel als Ausrede genommen haben, wenn Ziegen wenig Milch gegeben haben bzw. die Milch vielleicht entgegen des eigentlichen Besitzers Wunsch im Magen des Hirten gelandet ist. Plinius der Ältere hat die Geschichte jedenfalls in seiner Naturalis Historia aufgegriffen und die schaurige, aber gänzlich falsche Erzählung hielt sich über Jahrhunderte.
Ziegenmelker sind dämmerungsaktive Vögel. Tagsüber ruhen sie oft auf horizontalen Ästen oder auf dem Boden, wo sie aufgrund ihres tarnfarbenen Gefieders ausgezeichnet versteckt sind. Auch die Eier werden auf den Boden gelegt, ohne dass allerdings ein echtes Nest angelegt wird. Ihr Verhalten macht sie zu einem Paradebeispiel für Gestaltauflösung, der sogenannten Somatolyse. Dennoch sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort Ziegenmelker vergleichsweise einfach zu beobachten. Der Grund ist das auffallende Balzverhalten. Ziegenmelker haben einen charakteristischen Gesang: ein langanhaltendes lautes Schnurren (etwa wie „errr-örrrrr“). Hinzu kommt das auffällige Flügelklatschen und charakteristische, oft schrille Rufe. Beispielaufnahmen gibt es in großer Zahl z.B. auf xeno-canto. Männchen lassen sich anhand der weißen Abzeichen in Flügel und Schwanz von Weibchen unterscheiden, die ebenfalls singen können, allerdings meist deutlich kürzer singen. Besonders aktiv sind die Vögel an trocken-warmen und windstillen Abenden. Der Gesang beginnt meist rund eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Meist singen die Vögel von einer Warte aus. Ziegenmelker jagen zu dieser Zeit auch intensiv nach Insekten, oft größere Arten wie Nachtfalter. Anders als bei Eulen, die ein exzellentes Gehör haben, jagen Ziegenmelker vor allem nach Sicht. Der kleine Schnabel täuscht, denn der Rachen lässt sich sehr weit öffnen und wirkt dann wie ein Kescher oder eine Reuse.

Vor 100 Jahren waren Ziegenmelker noch weit verbreitete Brutvögel in vielen Wäldern unseres Bundeslandes. Sie leben in halboffenen Lebensräumen, oft in Gebieten mit sehr nährstoffarmen Böden wie in Sandheiden. In der Regel sind zumindest aber einzelne Bäume vorhanden. Spätestens mit der modernen Forstwirtschaft, Aufforstungen und wohl auch schon mit dem Ende der sogenannten Allmende-Wirtschaft gingen viele Lebensräume verloren. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg wurden Ziegenmelker bei uns selten. Ihre letzten Vorkommen finden sich heute in Sand- und Heidegebieten, nicht selten auf ehemaligen oder aktiven Truppenübungsplätzen, wo Reste dieser ursprünglichen Landschaft erhalten geblieben sind. Fast alle Vorkommen befinden sich in Gebieten, die eine hohe Schutzkategorie besitzen. Dort haben sich die Bestände auch gehalten und zumindest lokal kam es teilweise sogar zu Zunahmen, während andere Gebiete seit der Jahrtausendwende weitestgehend verwaist sind.
In allen Gebieten gilt aber natürlich, dass jegliche Störung der Vögel unterbleiben sollte (kein Klangattrappeneinsatz, Wege nicht verlassen, keine Hunde mitführen etc.). Bei abendlichen Ziegenmelkerexkursionen lassen sich oft noch viele andere tolle Beobachtungen machen: So gelingen oft Sichtungen von Waldschnepfen oder Eulen, Feldschwirle singen und wer nicht nur auf Vögel achtet, wird oft mit einem Kreuzkrötenkonzert aus flachen Heidegewässern oder wassergefüllten Fahrspuren belohnt (Achtung: auf sehr große Entfernung kann der Gesang der Kröten durchaus auch an Ziegenmelker erinnern). In der Vergangenheit bot auch die NWO schon mal im Rahmen ihrer jährlichen Exkursionen eine Ziegenmelkerexkursion an und viele Mitglieder erinnern sich vielleicht noch an die tollen Beobachtungen im Brachter Wald 2015. Aktueller bieten aber auch viele Ornithologische Arbeitsgemeinschaften, Naturschutzverbände und Biologische Stationen geführte Exkursionen zu den Vögeln an. Vorkommen lassen sich natürlich auch über ornitho.de abfragen und eine Exkursion selbständig planen. Die NWO hat außerdem in den letzten Jahren ein Ziegenmelkerprojekt durchgeführt, bei dem das Verhalten der Tiere im Zusammenhang mit möglichen Störungen untersucht wurde.
Übrigens, am 01. Juni startet auch die Erfassung der Ziegenmelker im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. In NRW werden die Vögel allerdings aufgrund des Vorkommmens in Schutzgebieten meist von Biologischen Stationen erfasst. Es gibt aber auch Vorkommen außerhalb dieser Gebiete und aufgrund des Absterbens vieler Fichtenforste sind mancherorts vielleicht auch potentielle Habitate neu entstanden. Wer hier bisher unbekannte bzw. unerfasste Ziegenmelkervorkommen findet, ist herzlich eingeladen, sich beim bundesweiten Monitoring des DDA zu beteiligen. Alle Informationen dazu finden sich hier.
26.05.2025
Tag der Artenvielfalt 2025
Am gestrigen Sonntag wurde der „Tag der Artenvielfalt“ mit einem großen Fest im Botanischen Garten Bonn gefeiert. Unsere lokale Regionalgruppe, die OAG Bonn, war mit einem Stand dabei.
Der Vormittag startete mit eher trübem Wetter und Wind, der angesagte Regen blieb jedoch größtenteils aus. Dennoch war es am Anfang eher ruhig, zumal unser Stand leider etwas abseits lag. Dafür konnten wir uns intensiv mit den Besuchenden austauschen und im Laufe des Vormittags änderte sich auch der Besucherstrom. Wir hatten jede Menge damit zu tun, unsere verschiedenen Tätigkeiten vorzustellen. So berichteten wir über unsere Teilnahme an den Kartierungen für ADEBAR 2 und den diversen Monitoringprogrammen von DDA und NWO, brachten Flyer von OAG Bonn und NWO unter die Leute und beantworteten vogelkundliche Fragen.
Unbestrittenes Highlight waren aber unsere vogelkundlichen Führungen. Obwohl eher klein und in dichter Bebauung gelegen, beherbergt der Botanische Garten mit seinen Gewässern und dem alten Baumbestand eine vergleichsweise reiche Vogelwelt, so dass es für die Teilnehmenden einiges zu sehen gab und wir Werbung für die Vogelbeobachtung machen konnten.
Unser Dank geht an Esther Koch für die exzellente Orga und allen Beteiligten, die am Stand waren, Exkursionen geleitet haben und beim Ab- und Aufbau geholfen haben.
12.05.2025
Start in die Bienenfressersaison und Rückblick auf 2024
Am 21. Mai beginnt die diesjährige Saison für das Monitoring des Bienenfressers im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dazu werden die Vögel in ihren Kolonien erfasst. Das Bienenfressermonitoring wird von der entsprechenden Fachgruppe der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft (DOG) und dem DDA organisiert.
Bienenfresser sind eine ursprünglich vor allem mediterran verbreitete koloniebrütende Vogelart, die sich in Mitteleuropa in den letzten Jahren deutlich nach Norden ausgebreitet hat. In NRW sind Bienenfresser aber weiterhin ausgesprochen seltene Brutvögel und aktuell ist unklar, ob und inwieweit die Ausbreitung weiter fortschreitet. Die Fachgruppe der DOG hat gerade neueste Zahlen aus dem letzten Jahr veröffentlicht. Demnach brüteten in Deutschland 2024 vermutlich um die 6000 Paare, wobei die höchsten Dichten in Südbaden erreicht wurden. Es gab allerdings lediglich einen leichten Bestandsanstieg. In NRW wurden sogar 14 % weniger Brutpaare festgestellt als noch 2023.
Zwar sind die meisten Kolonien bzw. Einzelvorkommen in NRW bekannt, aber Bienenfresser zeigen eine große Dynamik und können natürlich auch Brutplätze aufgeben oder neue besiedeln. Daher sollte auch in bisher unbesiedelten Regionen auf Bienenfresser geachtet werden. Bei Hinweisen auf eine Brut bitten wir Sie, sich mit der Landeskoordination in Verbindung zu setzen. Wer schon mitmacht, sollte ab Ende Mai seine Kolonie kontrollieren. Auch Nullmeldungen bzw. Kolonieaufgaben sind selbstverständlich von Interesse. Alle Informationen zum Monitoring des wohl buntesten Brutvogels unseres Bundeslandes finden Sie hier.
06.05.2025
Start in die Möwensaison
Am 11. Mai beginnt die diesjährige Saison für das Monitoring der Möwen und Seeschwalben im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dazu werden die Vögel in ihren Kolonien erfasst. Weitere Kartierer:innen, die Brutplätze von Möwen in ihrer Umgebung kennen und erfassen möchten, werden noch gesucht.
Möwen und Seeschwalben sind als Brutvögel in NRW nur sehr lückenhaft verbreitet. Brutvorkommen konzentrieren sich auf das Tiefland und liegen dort vor allem im Umfeld der großen Flüsse wie Rhein und Weser, aber auch abseits von diesen Gebieten gibt es Vorkommen. Fast alle Brutplätze liegen mehr oder weniger gut geschützt vor Bodenprädatoren, z.B. auf Inseln, auf speziellen Brutflößen, aber auch auf Dächern. Vielfach handelt es sich um Kolonien, aber auch Einzelbruten kommen vor. Zu den Großmöwen gehören eng verwandte Taxa, die teilweise auch miteinander hybridisieren und daher auch eine große Herausforderung für die Bestimmung darstellen. In einigen Fällen lassen sich Hybiden auch nur als unbestimmte Großmöwe erfassen. Flussseeschwalben brüten sehr oft auf Brutflößen und auch für die Trauerseeschwalbe gibt es spezielle schwimmende Nisthilfen. Diese beiden Arten werden bereits (fast) vollständig erfasst. Gerade die Meldung von brutverdächtigen Flussseeschwalben an bisher nicht bekannten Standorten über ornitho.de hilft aber, mögliche Einzelbruten, nicht zu übersehen.
Nicht alle Möwenbrutplätze sind bekannt, da insbesondere Dachbruten nicht leicht zu entdecken sind. Begehungen oder gar ein Droheneinsatz erfordern entsprechende Genehmigungen. Das Modul Möwen und Seeschwalben im Rahmen des MsB ist daher in manchen Fällen ein Spezialprogramm, das aber gleichzeitig enorm wichtige Daten liefert. Möwen zeigen eine erstaunliche Dynamik in ihrer großräumigen Verbreitung, es gibt evolutionsbiologische Aspekte und viele Arten sind auch aus Naturschutzsicht äußert spannend.
Der praktische Aufwand ist zudem vergleichsweise niedrig, da meist eine (oder zwei) Begehungen zwischen Mitte Mai und Anfang Juni ausreichen. Ziel ist ein Trendmonitoring, aber natürlich trägt das Monitoring auch zur Ermittlung von tatsächlichen Beständen bei. Nach Freischaltung und Digitalisierung des Koloniestandortes können Sie Ihre Erfassung einfach per ornitho.de/NaturaList-App melden.
Wenn Sie in Ihrer Nähe Brutplätze kennen, die Sie gerne alljährlich erfassen möchten, melden Sie sich bitte bei der Koordinierungsstelle Vogelmonitoring oder am besten direkt bei der AG Möwen . Weitere Informationen zur Möwenerfassung finden Sie hier.
05.05.2025
Vorläufiger Rückblick auf das Birdrace 2025
Seit dem 04. Mai 00:00 Uhr ist das Birdrace 2025 wieder Geschichte. Wir wagen eine erste vorläufige Rückschau.
Das Birdrace begann in NRW vielerorts mit günstigen Wetterbedingungen, es war weder besonders heiß noch besonders kalt, kaum windig und mancherorts schien sogar die Sonne. Der Nachmittag war dann vielerorts ganz anders. Zum Teil gab es heftige Gewitter mit Platzregen und Sturm, so dass so manches Team mindestens eine ungewollte längere Pause einlegen musste. Großes Lob an alle „Fahrradteams“, die es geschafft haben, dem Wetter zu trotzen!
Bundesweit gibt es bisher Ergebnisse von 852 Teams mit 2910 Teilnehmenden. Erstaunliche 329 Arten wurden festgestellt. Vielleicht noch wichtiger ist, dass beim Spendenrennen mehr als 50.000 € eingenommen wurden –wichtige Gelder für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2. Auch ein Blick auf die Birdracer:innen selbst ist spannend: Der Frauenanteil liegt bei knapp 40 % und knapp die Hälfte der Teams war umweltfreundlich unterwegs. Leider war der Anteil der Nachwuchsteams mit unter 7 % etwas niedriger als in den letzten Jahren. Die Birdrace-Statistiken liegen damit etwa im Bereich der Vorjahre, wobei wahrscheinlich noch einige Daten nachgetragen werden und es für ein echtes Fazit noch zu früh ist.
NRW ist das Ursprungsland des Birdrace und für uns besonders spannend ist natürlich der Blick auf den eigenen Vorgarten: Zwei der drei erfolgreichsten Teams bei der Spendensammlung kommen aus NRW und wer regelmäßig Birdrace-Statistiken verfolgt, kennt die Namen schon: Das „TEAM BO-BACHTER“ liegt mit 4267,00 € vor „Birding for Nature“ (3892,50 €): Sie sind die beiden besten deutschen Spendenteams (auf Platz zwei liegt ein Team aus Luxemburg). Zwischen Eifel und Weser waren 177 Teams mit 532 Personen am Start – so viele wie in keinem anderen Bundesland, wobei wir pro Einwohner gerechnet durchaus noch Potential haben. Mit 215 nachgewiesenen Arten liegt NRW im Artenranking der Bundesländer auf Platz 6. Vor uns liegen wenig überraschend die Länder mit Küsten- oder Alpenlebensräumen, aber NRW ist immerhin vor den ostdeutschen Bundesländern mit ihren großräumigeren naturnahen Landschaften. Die meisten Arten wurden in NRW in den Kreisen bzw. Städten Münster (163), Borken (149) und Wesel (142) nachgewiesen. Als ehrenvolle Erwähnung sei noch ergänzt, dass Herford mit 140 Arten knapp dahinter auf Platz vier folgt. Unter den Kreisteams aus NRW waren die Ornis der „rADLERaugen“ aus Borken, „Willst Du viel, find den Triel“ aus Münster und die Mitglieder der „BORnis“ mit mehr als 130 Arten besonders erfolgreich. Auch bei den Teams im selben Kreis kamen die „BORnis“ mit 135 Arten auf Platz 1 und „Willst Du viel, find den Triel“ landete hier mit 132 Arten auf Platz 2.
Selbstverständlich wurden auch einige Besonderheiten beobachtet, wobei es schwer fällt, hier einzelne Beobachtungen herauszupicken, zumal diese eigentlich für jede Region und jedes Team einzeln betrachtet werden müssten. Beobachtungen von Arten wie Nachtreiher, Schmarotzerraubmöwe oder Rohrdommel sind aber für ganz NRW jedenfalls nicht alltäglich. Einen nachdenklichen Gedanken möchten wir bei allem Spaß aber auch nicht verschweigen. Manche Arten, die während der Anfänge des Birdrace noch selbstverständlich waren, werden immer seltener beobachtet. Wir sind gespannt, wie viele Teams noch einen Feldsperling beobachten konnten und Arten wie Girlitz und Birkenzeisig sind in NRW nur noch lokal verbreitet.
Ganz viele weitere Details, Statistiken und Rankings, darunter beispielsweise die Singvogelwertung, finden sich auf birdrace.dda-web.de . Wir hoffen, alle Teilnehmenden haben das Birdrace genossen, sich etwas erholt und freuen sich schon auf das Birdrace 2026.
25.04.2025
Tag der Streuobstwiese
Heute ist Tag der Streuobstwiese – diese alte Kulturlandschaft ist prägend für weite Regionen von NRW und beherbergt nicht selten eine ganz eigene Vogelwelt
Streuobstwiesen sind eine besondere Form des Obstanbaus. Hier finden sich in lockerer Art breitkronige Hochstämme verschiedener Obstbaumsorten. Das darunter befindliche Grünland wurde als Weide für Rinder und Schafe oder für die Mahd („Einstreu“) genutzt. In NRW waren bis ins 20. Jahrhundert fast alle Dörfer, Weiler und Einzelgehöfte von Obstwiesen umgehen. Seitdem setze jedoch ein massiver Verlust dieser Flächen ein. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen haben sich ausgeweitet, im modernen Obstbau dominieren Niederstämme, die oft unter intensivem Biozideinsatz im Rahmen der industriellen Landwirtschaft angebaut werden und die Pflege der Obstwiesen erfordert einen gewissen Aufwand. Heute gibt es nur noch einen Bruchteil der Obstwiesen, die es noch vor einigen Jahrzehnten gab. Außerdem sind viele Bestände überaltert. Erst seit einiger Zeit wird die Bedeutung von Streuobstwiesen für Kultur und Natur wieder erkannt und es kommt gebietsweise sogar zu Nachpflanzungen, auch wenn eine echte Trendwende noch nicht gelungen ist.
Streuobstwiesen sind nicht nur kulturell und natürlich kulinarisch von Bedeutung, sie sind ein besonderer Lebensraum. Hier leben einige charakteristische Vogelarten, die leider oft genauso bedroht sind wie der Lebensraum Streuobstwiesen selbst. Alte Obstbaumhochstämme neigen dazu, Spalten, Risse und Höhlen auszubilden, die als Brutplatz von Höhlenbrütern genutzt werden. Darunter ist auch unser Logovogel, der Steinkauz, der als Schirmart für die ganze Lebensgemeinschaft angesehen werden kann. Steinkäuze finden hier auch Nahrung in Form von Regenwürmern und Nagern, die sich auf kurzrasigen Flächen leichter erbeuten lassen während unter hohen Grasbeständen die Beute viel schwieriger auszumachen ist. Ähnliches gilt für Gartenrotschwänze. Als Insektenfresser finden auch sie hier reichlich Wirbellose als Beute und auch Feldsperlinge, Meisen, Stare und andere brüten erfolgreich in Obstwiesen. An wenigen Stellen kann man auch manchmal die ungewöhnlichen an einen Falken erinnernden Gesangsreihen des Wendehalses in alten Obstbaumlandschaften hören. Oft dauert es jedoch Jahrzehnte bis Obstbäume ausreichend Höhlen ausgebildet haben, um als Nistplatz in Frage zu kommen. Dem Erhalt alter Obstwiesen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Auf wieder neuangelegten Flächen können vor allem als Übergangslösung daher auch Nisthilfen sinnvoll sein. So gibt es für Steinkäuze natürlich spezielle Niströhren, die manchmal auch von Hohltauben angenommen werden. Gartenrotschwänze brüten in Halbhöhlen oder Kästen mit ovalem Einflugloch, Feldsperlinge bevorzugen sehr kleine Einfluglöcher und Starenkästen haben etwas größere Löcher. Neben Insekten, die Blüten besuchen oder im alten Holz leben stellt natürlich auch das Obst selbst einen Lebensraum dar. Meist wird nicht alles geerntet und heruntergefallene oder hängengebliebene Früchte bieten entweder indirekt über Insekten Nahrung oder werden von fruchtfressenden Vögeln gerne angenommen. Im Sommer finden sich Pirole und natürlich Stare an Kirschen, im Herbst und Winter finden Rot- und Wacholderdrosseln Nahrung an Fallobst während in Einflugjahren Seidenschwänze sich über die letzten noch hängenden Äpfel hermachen.
Der Tag der Streuobstwiese (#EuropeanOrchardDay) wird in Europa von verschiedenen Organisationen veranstaltet, darunter z.B. auch „Birdlife Europe“. Wer Streuobstwiesen und seine Bewohner unterstützen möchte kann sich natürlich allgemein im Vogelmonitoring und Vogelschutz engagieren, bei der Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen helfen und im besten Fall vielleicht sogar im eigenen Garten bzw. auf dem eigenen Grundstück Hochstammobstbäume pflanzen und erhalten. Wer keine Möglichkeit zum praktischen Schutz hat, kann Produkte aus Streuobstwiesen kaufen, manche Biologische Stationen bieten z.B. Obstsäfte von regionalem Streuobstwiesen an.