Aktuelle Meldungen

30.12.2022

Seltene Laubsänger in NRW

Taigazilpzalp
Taigazilpzalp am Rheinufer in Königswinter
(© Darius Stiels)

Der Dezember 2022 in NRW war ornithologisch außergewöhnlich. Nach dem Einflug der Dreizehenmöwen fiel der Monat auch durch andere seltene Gäste auf. In NRW sind eigentlich nur drei Laubsängerarten regelmäßig zu beobachten: Zilpzalp, Fitis und Waldlaubsänger, die alle auch Brutvögel bei uns sind. Laubsänger sind jedoch eine artenreiche Familie und in Westeuropa erscheinen vor allem im Herbst immer wieder Gäste aus deutlich weiter östlich gelegenen Brutgebieten. In den letzten Wochen wurden gleich drei unterschiedliche interessante Taxa gemeldet: In Bad Salzuflen war ein Goldhähnchen-Laubsänger, in Paderborn ist ein Tienschan-Laubsänger und zum Jahresende wurde in Königswinter noch ein Taigazilpzalp beobachtet! Diese Vögel überwintern normalerweise viel östlicher im südlichen Asien.

Ob hinter dem Auftauchen der Vögel ein gemeinsamer Prozess steckt - z.B. eine östliche Wetterströmung Mitte des Monats oder andere Faktoren eine Rolle spielen, lässt sich vermutlich nie mit abschließender Sicherheit feststellen. Die Vögel haben jedoch für Begeisterung unter vielen Ornis gesorgt und natürlich hoffen wir, dass die aktuell noch anwesenden Vögel noch ein bisschen länger bleiben und mit viel Glück auch ihren Weg zurück in ihre östlichen Brutgebiete finden werden. Die Beobachtungen sind selbstverständlich vorbehaltlich einer Anerkennung durch die Avifaunistische Kommission.

Viele Laubsänger können als Ausnahmeerscheinungen übrigens auch im Siedlungsbereich auftauchen. Sie sind nicht immer einfach zu bestimmen und es lohnt sich, sich mit den Bestimmungsmerkmalen inklusive ihrer Lautäußerungen vertraut zu machen und natürlich Augen und Ohren aufzuhalten. Bei Verdacht auf eine Seltenheit sollten am besten Fotos und/oder Tonaufnahmen gemacht werden und die festgestellten Merkmale notiert werden.

 

 

28.12.2022

Grauammern im Winter gesucht!

Grauammer
Graummerbeobachtungen bitte bei ornitho.de melden (© Bernhard Glüer)

Die Grauammer ist eine typische Art der Agrarlandschaften. In NRW gibt es noch regelmäßige Vorkommen in den rheinischen Börden und der westfälischen Hellwegbörde. Wie viele andere Feldvögel gehört sie bei uns zu den stark im Bestand zurückgehenden Arten. In jüngster Zeit sind aber in einigen Regionen, wie zum Beispiel der westfälischen Hellwegbörde, leichte Zunahmen erkennbar. Dies betrifft sowohl die Zahl der Brutreviere als auch die Feststellungen von Grauammertrupps im Winter. Da die Art auch den Winter bei uns ist, ist sie auf ein ausreichendes Nahrungsangebot angewiesen. Gerne sucht sie daher Vertragsnaturschutzflächen wie Blühflächen, Brachen oder nicht geernetetes Getreide auf. Die Biologischen Stationen der Kreise Bonn-Rhein-Erft, Düren, Euskirchen und Soest und die AG Feldvögel führen in der ersten Januarwoche eine abgestimmte Erfassung überwinternder Grauammern in den regionalen Schwerpunktgebieten durch. Darüber hinaus sind aber alle weiteren Winterbeobachtungen der Art aus NRW interessant.

Wir rufen daher Vogelbeobachter*innen dazu auf, in den kommenden Wochen verstärkt auf die Art zu achten und ihre Beobachtungen bei ornitho.de zu melden.

Ralf Joest (AG Feldvögel)

 

 

21.12.2022

Grüße zum Jahresende

Schneeammer
Schneeammer (© Angelika Meister)

Wir wünschen allen NWO-Mitgliedern und allen Aktiven in Vogelschutz und Vogelmonitoring entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Für 2023 wünschen wir Euch Gesundheit und viele tolle Vogelbeobachtungen! Wenn es schon keine weiße Weihnacht gibt, hoffen wir die Schneeammer von Angelika Meister sorgt bei Euch für die richtige winterliche Stimmung.

Der NWO-Geschäftsstelle und auch der Vorstand ist aktuell noch aktiv, wir gehen aber in Kürze in die Winterpause und sind im neuen Jahr wieder für Sie da.

Aus der NWO-Geschäftsstelle
Kathrin & Darius

 

 

16.12.2022

Neuer Charadrius erschienen

Charadrius-Cover
Eine Wiesenschafstelze (© Hans Glader) ziert das Cover des aktuellen Charadrius

Der neue Charadrius ist frisch aus der Druckerpresse und sollte in den nächsten Tagen bei unseren Mitgliedern im Briefkasten liegen. Das neue Heft enthält fünf spannende Beiträge. Der erste aus der OAG Recklinghausen stellt die Ergebnisse einer Erfassung von Feldlerchen und Wiesenschafstelzen vor. Im zweiten Artikel, an dem Mitglieder verschiedener Verbände und Behörden beteiligt waren, geht es um die Bestandszunahme des Rotmilans im Kreis Coesfeld. Dass die Heidelerche im westlichen Ruhrgebiet Brutvogel ist, konnte ein Autorenteam aus Duisburg und Oberhausen feststellen. Im nächsten Artikel beleuchtet Falko Drews die Rolle von Buhnen und anthropogenen Störungen auf Wasservögel am Rhein bei Bonn. Im letzten Beitrag berichtet Michael Kuhn über den Nachweis einer Westlichen Heringsmöwe mit israelischem Ring in der Zülpicher Börde. Die NWO-Mitteilungen erscheinen nun nicht mehr als getrennte Hefte, sondern sind integraler Bestandteil des Charadrius - auf rund 30 Seiten gibt es viele interessante Rubriken und Neuigkeiten aus Vogelkunde und Vogelschuz in NRW. Die aktuelle NWO-Mitteilung genauso wie ältere Ausgaben sind wie gewohnt hier auch frei als pdf-Datei verfügbar.

Erschienen ist Heft 1-4 des Bandes 58 - das ist der aktuelle Jahrgang des Jahres 2022. Vielleicht wundern Sie sich, dass der Jahrgang 2021 noch nicht erschienen ist. Keine Sorge - dieser ist gerade in Arbeit und wird noch (voraussichtlich in Form von zwei Doppelheften) nachfolgen. Hier kam es leider zu Verzögerungen. Das jetzige Vierfachheft ist übrigens das erste, das von einem neuen Redaktionsteam herausgegeben wird. Ab dem Jahrgang 2023 (Band 59) soll der Charadrius dann immer pünktlich zweimal im Jahr erscheinen - einmal am Jahresanfang, einmal in der zweiten Jahreshälfte. Ausführliche Details zum erneuerten Charadrius finden sich im neuen Heft.

Der Charadrius ist für Mitglieder kostenlos, kann aber zum Preis von 25,00 € bei der Geschäftsstelle bezogen werden.

 

 

 

 

13.12.2022

Ankündigung Rotmilan-Schlafplatzzählung 07./08. Januar 2023

Rotmilan
Am ersten Januarwochenende ist die Rotmilan-Schlafplatzzählung (© Hans Glader)

Seit 2007 werden in Europa am ersten Januar-Wochenende überwinternde Rotmilane an ihren Schlafplätzen erfasst. International koordiniert werden die Zählungen von der Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) in Frankreich. Die Zählung in diesem Winter findet am 7./8. Januar 2023 statt. Obwohl die traditionellen Überwinterungsgebiete des Rotmilans in Spanien, Portugal und im Süden Frankreichs liegen, versuchen Rotmilane immer häufiger den Winter in der Nähe ihres mitteleuropäischen Brutgebietes zu verbringen. Deswegen wird auch in Deutschland seit dem Winter 2015/2016 zur Rotmilan-Schlafplatzzählung aufgerufen.

Bei der Zählung im vergangenen Winter wurden 83 Schlafplätze in Deutschland kontrolliert. Die größten Sammelschlafplätze fanden sich dabei in Mittel- und Ostdeutschland und im Alpenvorland. Doch auch aus anderen Regionen - auch aus NRW - werden zunehmend überwinternde Rotmilane gemeldet. Das legt die Vermutung nahe, dass noch nicht alle Schlafplätze entdeckt wurden. Die Suche nach winterlichen Rotmilan-Schlaf- und Sammelplätzen bleibt also spannend ...

Wenn Sie aktiv im Januar dabei sein möchten, können Sie Kontakt mit den zuständigen Koordinierenden aufnehmen - in NRW ist die AG Greifvögel um Jens Brune aktiv. Vögel können einfach über ornitho.de (unter Angabe Schlaf- bzw. Sammelplatz) gemeldet werden. Alle Infos dazu gibt es hier.

Um Anfang Januar erfolgreich Schlafplätze kontrollieren zu können, lohnt es sich schon jetzt, die Augen offen zu halten, bereits bekannte Schlafplätze und Sammelstellen zu melden und Kontakt zu den Koordinierenden aufzunehmen. Nur so können in dem begrenzten Zeitraum des Zählwochenendes erfolgreich flächendeckend Schlafplätze kontrolliert werden.

Quelle: Meldung des DDA zur Rotmilanzählung.

 

 

04.12.2022

Einflug Dreizehenmöwen

Dreizehenmöwe
Dreizehenmöwe am Rhein nördlich Bonn (© Darius Stiels)

In diesem Spätherbst/Frühwinter ist es zu einem ungewöhnlichen Ereignis gekommen: Seit wenigen Wochen gibt es einen erstaunlichen Einflug von Dreizehenmöwen nach Westeuropa. Diese Möwenart brütet in Deutschland nur auf Helgoland und ist ein typischer Bewohner der nordatlantischen Vogelfelsen. Im Winter sind die Vögel meist weit draußen auf dem Meer. Möglicherweise durch Stürme auf dem Atlantik wurden nun einige Vögel auch ins Binnenland verdriftet. Auch an den westeuropäischen Küsten, wo Dreizehenmöwen regelmäßiger beobachtet werden, ist die Zahl wohl ungewöhnlich hoch. Außerdem scheinen auch einige andere eigentlich pelagisch lebende Vogelarten wie das Thorshühnchen verstärkt im Binnenland Westeuropas beobachtet worden zu sein. Der Einflug hat mittlerweile auch Nordrhein-Westfalen erreicht. So gibt es Beobachtungen insbesondere im Rheinland bzw. am Niederrhein auf Seen und am Rhein (selbstverständlich alles vorbehaltlich der jeweiligen Anerkennung durch die Avifaunistische Kommission). Die bisher beobachteten Dreizehenmöwen waren voll flugfähig und wir drücken die Daumen, dass die möglicherweise erschöpften Vögel ihren Weg zurück ans Meer finden.

Einen aktuellen Kartenüberblick über das bisherige Auftreten gibt es auf ornitho.de. Einen schönen Beobachtungsbericht über eine heute entdeckte Dreizehenmöwe bei Niederkassel-Mondorf gibt Lukas Folger auf der Homepage der OAG Bonn.

 

 

17.11.2022

Bundesweite Uferschwalbensaison und neue Brutvögel in Deutschland

Uferschwalbe
Uferschwalben (© Hans Glader)

Der Dachverband Deutscher Avifaunisten blickt in seiner einmal im Quartal erscheinenden Rubrik in der Zeitschrift Falke auf die vergangene Jahreszeit zurück. In der aktuellen Ausgabe ist ein ausführlicher Beitrag über die letzte Uferschwalbensaison. Die Vögel erschienen recht spät und insgesamt war das Jahr nicht so gut wie 2021. Es blieb in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020.

Wir sind uns sicher, dass auch die Beiträge über zwei neue Brutvögel in Deutschland: Zwergscharbe und Gryllteiste auch in NRW von Interesse sind. Während Gryllteisten in NRW auch zukünftig sicher eine sehr seltene Ausnahmeerscheinung bleiben wird, muss die Ausbreitung der Zwergscharbe auch in NRW gut beobachtet werden. Geeignete Brutlebensräume dürfte es auch bei uns geben und vielleicht taucht diese südöstlich verbreitete Vogelart ja auch bald bei uns als Brutvogel auf...

Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. Weitere Informationen zum Uferschwalbenmonitoring in NRW gibt es hier.

 

 

11.11.2022

Beobachtungstipp: Überwinternde Raubwürger

Raubwürger
Raubwürger sitzen oft auf Baumspitzen
(© Darius Stiels)
Raubwürgerkarte
Raubwürgerbeobachtungen in NRW - Herbst 2020-2022 (ornitho-regioportal.de)

Raubwürger gehören zu den seltensten Brutvögeln in NRW. Einst brüteten sie fast überall in Mitteleuropa. Leider sind ihre Brutlebensräume, abwechslungsreiche Kulturlandschaften, Heiden und Moore mit einem hohen Vorkommen an bodenbewohnenden Großinsekten, heute vielfach zerstört oder nur noch kleinräumig vorhanden. In NRW gilt die Art als vom Aussterben bedroht. Die letzten Brutvorkommen befinden sich im Südosten von NRW. Erfreulicherweise scheint die Art dort auch Kahlschläge zu besiedeln, so dass der Abwärtstrend - zumindest kurzfristig - gestoppt scheint. Natürlich können sich auch gezielte landschaftspflegerische Maßnahmen positiv auswirken. Die meisten Ornis in NRW beobachten Raubwürger jedoch im Winterhalbjahr.

Raubwürger sind bei uns nämlich nicht nur Brutvögel, sondern auch Wintergäste. Mitteleuropäische Brutvögel sind Teilzieher, die den Winter in der Nähe des Brutgebietes zu verbringen scheinen oder überwiegend nach Südwesten ziehen. NRW erhält aber auch Zuzug von nordischen Brutvögeln. Einen guten Überblick über das bekannte Zuggeschehen gibt die entsprechende Karte im „migration atlas“. Raubwürger sind jedoch keineswegs häufige Wintergäste und auf der Roten Liste der wandernden Vögel in NRW stehen sie als stark gefährdet. Oft gibt es traditionelle kleinräumige Überwinterungsgebiete, in denen nahezu alljährlich Einzelvögel beobachtet werden können. Typische Winterlebensräume sind neben den genannten Heiden, Mooren und Kahlschlägen auch grünlandreiche Gebiete, oft mit Hecken, Alleen und Hochstamm-Obstwiesen. Auch Feuchtgebiete mit Schilf können Winterreviere beherbergen. In der kalten Jahreszeit können Raubwürger auch verstärkt im Tiefland, z.B. am Niederrhein oder im Münsterland beobachtet werden. Sie halten von Baumspitzen oder Weidepfählen Ausschau nach Kleinsäugern u.a. möglicher Beute, die als Vorrat nach Würgerart manchmal auf Stacheldraht oder auf den Dornen oder Stacheln von Sträuchern aufgespießt wird. Manchmal sieht man die etwa drosselgroßen Vögel auch rüttelnd bei der Jagd. Eigentlich sind die auffällig grau-schwarz-weiß gefärbten Singvögel vergleichsweise gut zu erkennen; sie sind aber manchmal scheu, so dass ein Absuchen der Landschaft mit dem Fernglas oder Spektiv hilfreich ist. An sonnigen Wintertagen können Raubwürger vereinzelt sogar singend gehört werden. Wer mit dem eigentümlichen Gesang bisher nicht vertraut ist, sollte sich unbedingt mal eine Aufnahme (z.B. auf xeno-canto.org) anhören. Gerade in einigen Mittelgebirgen gibt es Bereiche, die aufgrund ihrer geringeren menschlichen Siedlungsdichte nicht so oft von Ornis aufgesucht werden. Überwinterende Raubwürger werden seit einiger Zeit in NRW und bundesweit grundsätzlich auch im Rahmen der Wasservogelzählung erfasst, auch wenn dabei natürlich nur wenige potentielle Überwinterungsgebiete mitberücksichtigt werden können.

Einige Winterreviere sind jetzt schon besetzt, in anderen werden die Vögel wohl erst in den nächsten Wochen beobachtet. Wer das Glück hat, einen Raubwürger zu entdecken, sollte die Beobachtung wie gewohnt auf ornitho.de melden, um unsere Kenntnis über das Vorkommen dieses ungewöhnlichen Vogels zu erweitern. Wir wünschen tolle Beobachtungen und viel Erfolg bei der Suche.

 

 

10.11.2022

Homepage des DDA in neuem Gefieder

Höckerschwan
Die neue Startseite des DDA

In den letzten Monaten wurde die Homepage unseres Dachverbandes gründlich überarbeitet. Der DDA präsentiert sich nun in zeitgemäßem Design, die Homepage wurde inhaltlich verbessert und deutlich benutzerfreundlicher gestaltet. Auf www.dda-web.de gibt es alle Informationen zum Vogelmonitoring in Deutschland. Hier finden Sie Mitmachmöglichkeiten, Veröffentlichungen und können sich über die umfassende Tätigkeit des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) informieren. Aktuell stehen noch nicht alle Inhalte wieder zur Verfügung, aber das wird demnächst geschehen. Wir wünschen viel Freude beim Stöbern!

Natürlich finden Vogelbeobachter*innnen, die sich an einem Monitoringprogramm bei uns in NRW beteiligen möchten, weiterhin (fast) alles und sogar noch einiges mehr auch auf unseren eigenen Seiten, z.B. unter der Rubrik Welches Monitoringprogramm ist das richtige für mich?.

 

 

29.10.2022

Bruterfolgsmonitoring Gänse und Schwäne

Höckerschwan
Adulte und diesjährige Höckerschwäne
(© Darius Stiels)

Im Rahmen des Monitorings rastender Wasservögel hat der DDA ein neues bundesweites Monitoring-Modul vorgestellt. Das Bruterfolgsmonitoring bei Gänsen und Schwänen (GuS) ist eine Ergänzung zu den bestehenden Zählungen der Sommergänse, der Wintergänse und Wasservögel und bietet sich gerade für Gelegenheitsbeobachtungen an.

Wer rastende Gänse und Schwäne beobachtet, ist mit dem neuen Programm eingeladen, etwas genauer hinzuschauen. Ziel des Programms ist es nicht primär, Bestände zu erfassen, sondern vielmehr anhand des Jungvogelanteils den Bruterfolg der Vögel zu bestimmen. Die Datenerhebung erfolgt insbesondere von Oktober bis Dezember für die Wintergäste und im Juli/August für die lokalen Brutvögel. Bei den hier überwinternden Gänsen sind so in letzter Konsequenz sogar Rückschlüsse auf die Bedingungen in den arktischen Brutgebieten möglich, die sonst kaum zu erfassen wären.

Die Dateneingabe erfolgt wie bei Beobachtungen sonst auch über ornitho.de und die Naturalist-App. Eine spezielle Anmeldung ist hier nicht erforderlich. Bei der Eingabe sind jedoch einige Punkte zu beachten. Beispielsweise soll die Erfassung punktgenau erfolgen, Trupps müssen immer vollständig gezählt werden, Angaben zum Rast- oder Nahrungshabitat sind erforderlich, das Feld zur Präzisierung der Beobachtung soll ausgefüllt werden und vor allem sollen die Altersangaben vollständig und natürlich korrekt sein. Dazu gibt es folgende Materialien, die alle zu beachtenden Informationen wunderbar zusammenfassen.

Ganz wichtig: Für Zählende der Zählung der Wintergänse (GuS), der Wasservogelzählung (WVZ) und der Sommergänse ändert sich nichts. Die Bestimmungshilfe ist aber natürlich für alle Vogelbeobachter*innen empfehlenswert und darf gerne überall genutzt werden.

 

 

27.10.2022

Vogel des Jahres 2023: Braunkehlchen in NRW

Braunkehlchen
Vogel des Jahres 2023: Braunkehlchen
(© Hans Glader)

Bei der von NABU und LBV veranstalteten Wahl zum Vogel des Jahres 2023 wurde das Braunkehlchen mit mehr als 40 % der 135.00 abgegebenen Stimmen eindeutiger Sieger. Es verwies damit Feldsperling, Neuntöter, Trauerschnäpper und Teichhuhn auf die weiteren Plätze, wie der NABU heute auf seiner Homepage bekannt gab.

Das Braunkehlchen ist unter den Kandidaten auch die am stärksten bedrohte Art. Es steht wie kaum ein anderer Singvogel für die gefährdeten Lebensräume unserer feuchten mageren Wiesen und Weiden. Braunkehlchen gehören verwandtschaftlich zur Familie der Schnäpper. Ihr Name wird dem kontrastreichen Gefieder kaum gerecht. Der weiße Überaugenstreif, die orange überhauchte Brust und ein schwarz-weißes Schwanzmuster machen vor allem die Männchen im Prachtkleid auch für den menschlichen Betrachter überaus attraktiv. Weibchen sind meist etwas weniger kontrastreich gefärbt, aber kaum minder ansprechend gefärbt. Braunkehlchen sind Zugvögel, die nur in den Sommermonaten bei uns zu beobachten sind, den Winter als Langstreckenzieher aber in Afrika verbringen. In NRW sind Braunkehlchen fast nur noch auf dem Durchzug im April/Mai und August/September zu beobachten. In Nord- und Osteuropa gibt es teilweise noch größere Brutbestände. Einst waren Braunkehlchen in ganz NRW auch als Brutvögel flächendeckend verbreitet und häufig. Aktuell gibt es nur noch vergleichsweise winzige Restvorkommen in unserem Bundesland. Wo früher magere Wiesen, Weiden und Niedermoore vom abwechslungsreichen Gesang des kleinen Singvogels erfüllt waren, gibt es heute trockengelegte Moore, die die Klimakrise anheizen, Ackerland für Biogas und überdüngte Fettweiden und Wiesen, die mehrfach im Jahr geschnitten werden. Löwenzahnwiesen, die unwissende Besucher und Tourismusverbände erfreuen mögen, sind vergleichsweise ökologisch wertlos. Übrigens zeigen Studien, dass für den Bestandsrückgang Gefahren im Winterquartier keine wesentliche Rolle spielen und selbst die katastrophale Zugvogeljagd um das Mittelmeer kommt lediglich als Faktor hinzu. Die Ursachen für den Bestandsrückgang liegen bei uns in den Brutgebieten.

Braunkehlchen
Braunkehlchen brauchen naturnahe Wiesen und Weiden (© Hans Glader)

Braunkehlchen leben heute nur noch in ganz wenigen Schutzgebieten Nordrhein-Westfalens. Im einst dicht besiedelten Tiefland ist die Art ausgestorben und selbst in der Eifel gibt es höchstens noch Einzelpaare. Selbst die Karte in unserem Brutvogelatlas aus dem Zeitraum 2005-2009 zeigt mittlerweile leider ein viel zu positives Bild. Winzige Restbestände halten sich im südlichen Westfalen. Aber auch hier sind es im Vergleich zu früher nur noch winzige Bestände, die es auch dort nur noch in entsprechend gemanagten Schutzgebieten gibt. Die letzte Rote Liste gibt den Bestand mit 200-250 Brutpaaren an, wobei sowohl der Lang- als auch der Kurzzeittrend eine starke Abnahme verzeichnen. Das Braunkehlchen ist in NRW vom Aussterben bedroht. Oft genug werden Braunkehlchennester auch bei der Mahd zerstört. Managementpläne (wenn es sie denn gibt) für Schutzgebiete werden in NRW bisher nur unzureichend umgesetzt, der Stickstoffeintrag aus der Luft verändert die Lebensräume, Sukzession durch Gebüsche macht Gebiete für Braunkehlchen unattraktiv und lokal mag auch Prädation eine Rolle spielen, wenn auch für den langfristigen Abwärtstrend rein anthropogene Faktoren wie die Veränderung der Landnutzung ursächlich für das Verschwinden der Art sind. Hoffnung speist sich aktuell vor allem aus lokalen Schutzgebietsbemühungen im Bereich der letzten Kernvorkommen der Art, wo meist Biologische Stationen versuchen, das Aussterben der Art zu verhindern. Die durchgeführten Maßnahmen z.B. in der Medebacher Bucht und im Raum Burbach zeigen, dass es möglich ist, das Braunkehlchenbestände zu stabilisieren - eine Trendumkehr ist möglich!

Das Braunkehlchen ist aufgrund seiner Umweltansprüche Schirmart für eine ganze Landschaft. Unzählige Insekten, Pflanzen, Vögel wie Bekassine oder Wachtelkönig und viele weitere Organismen leb(t)en im selben Lebensraum wie das Braunkehlchen und teilen leider sein Schicksal. Das Braunkehlchen steht für bunte Blumenwiesen und Weiden voller Schmetterlinge. Wenn wir möchten, dass das Braunkehlchen und seine Brutheimat uns zumindest in Resten erhalten bleibt, müssen Schutzgebiete in NRW ihren Namen endlich verdienen und gleichzeitig muss großräumig der Eintrag von Bioziden und Stickstoff drastisch gesenkt werden.

 

 

23.10.2022

Kommen die Invasionsvögel?

Kiefernkreuzschnabel
Aktuell sind Kiefernkreuzschnäbel in Norddeutschland unterwegs (© Darius Stiels)

Jeden Winter hoffen Vogelbeobachter*innen in NRW auf den Einflug sogenannter Invasionsvögel. Damit sind in diesem Fall nicht etwa invasive nicht-heimische Arten gemeint und es handelt sich auch nicht um irgendeine diffuse ornithologische Bedrohung. Einige Brutvögel ziehen in manchen Wintern einfach weiter als in anderen - meist ist übrigens Nahrungsmangel der Auslöser für diese Evasionen (oder eben Invasionen aus Sicht des Überwinterungsgebietes). Unter den nordischen Brutvögeln trifft das z.B. auf Seidenschwanz und Kiefernkreuzschnabel zu, die alle paar Jahre verstärkt in Mitteleuropa auftauchen. Aktuell gibt es vermehrte Meldungen der sehr seltenen Kiefernkreuzschnäbel. Ihr Brutgebiet beschränkt sich normalerweise auf den Taigagürtel. Äußerlich sind sie Fichtenkreuzschnäbeln sehr ähnlich und am einfachsten am größeren Schnabel und der stiernackigen Gestalt zu erkennen. Auch im äußersten Nordosten NRWs gibt es aktuelle Beobachtungen. Wer selbst nach Kiefernkreuzschnäbeln Ausschau hält, hat in Nadelwäldern, aber auch in Heidegebieten mit einzelnen Waldkiefern die besten Chancen.

Die zweite und deutlich häufiger beobachtete Art, die es in manchen Jahren bis nach NRW schafft, ist der Seidenschwanz. Noch ist komplett unklar, ob 2022/23 wieder ein Seidenschwanzwinter wird, aber die Zahl der Ebereschenbeeren - eine der Hauptnahrung der schönen Vögel - scheint in Nordeuropa diesen Herbst nicht allzu groß. Viele Seidenschwänze sind aktuell schon in Südskandinavien und im Vereinigten Königreich wird schon heftig spekuliert, dass die ersten Vögel dort in den nächsten Tagen auftauchen sollten. In NRW dürfte es aber sicher noch länger dauern und es ist noch gänzlich unklar, ob die Vögel überhaupt bis zu uns fliegen. Die wochenaktuelle Vebreitung der Seidenschwänze und vieler anderer Vögel lässt sich auf dem Eurobirdportal verfolgen. Draußen lohnt der Blick auf von Misteln befallene Bäume. Auch Apfelbäume werden gerne aufgesucht, solange diese noch Früchte tragen. Wir drücken die Daumen!