Aktuelle Meldungen
01.06.2025
Wer macht den Sommer? Schwalben in NRW
Heute ist meterologischer Sommeranfang. Alle drei regelmäßig in Nordrhein-Westfalen brütenden Schwalben sind längst in ihren Brutgebieten angekommen und die meisten sind bereits eifrig mit der Brut beschäftigt. Allerhöchste Zeit also, um sich mit den heimischen Schwalbenarten vertraut zu machen, aber welche Arten sind es, wo leben sie, wie kann man sie unterscheiden und wie sieht es eigentlich um den Schutz der Schwalben aus?
Schwalben sind wie kaum eine andere Singvogelfamilie an das Leben in der Luft angepasst. Weltweit werden aktuell 92 Arten unterschieden (IOC World Bird List 15.1, www.worldbirdnames.org), von denen drei regelmäßig in NRW brüten: Rauchschwalbe, Mehlschwalbe und Uferschwalbe. Alle drei sind elegante schlanke Vögel mit dreieckig wirkenden, spitzen, relativ langen Flügeln und meist auffällig gegabelten Schwänzen.
Rauchschwalbe Hirundo rustica
Die Rauchschwalbe ist vielleicht die bekannteste heimische Schwalbenart. Rauchschwalben sind oberseits dunkelblau mit langem Schwanz, wobei vor allem die Männchen auffällige Schwanzspieße haben, die Jungvögeln im Spätsommer aber noch fehlen und die deshalb manchmal mit anderen Arten verwechselt werden. Unterseits haben die Vögel eine rötliche Kehle, die von einem dunkelblauen Brustband abgeschlossen wird. Der Bauch ist weiß, kann aber bei einzelnen Vögeln auch hier bei uns rötlich sein. Wer in gängige Bestimmungsbücher schaut, denkt dabei vielleicht irrtümlich an Unterarten aus anderen Regionen. Rauchschwalben sind fast kosmopolitisch verbreitet. Sie leben als Brutvögel in ganz Europa, weiten Teilen Asiens und Nordamerika, die Winterquartiere liegen in den Tropen. „Unsere“ Schwalben überwintern in Afrika südlich der Sahara. Heute kaum zu glauben, aber früher dachte man, die Vögel würden im schlammigen Grund von Gewässern überwintern. Vielleicht spielten Schlafplätze im Schilf an Gewässerrändern eine Rolle bei der Entstehung dieser Vermutung.
Rauchschwalben brüten vor allem im Inneren von Gebäuden, insbesondere in eher dunkleren Viehställen. Mit der Aufgabe kleinbäuerlicher Strukturen, der Aufgabe der Viehhaltung und neuartigen Ställen haben sie Brutlebensraum verloren. Wie alle Schwalben sind sie als Insektenfresser auf ein reichhaltiges Nahrungsangebot angewiesen. Das Insektensterben könnte also ebenfalls eine wichtige Rolle beim Bestandsrückgang spielen. In NRW lebten im Zeitraum 2005-2009 laut Brutvogelatlas noch 47.000 bis 90.000 Brutpaare, wobei der Bestandstrend abwärts zeigt. Die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste.
Mehlschwalbe Delichon urbicum
Während Rauchschwalben in NRW fast nur im ländlichen Raum brüten, sind Mehlschwalben in Städten und Dörfern verbreitet. Sie bauen ihre Nester außen an Gebäuden – oft sind es Häuser mit hellem Putz und überstehender Traufe - ein Sekundärlebensraum, an Küsten und im Gebirge werden Kalksteinfelsen besiedelt. Auch Mehlschwalben sind oberseits tief dunkelblau, die nahezu rein weiße Unterseite und der weiße Bürzel machen die Bestimmung unter guten Bedingungen aber unproblematisch. Schwanzspieße fehlen.
Leider werden immer wieder Nester von Häusern entfernt, obwohl das sogar eine Straftat darstellt. Wer sich am Kot stört, kann leicht mindestens einen Meter unter den Nestern kleine Brettchen anbringen. Mancherorts wird den Vögeln mit Kunstnestern oder sogenannten Schwalbenhotels geholfen. Unsere AG Gebäudebrüter hat zahlreiche Informationen und Praxisbeispiele zu diesem Thema.
In NRW steht es um die Mehlschwalbe ähnlich schlecht wie um die Rauchschwalbe. Im Brutvogelatlas sind für 2005 bis 2009 36.000 bis 68.000 Brutpaare angegeben und die Art steht als gefährdet auf der Roten Liste. Wie alle Schwalben sind Mehlschwalben Langstreckenzieher, die meist wenige Wochen nach den Rauchschwalben im Brutgebiet ankommen.
Uferschwalbe Riparia riparia
Die kleinste und am wenigsten bekannte heimische Schwalbe ist die Uferschwalbe. Sie bewohnt natürlicherweise die Steilufer von Flüssen, in die sie lange Röhren gräbt. Abgrabungen sind nach der Begradigung unserer Fließgewässer zu einem wichtigen Sekundärlebensraum geworden. Uferschwalben sind oberseits gänzlich braun, unterseits gibt es ein braunes Brustband auf hellem Untergrund.
Neben der Vernichtung des Lebensraumes stellen Störungen an den verbliebenen Brutplätzen eine wichtige Gefährdung dar. Die Bestände schwanken aber auch stark in Anhängigkeit von den Niederschlägen in der Sahelzone. Wer möchte, kann sich beim Uferschwalbenmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel bei der Erfassung der Bestandstrends selbst engagieren. In NRW lebten im Atlaszeitraum 4.000 bis 6.000 Brutpaare und die Art gilt als stark gefährdet.
Die Liste der Schwalbenarten in NRW wäre allerdings nicht vollständig, würden wir nicht noch zwei Ausnahmeerscheinungen erwähnen. Rötelschwalben sind im Mittelmeerraum weit verbreitet und werden in seltenen Fällen auch in NRW beobachtet. Von der Felsenschwalbe, deren nächste Brutplätze in Süddeutschland liegen, gibt es erst eine Beobachtung aus NRW.
Wird das Wetter schlecht, wenn die Schwalben tief fliegen?
Das Sprichwort kann leider so einfach nicht mit ja beantwortet werden. Allerdings ist bei kühlen Wetterbedingungen und Regen die Nahrungsverfügbarkeit reduziert – Fluginsekten bleiben eher am Boden bzw. an geschützten Stellen. Ohne Thermik wird vielleicht auch nicht so viel Luftplankton in obere Luftschichten verfrachtet. Oft sieht man Schwalben dann niedrig über Gewässern oder Wiesen und Weiden jagen, wo die Nahrungsverfügbarkeit größer ist. Auch vor Gewitterfronten jagen manchmal Schwalben und die äußerlich ähnlichen, aber nicht näher verwandten Mauersegler. Und wenn es schon um Sprichworte geht, die allerersten Rauchschwalben kommen in NRW oft schon Mitte März an (in Ausnahmefällen auch schon früher), die Brutgebiete selbst werden zwar spätestens im April besetzt, aber Sommer ist dann auch noch nicht. Der Sommer ist bei Schwalben die Zeit der Jungenaufzucht und die Vögel nehmen es uns sicherlich nicht übel, dass wir sie als Boten der warmen Jahreszeit betrachten.
28.05.2024
Feedback Monitoring Spechte 2025
Die Brutzeit der Spechte ist noch im Gange. Die Jungvögel werden jetzt schließlich noch gefüttert, aber die ersten vorläufigen Ergebnisse des diesjährigen Spechtmonitorings sind bereits eingetroffen.
Der DDA hat dazu wie jedes Jahr die bundesweiten Ergebnisse aus diesem Jahr zusammengetragen. Außerdem erfolgte gegenüber 2024 noch die ein oder andere Nachmeldung, so dass die Datengrundlage gegenüber letztem Jahr nochmal deutlich verbessert wurde. Das Spechtmonitoring läuft bundesweit mittlerweile seit sechs Jahren, wobei die Stichprobe nun ausreichend groß ist, um erste Trendanalysen für die Jahre 2021 bis 2025 zu machen. Im Gegensatz zu den ersten Jahren ist der Anstieg an neuen Routen etwas abgeflacht. Das war aber natürlich zu erwarten. Jetzt kommt es darauf an, das bestehende Niveau zu halten, aber auch bestehende räumliche Lücken, die wir auch in NRW noch haben, zu schließen. In der Kulisse sind es bundesweit mittlerweile 1262 Routen (in NRW sind es 88) und in den vorliegenden Bericht gingen bereits Daten von 789 Routen ein.
Wie schon im Vorjahr war der Mittelspecht mit 2304 Individuen die am häufigsten festgestellte Art. Die höchste Stetigkeit wies allerdings der Schwarzspecht auf, der entlang von 608 Routen beobachtet wurde. Das ist einerseits ein Zeichen für seine weite Verbreitung, andererseits eine vergleichsweise gute Nachweisbarkeit mit der gewählten Methode. Trends können sich regional durchaus unterscheiden. Bundesweit zeichnet sich aktuell nach anfänglichen Bestandsrückgängen beim Grauspecht allerding eine Bestandsstabilisierung an. Für diese Art wäre es sinnvoll, die Kulisse in NRW in den Kernvorkommensgebieten deutlich auszuweiten, damit auch landesweit gut abgesicherte Trends möglich werden. Beim Mittelspecht zeichnet sich hingegen in der nördichen Region, zu der auch NRW gezählt wird, eine ganz leichte Abnahme gegenüber dem Vorjahr ab. Die Fehlerbalken sind aktuell aber noch zu groß, um definitive Aussagen machen zu können. Ein Blick über den nordrhein-westfälischen Tellerrand hinaus zeigt übrigens auch, dass es nun eine bessere Abdeckung für die bundesweit seltenen Arten Dreizehenspecht und Weißrückenspecht gibt. Beide Arten fehlen in NRW aber als Brutvögel.
Daten aus dem Specht-Monitoring gehen wie alle Daten aus dem Monitoring seltener Brutvögel selbstverständlich in die Kartierungen für ADEBAR 2 ein. Wer eine Spechtroute hat und gleichzeitig im selben TK/4 für ADEBAR 2 kartiert, muss also nicht für ADEBAR ein weiteres Mal dort suchen. Wer schon dabei ist, ist herzlich gebeten, ggf. noch fehlende Daten nachzutragen. So sind unbedingt beide Begehungen notwendig, um Daten für die Analysen zu verwenden. Wer seine Route zukünftig aus den unterschiedlichsten Gründen leider nicht mehr begehen kann oder aber noch weitere Routen hinzunehmen möchte, kann sich gerne bei unserem MsB-Specht-Team melden. Auch wer gerne neu mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen, sich hier weiter zu informieren und uns zu kontaktieren. Gerne richten wir neue Routen auch in Ihrer Nähe ein!
Eine ausführlichere Darstellung der vorläufigen Ergebnisse in Karten und Graphiken findet sich im frei verfügbaren Feedback-Bericht des DDA.
27.05.2025
Beobachtungstipp und Start Ziegenmelkersaison
Vielerorts nimmt die Vogelaktivität für früh im Jahr brütende Arten ab. Für den Ziegenmelker sind Juni und Juli aber die beste Beobachtungszeit. Wir geben ein paar Tipps, um einen der spannendsten heimischen Arten beobachten zu können.
Ziegenmelker, auch Nachtschwalben genannt, sind in Mitteleuropa die einzigen regelmäßig zu beobachtenden Vertreter ihrer Vogelgruppe (der Familie Caprimulgidae). Anders als man auf den ersten Blick denken könnte, sind sie nicht mit Eulen verwandt, sondern stehen einigen anderen nacht- bzw. dämmerungsaktiven überwiegend tropischen Vogelgruppen besonders nah. Sie sind darüber hinaus entfernt mit Seglern und Kolibris verwandt. Ihr verwandtschaftlicher Ast zweigt relativ früh vom Stammbaum der heute lebenden Vogelgruppen ab, lässt man mal die noch ursprünglicheren Altkiefervögel (Strauße & Co.) sowie Enten- und Hühnerverwandte außen vor. Sie sind also nicht mit Schwalben verwandt, auch wenn sie ebenfalls elegante Flieger sind.
Der Name Ziegenmelker ist ebenfalls irreführend. Sie trinken nicht die Milch von Ziegen, jagen aber gerne Insekten, die sich oft in der Nähe von Viehherden aufhalten. So mancher Ziegenhirte in der Antike mag die Vögel als Ausrede genommen haben, wenn Ziegen wenig Milch gegeben haben bzw. die Milch vielleicht entgegen des eigentlichen Besitzers Wunsch im Magen des Hirten gelandet ist. Plinius der Ältere hat die Geschichte jedenfalls in seiner Naturalis Historia aufgegriffen und die schaurige, aber gänzlich falsche Erzählung hielt sich über Jahrhunderte.
Ziegenmelker sind dämmerungsaktive Vögel. Tagsüber ruhen sie oft auf horizontalen Ästen oder auf dem Boden, wo sie aufgrund ihres tarnfarbenen Gefieders ausgezeichnet versteckt sind. Auch die Eier werden auf den Boden gelegt, ohne dass allerdings ein echtes Nest angelegt wird. Ihr Verhalten macht sie zu einem Paradebeispiel für Gestaltauflösung, der sogenannten Somatolyse. Dennoch sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort Ziegenmelker vergleichsweise einfach zu beobachten. Der Grund ist das auffallende Balzverhalten. Ziegenmelker haben einen charakteristischen Gesang: ein langanhaltendes lautes Schnurren (etwa wie „errr-örrrrr“). Hinzu kommt das auffällige Flügelklatschen und charakteristische, oft schrille Rufe. Beispielaufnahmen gibt es in großer Zahl z.B. auf xeno-canto. Männchen lassen sich anhand der weißen Abzeichen in Flügel und Schwanz von Weibchen unterscheiden, die ebenfalls singen können, allerdings meist deutlich kürzer singen. Besonders aktiv sind die Vögel an trocken-warmen und windstillen Abenden. Der Gesang beginnt meist rund eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Meist singen die Vögel von einer Warte aus. Ziegenmelker jagen zu dieser Zeit auch intensiv nach Insekten, oft größere Arten wie Nachtfalter. Anders als bei Eulen, die ein exzellentes Gehör haben, jagen Ziegenmelker vor allem nach Sicht. Der kleine Schnabel täuscht, denn der Rachen lässt sich sehr weit öffnen und wirkt dann wie ein Kescher oder eine Reuse.
Vor 100 Jahren waren Ziegenmelker noch weit verbreitete Brutvögel in vielen Wäldern unseres Bundeslandes. Sie leben in halboffenen Lebensräumen, oft in Gebieten mit sehr nährstoffarmen Böden wie in Sandheiden. In der Regel sind zumindest aber einzelne Bäume vorhanden. Spätestens mit der modernen Forstwirtschaft, Aufforstungen und wohl auch schon mit dem Ende der sogenannten Allmende-Wirtschaft gingen viele Lebensräume verloren. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg wurden Ziegenmelker bei uns selten. Ihre letzten Vorkommen finden sich heute in Sand- und Heidegebieten, nicht selten auf ehemaligen oder aktiven Truppenübungsplätzen, wo Reste dieser ursprünglichen Landschaft erhalten geblieben sind. Fast alle Vorkommen befinden sich in Gebieten, die eine hohe Schutzkategorie besitzen. Dort haben sich die Bestände auch gehalten und zumindest lokal kam es teilweise sogar zu Zunahmen, während andere Gebiete seit der Jahrtausendwende weitestgehend verwaist sind.
In allen Gebieten gilt aber natürlich, dass jegliche Störung der Vögel unterbleiben sollte (kein Klangattrappeneinsatz, Wege nicht verlassen, keine Hunde mitführen etc.). Bei abendlichen Ziegenmelkerexkursionen lassen sich oft noch viele andere tolle Beobachtungen machen: So gelingen oft Sichtungen von Waldschnepfen oder Eulen, Feldschwirle singen und wer nicht nur auf Vögel achtet, wird oft mit einem Kreuzkrötenkonzert aus flachen Heidegewässern oder wassergefüllten Fahrspuren belohnt (Achtung: auf sehr große Entfernung kann der Gesang der Kröten durchaus auch an Ziegenmelker erinnern). In der Vergangenheit bot auch die NWO schon mal im Rahmen ihrer jährlichen Exkursionen eine Ziegenmelkerexkursion an und viele Mitglieder erinnern sich vielleicht noch an die tollen Beobachtungen im Brachter Wald 2015. Aktueller bieten aber auch viele Ornithologische Arbeitsgemeinschaften, Naturschutzverbände und Biologische Stationen geführte Exkursionen zu den Vögeln an. Vorkommen lassen sich natürlich auch über ornitho.de abfragen und eine Exkursion selbständig planen. Die NWO hat außerdem in den letzten Jahren ein Ziegenmelkerprojekt durchgeführt, bei dem das Verhalten der Tiere im Zusammenhang mit möglichen Störungen untersucht wurde.
Übrigens, am 01. Juni startet auch die Erfassung der Ziegenmelker im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. In NRW werden die Vögel allerdings aufgrund des Vorkommmens in Schutzgebieten meist von Biologischen Stationen erfasst. Es gibt aber auch Vorkommen außerhalb dieser Gebiete und aufgrund des Absterbens vieler Fichtenforste sind mancherorts vielleicht auch potentielle Habitate neu entstanden. Wer hier bisher unbekannte bzw. unerfasste Ziegenmelkervorkommen findet, ist herzlich eingeladen, sich beim bundesweiten Monitoring des DDA zu beteiligen. Alle Informationen dazu finden sich hier.
26.05.2025
Tag der Artenvielfalt 2025
Am gestrigen Sonntag wurde der „Tag der Artenvielfalt“ mit einem großen Fest im Botanischen Garten Bonn gefeiert. Unsere lokale Regionalgruppe, die OAG Bonn, war mit einem Stand dabei.
Der Vormittag startete mit eher trübem Wetter und Wind, der angesagte Regen blieb jedoch größtenteils aus. Dennoch war es am Anfang eher ruhig, zumal unser Stand leider etwas abseits lag. Dafür konnten wir uns intensiv mit den Besuchenden austauschen und im Laufe des Vormittags änderte sich auch der Besucherstrom. Wir hatten jede Menge damit zu tun, unsere verschiedenen Tätigkeiten vorzustellen. So berichteten wir über unsere Teilnahme an den Kartierungen für ADEBAR 2 und den diversen Monitoringprogrammen von DDA und NWO, brachten Flyer von OAG Bonn und NWO unter die Leute und beantworteten vogelkundliche Fragen.
Unbestrittenes Highlight waren aber unsere vogelkundlichen Führungen. Obwohl eher klein und in dichter Bebauung gelegen, beherbergt der Botanische Garten mit seinen Gewässern und dem alten Baumbestand eine vergleichsweise reiche Vogelwelt, so dass es für die Teilnehmenden einiges zu sehen gab und wir Werbung für die Vogelbeobachtung machen konnten.
Unser Dank geht an Esther Koch für die exzellente Orga und allen Beteiligten, die am Stand waren, Exkursionen geleitet haben und beim Ab- und Aufbau geholfen haben.
12.05.2025
Start in die Bienenfressersaison und Rückblick auf 2024
Am 21. Mai beginnt die diesjährige Saison für das Monitoring des Bienenfressers im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dazu werden die Vögel in ihren Kolonien erfasst. Das Bienenfressermonitoring wird von der entsprechenden Fachgruppe der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft (DOG) und dem DDA organisiert.
Bienenfresser sind eine ursprünglich vor allem mediterran verbreitete koloniebrütende Vogelart, die sich in Mitteleuropa in den letzten Jahren deutlich nach Norden ausgebreitet hat. In NRW sind Bienenfresser aber weiterhin ausgesprochen seltene Brutvögel und aktuell ist unklar, ob und inwieweit die Ausbreitung weiter fortschreitet. Die Fachgruppe der DOG hat gerade neueste Zahlen aus dem letzten Jahr veröffentlicht. Demnach brüteten in Deutschland 2024 vermutlich um die 6000 Paare, wobei die höchsten Dichten in Südbaden erreicht wurden. Es gab allerdings lediglich einen leichten Bestandsanstieg. In NRW wurden sogar 14 % weniger Brutpaare festgestellt als noch 2023.
Zwar sind die meisten Kolonien bzw. Einzelvorkommen in NRW bekannt, aber Bienenfresser zeigen eine große Dynamik und können natürlich auch Brutplätze aufgeben oder neue besiedeln. Daher sollte auch in bisher unbesiedelten Regionen auf Bienenfresser geachtet werden. Bei Hinweisen auf eine Brut bitten wir Sie, sich mit der Landeskoordination in Verbindung zu setzen. Wer schon mitmacht, sollte ab Ende Mai seine Kolonie kontrollieren. Auch Nullmeldungen bzw. Kolonieaufgaben sind selbstverständlich von Interesse. Alle Informationen zum Monitoring des wohl buntesten Brutvogels unseres Bundeslandes finden Sie hier.
06.05.2025
Start in die Möwensaison
Am 11. Mai beginnt die diesjährige Saison für das Monitoring der Möwen und Seeschwalben im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. Dazu werden die Vögel in ihren Kolonien erfasst. Weitere Kartierer:innen, die Brutplätze von Möwen in ihrer Umgebung kennen und erfassen möchten, werden noch gesucht.
Möwen und Seeschwalben sind als Brutvögel in NRW nur sehr lückenhaft verbreitet. Brutvorkommen konzentrieren sich auf das Tiefland und liegen dort vor allem im Umfeld der großen Flüsse wie Rhein und Weser, aber auch abseits von diesen Gebieten gibt es Vorkommen. Fast alle Brutplätze liegen mehr oder weniger gut geschützt vor Bodenprädatoren, z.B. auf Inseln, auf speziellen Brutflößen, aber auch auf Dächern. Vielfach handelt es sich um Kolonien, aber auch Einzelbruten kommen vor. Zu den Großmöwen gehören eng verwandte Taxa, die teilweise auch miteinander hybridisieren und daher auch eine große Herausforderung für die Bestimmung darstellen. In einigen Fällen lassen sich Hybiden auch nur als unbestimmte Großmöwe erfassen. Flussseeschwalben brüten sehr oft auf Brutflößen und auch für die Trauerseeschwalbe gibt es spezielle schwimmende Nisthilfen. Diese beiden Arten werden bereits (fast) vollständig erfasst. Gerade die Meldung von brutverdächtigen Flussseeschwalben an bisher nicht bekannten Standorten über ornitho.de hilft aber, mögliche Einzelbruten, nicht zu übersehen.
Nicht alle Möwenbrutplätze sind bekannt, da insbesondere Dachbruten nicht leicht zu entdecken sind. Begehungen oder gar ein Droheneinsatz erfordern entsprechende Genehmigungen. Das Modul Möwen und Seeschwalben im Rahmen des MsB ist daher in manchen Fällen ein Spezialprogramm, das aber gleichzeitig enorm wichtige Daten liefert. Möwen zeigen eine erstaunliche Dynamik in ihrer großräumigen Verbreitung, es gibt evolutionsbiologische Aspekte und viele Arten sind auch aus Naturschutzsicht äußert spannend.
Der praktische Aufwand ist zudem vergleichsweise niedrig, da meist eine (oder zwei) Begehungen zwischen Mitte Mai und Anfang Juni ausreichen. Ziel ist ein Trendmonitoring, aber natürlich trägt das Monitoring auch zur Ermittlung von tatsächlichen Beständen bei. Nach Freischaltung und Digitalisierung des Koloniestandortes können Sie Ihre Erfassung einfach per ornitho.de/NaturaList-App melden.
Wenn Sie in Ihrer Nähe Brutplätze kennen, die Sie gerne alljährlich erfassen möchten, melden Sie sich bitte bei der Koordinierungsstelle Vogelmonitoring oder am besten direkt bei der AG Möwen . Weitere Informationen zur Möwenerfassung finden Sie hier.
05.05.2025
Vorläufiger Rückblick auf das Birdrace 2025
Seit dem 04. Mai 00:00 Uhr ist das Birdrace 2025 wieder Geschichte. Wir wagen eine erste vorläufige Rückschau.
Das Birdrace begann in NRW vielerorts mit günstigen Wetterbedingungen, es war weder besonders heiß noch besonders kalt, kaum windig und mancherorts schien sogar die Sonne. Der Nachmittag war dann vielerorts ganz anders. Zum Teil gab es heftige Gewitter mit Platzregen und Sturm, so dass so manches Team mindestens eine ungewollte längere Pause einlegen musste. Großes Lob an alle „Fahrradteams“, die es geschafft haben, dem Wetter zu trotzen!
Bundesweit gibt es bisher Ergebnisse von 852 Teams mit 2910 Teilnehmenden. Erstaunliche 329 Arten wurden festgestellt. Vielleicht noch wichtiger ist, dass beim Spendenrennen mehr als 50.000 € eingenommen wurden –wichtige Gelder für den neuen Brutvogelatlas ADEBAR 2. Auch ein Blick auf die Birdracer:innen selbst ist spannend: Der Frauenanteil liegt bei knapp 40 % und knapp die Hälfte der Teams war umweltfreundlich unterwegs. Leider war der Anteil der Nachwuchsteams mit unter 7 % etwas niedriger als in den letzten Jahren. Die Birdrace-Statistiken liegen damit etwa im Bereich der Vorjahre, wobei wahrscheinlich noch einige Daten nachgetragen werden und es für ein echtes Fazit noch zu früh ist.
NRW ist das Ursprungsland des Birdrace und für uns besonders spannend ist natürlich der Blick auf den eigenen Vorgarten: Zwei der drei erfolgreichsten Teams bei der Spendensammlung kommen aus NRW und wer regelmäßig Birdrace-Statistiken verfolgt, kennt die Namen schon: Das „TEAM BO-BACHTER“ liegt mit 4267,00 € vor „Birding for Nature“ (3892,50 €): Sie sind die beiden besten deutschen Spendenteams (auf Platz zwei liegt ein Team aus Luxemburg). Zwischen Eifel und Weser waren 177 Teams mit 532 Personen am Start – so viele wie in keinem anderen Bundesland, wobei wir pro Einwohner gerechnet durchaus noch Potential haben. Mit 215 nachgewiesenen Arten liegt NRW im Artenranking der Bundesländer auf Platz 6. Vor uns liegen wenig überraschend die Länder mit Küsten- oder Alpenlebensräumen, aber NRW ist immerhin vor den ostdeutschen Bundesländern mit ihren großräumigeren naturnahen Landschaften. Die meisten Arten wurden in NRW in den Kreisen bzw. Städten Münster (163), Borken (149) und Wesel (142) nachgewiesen. Als ehrenvolle Erwähnung sei noch ergänzt, dass Herford mit 140 Arten knapp dahinter auf Platz vier folgt. Unter den Kreisteams aus NRW waren die Ornis der „rADLERaugen“ aus Borken, „Willst Du viel, find den Triel“ aus Münster und die Mitglieder der „BORnis“ mit mehr als 130 Arten besonders erfolgreich. Auch bei den Teams im selben Kreis kamen die „BORnis“ mit 135 Arten auf Platz 1 und „Willst Du viel, find den Triel“ landete hier mit 132 Arten auf Platz 2.
Selbstverständlich wurden auch einige Besonderheiten beobachtet, wobei es schwer fällt, hier einzelne Beobachtungen herauszupicken, zumal diese eigentlich für jede Region und jedes Team einzeln betrachtet werden müssten. Beobachtungen von Arten wie Nachtreiher, Schmarotzerraubmöwe oder Rohrdommel sind aber für ganz NRW jedenfalls nicht alltäglich. Einen nachdenklichen Gedanken möchten wir bei allem Spaß aber auch nicht verschweigen. Manche Arten, die während der Anfänge des Birdrace noch selbstverständlich waren, werden immer seltener beobachtet. Wir sind gespannt, wie viele Teams noch einen Feldsperling beobachten konnten und Arten wie Girlitz und Birkenzeisig sind in NRW nur noch lokal verbreitet.
Ganz viele weitere Details, Statistiken und Rankings, darunter beispielsweise die Singvogelwertung, finden sich auf birdrace.dda-web.de . Wir hoffen, alle Teilnehmenden haben das Birdrace genossen, sich etwas erholt und freuen sich schon auf das Birdrace 2026.
25.04.2025
Tag der Streuobstwiese
Heute ist Tag der Streuobstwiese – diese alte Kulturlandschaft ist prägend für weite Regionen von NRW und beherbergt nicht selten eine ganz eigene Vogelwelt
Streuobstwiesen sind eine besondere Form des Obstanbaus. Hier finden sich in lockerer Art breitkronige Hochstämme verschiedener Obstbaumsorten. Das darunter befindliche Grünland wurde als Weide für Rinder und Schafe oder für die Mahd („Einstreu“) genutzt. In NRW waren bis ins 20. Jahrhundert fast alle Dörfer, Weiler und Einzelgehöfte von Obstwiesen umgehen. Seitdem setze jedoch ein massiver Verlust dieser Flächen ein. Die Siedlungs- und Verkehrsflächen haben sich ausgeweitet, im modernen Obstbau dominieren Niederstämme, die oft unter intensivem Biozideinsatz im Rahmen der industriellen Landwirtschaft angebaut werden und die Pflege der Obstwiesen erfordert einen gewissen Aufwand. Heute gibt es nur noch einen Bruchteil der Obstwiesen, die es noch vor einigen Jahrzehnten gab. Außerdem sind viele Bestände überaltert. Erst seit einiger Zeit wird die Bedeutung von Streuobstwiesen für Kultur und Natur wieder erkannt und es kommt gebietsweise sogar zu Nachpflanzungen, auch wenn eine echte Trendwende noch nicht gelungen ist.
Streuobstwiesen sind nicht nur kulturell und natürlich kulinarisch von Bedeutung, sie sind ein besonderer Lebensraum. Hier leben einige charakteristische Vogelarten, die leider oft genauso bedroht sind wie der Lebensraum Streuobstwiesen selbst. Alte Obstbaumhochstämme neigen dazu, Spalten, Risse und Höhlen auszubilden, die als Brutplatz von Höhlenbrütern genutzt werden. Darunter ist auch unser Logovogel, der Steinkauz, der als Schirmart für die ganze Lebensgemeinschaft angesehen werden kann. Steinkäuze finden hier auch Nahrung in Form von Regenwürmern und Nagern, die sich auf kurzrasigen Flächen leichter erbeuten lassen während unter hohen Grasbeständen die Beute viel schwieriger auszumachen ist. Ähnliches gilt für Gartenrotschwänze. Als Insektenfresser finden auch sie hier reichlich Wirbellose als Beute und auch Feldsperlinge, Meisen, Stare und andere brüten erfolgreich in Obstwiesen. An wenigen Stellen kann man auch manchmal die ungewöhnlichen an einen Falken erinnernden Gesangsreihen des Wendehalses in alten Obstbaumlandschaften hören. Oft dauert es jedoch Jahrzehnte bis Obstbäume ausreichend Höhlen ausgebildet haben, um als Nistplatz in Frage zu kommen. Dem Erhalt alter Obstwiesen kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Auf wieder neuangelegten Flächen können vor allem als Übergangslösung daher auch Nisthilfen sinnvoll sein. So gibt es für Steinkäuze natürlich spezielle Niströhren, die manchmal auch von Hohltauben angenommen werden. Gartenrotschwänze brüten in Halbhöhlen oder Kästen mit ovalem Einflugloch, Feldsperlinge bevorzugen sehr kleine Einfluglöcher und Starenkästen haben etwas größere Löcher. Neben Insekten, die Blüten besuchen oder im alten Holz leben stellt natürlich auch das Obst selbst einen Lebensraum dar. Meist wird nicht alles geerntet und heruntergefallene oder hängengebliebene Früchte bieten entweder indirekt über Insekten Nahrung oder werden von fruchtfressenden Vögeln gerne angenommen. Im Sommer finden sich Pirole und natürlich Stare an Kirschen, im Herbst und Winter finden Rot- und Wacholderdrosseln Nahrung an Fallobst während in Einflugjahren Seidenschwänze sich über die letzten noch hängenden Äpfel hermachen.
Der Tag der Streuobstwiese (#EuropeanOrchardDay) wird in Europa von verschiedenen Organisationen veranstaltet, darunter z.B. auch „Birdlife Europe“. Wer Streuobstwiesen und seine Bewohner unterstützen möchte kann sich natürlich allgemein im Vogelmonitoring und Vogelschutz engagieren, bei der Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen helfen und im besten Fall vielleicht sogar im eigenen Garten bzw. auf dem eigenen Grundstück Hochstammobstbäume pflanzen und erhalten. Wer keine Möglichkeit zum praktischen Schutz hat, kann Produkte aus Streuobstwiesen kaufen, manche Biologische Stationen bieten z.B. Obstsäfte von regionalem Streuobstwiesen an.
24.04.2025
Start ins Wendehalsmonitoring 2025
Am 01. Mai beginnt die diesjährige Erfassungsperiode für den Wendehals im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel. In NRW gibt es bisher erst einige wenige Routen. Wir hoffen auf Eure und Ihre intensive Hilfe, um das Modul weiter auszubauen.
Wendehälse waren einst in NRW vor allem im Tiefland verbreitete Brutvögel. Im 20. Jahrhundert verschwanden sie jedoch als Brutvögel in den meisten Regionen und die Art brütete lediglich noch in Einzelpaaren in unserem Bundesland. In den letzten Jahren kommt es aber in vielen Teilen Mitteleuropas zu einer Bestandserholung. Besiedelt werden mittlerweile auch viele Mittelgebirge. Auch wenn die Studienlage noch überschaubar ist, spricht Vieles dafür, dass die Art momentan bei uns vom Klimawandel und dem großflächigen Absterben von Nadelwaldbeständen profitieren könnte.
Umso wichtiger erscheint es, Bestandsveränderungen des Wendehalses zu überwachen. Im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel gibt es deshalb ein speziell auf den Wendehals zugeschnittenes Modul, das wir auch in NRW umsetzen möchten. Aktuell sind Vorkommen noch vielerorts auf die Hochlagen der Mittelgebirge beschränkt, aber es gibt auch bereits mehrjährige Vorkommen in tieferen Lagen. Die Art ist dabei nicht auf Schutzgebiete beschränkt. Die bisherigen Routen befinden sich in der Eifel und im Rhein-Sieg-Kreis und wir bedanken uns bei den Aktiven, die sich bereits einbringen.
Um einen weitaus besseren Überblick über die Vorkommen hier an der (ungefähren) nordwestlichen Verbreitungsgrenze dieses charismatischen Vogels zu bekommen, bitten wir um Ihre Mithilfe. Sollten Sie weitere Vorkommen des Wendehals kennen und Lust haben, eine Route zu übernehmen, freuen wir uns, wenn Sie sich bei der NWO-Geschäftsstelle melden würden. Der Aufwand ist denkbar einfach, da lediglich eine einzige Begehung pro Jahr notwendig ist. Die Dateneingabe erfolgt bequem via NaturaList-App bzw. ornitho.de. Auch einige andere Arten können miterfasst werden. Weitere Informationen gibt es hier.
23.04.2025
Beobachtungstipp: Ankunft der Langstreckenzieher
In diesen Tagen kommen die Vögel in ihren Brutgebieten an, die einen besonders langen Heimzug hinter sich haben, die sogenannten Langstreckenzieher unter den Zugvögeln.
In den tiefen Lagen unseres Bundeslandes sind viele Bäume und Sträucher bereits fast voll belaubt, auch die späten Obstbäume blühen vielfach und der Vogelzug ist auf seinem Höhepunkt. Fast täglich kommen neue Brutvögel aus ihren Winterquartieren bei uns an. Es sind vor allem Langstreckenzieher, die den Winter südlich der Sahara verbracht haben. Zahlreiche Arten wie Nachtigall und Dorngrasmücke haben sich im Winter in der Sahelzone aufgehalten, wo die Tage länger waren, die Temperaturen höher und vor allem das Angebot an Insekten und anderen Wirbellosen auch in unserem Winter nicht versiegte. Waldlaubsänger und Kuckucke überwintern meist weiter südlich. Sie haben auf dem Heimzug eine eher westliche Route gewählt, andere Arten wie Klappergrasmücke und Neuntöter ziehen eher aus dem Südosten zu uns nach NRW. Nur ganz wenige Vogelarten wie die extrem seltenen und unregelmäßigen Karmingimpel haben den Winter in Südasien verbracht. Ende April und Anfang Mai ist außerdem eine gute Zeit, um Limikolen auf der Rast auf dem Weg in Tundra und Taiga zu beobachten. Manche Zugvögel verbringen dabei erstaunliche Leistungen. Ein Überblick über verschiedene Rekorde findet sich in unserer FAQ-Sektion, wo sich außerdem noch weitere Artikel dem Vogelzug widmen.
Die Ankunft der Zugvögel lässt sich detailliert auf ornitho.de verfolgen. Der Ankunft der Schwalben und des Mauerseglers sind bereits spezielle Karten gewidmet, so dass hier nicht mal eine eigene Abfrage notwendig ist. Wer den gesamteuropäischen Blick möchte, kann auf den animierten Karten des Eurobirdportals wochengenau verfolgen, wie die Wellen der Zugvögel in Europa ankommen. Wer selbst Vögel über ornitho.de meldet, trägt zu einem besseren Verständnis des Zuggeschehens bei und leistet bei der Meldung von Brutvögeln zudem einen wichtigen Beitrag für das aktuelle Brutvogelatlasprojekt ADEBAR 2.
Zugvögel sind aber auch besonders gefährdet und stellen meist einen hohen Anteil an den Arten der Roten Liste. Auch wenn Ursachen für Bestandsrückgänge oft im Brutgebiet zu finden sind, gibt es nicht zuletzt auch Bedrohungen im Winterquartier und auf dem Zug, die entscheidenden davon menschenverursacht. Lebensraumzerstörung findet dort ebenfalls statt, die Landnutzung wird intensiviert, Infrastruktureinrichtungen erhöhen die Gefahr von Kollisionen und hinzu kommt die legale und illegale Verfolgung. Die Bestände mancher europäischen Brutvögel hängen daher direkt von den Bedingungen im Winterquartier bzw. auf dem Zug ab. Regenfälle bedeuten hier meist eine höhere Nahrungsverfügbarkeit und damit eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. Nach Dürrejahren in der Sahelzone gibt es dagegen auch in Mitteleuropa weniger Uferschwalben und Dorngrasmücken. Das Klima hat aber auch noch anderweitig Einfluss. Durch die Klimakrise kann das Timing durcheinandergeraten. Wie das geschehen kann, haben wir hier erläutert.
Übrigens, auch manche Seltenheit kann gerade im April/Mai bei uns beobachtet werden. So gibt es das Phänomen der Zugprolongation, bei der weiter südlich verbreitete Arten auf dem Heimzug über ihr Ziel hinausziehen und dann weiter nördlich beobachtet werden. Meist bleiben sie nur wenige Tage, andere können länger beobachtet werden und es ist wahrscheinlich, dass dieses Verhalten auch zur Ausbreitung mancher Arten über längere Zeiträume beiträgt. Wer die letzten Berichte der Avifaunistischen Kommission (AviKom) durchsieht, wird viele Beispiele finden. Seltenheiten sollten natürlich auch bei der AviKom dokumentiert werden.
22.04.2025
Stellenausschreibungen
Die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft hat aktuell Stellen im Bereich ADEBAR 2 und Vogelmonitoring ausgeschrieben.
Wir suchen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zwei wissenschaftliche Fachkräfte (w/m/d) als Ende 2029 befristete Stellen. Die Details zu den Ausschreibungen finden Sie hier.
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung per E-Mail als pdf an Birgit Beckers. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbungen.
14.04.2025
Beobachtungstipp: Fischadlerdurchzug
Im April ist der Frühjahrszug auf seinem ersten Höhepunkt. Fast täglich kommen neue Zugvögel in ihren Brutgebieten an, andere ziehen nur durch und verbleiben (fast) überall nur kurz. Darunter einer der faszinierendsten heimischen Greifvögel.
Fischadler sind Langstreckenzieher. Die europäischen Brutvögel haben den Winter überwiegend in Afrika südlich der Sahara verbracht. Lediglich im Süden der iberischen Halbinsel verbleiben mittlerweile ebenfalls einige Brutvögel. Fischadler gehören zu den Vogelarten mit der größten weltweiten Verbreitung. Brutvorkommen gibt es auch in Nordamerika, der Karibik und in Südostasien und Australien. In Mittel- (und Südeuropa) waren Fischadler aber nahezu ausgerottet. In NRW fand die letzte erfolgreiche Brut 1933 im Kreis Recklinghausen bei Haltern statt und in Deutschland hatte die Art nur im Osten überlebt. Die gnadenlose Verfolgung des spezialisierten Fischjägers, aber auch die DDT-Belastung im 20. Jahrhundert hatten die Bestände nahezu weltweit sinken lassen. Dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen, darunter auch die Bereitstellung spezieller Nisthilfen, erholen sich die Bestände mittlerweile. Jüngst gibt es sogar wieder (bisher noch unveröffentlichte) Berichte über Brutvorkommen in NRW. Auf dem Durchzug sind Fischadler allerdings auch bei uns recht regelmäßig zu sehen.
Fischadler sind Breitfrontenzieher, die weit weniger als andere Greifvögel darauf angewiesen sind, mit der Thermik zu fliegen. Zwar nutzen sie Aufwinde, können aber auch im Schlagflug weite Strecken zurücklegen und dabei auch Gewässer und Wüsten überqueren. Ihre Nahrung finden sie auf dem Zug quasi nebenbei. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Fisch und jagen an größeren Gewässern wie Flüssen und Seen inklusiver menschengemachter Gewässer wie Talsperren und Baggerseen. Dort ist dementsprechend die Wahrscheinlichkeit zwar höher, einen Fischadler zu sehen, aber die Vögel überfliegen NRW auch fernab von Gewässern. Für Vogelbeobachtende ist das eine gute Nachricht, denn Fischadler können mit Glück eigentlich überall beobachtet werden und auch von Gärten, Terrassen und Balkons aus gesehen werden.
Wenn gut gesehen, sind Fischadler nahezu unverwechselbar. Auf größere Entfernung erinnern sie durch ihre langen Flügel manchmal an eine Möwe. Der April ist eine der besten Zeiten, um die Vögel bei uns zu sehen und wir drücken die Daumen, dass Ihr Erfolg habt. Und wer im Frühling kein Glück hat, darf sich auf Spätsommer und Herbst freuen. Dann kommen die diesjährigen Jungvögel dazu. In manchen nahrungsreichen Gebieten verbleiben die Fischadler auch etwas länger, so dass dann die Chancen auf eine Feststellung noch größer sind. Beobachtungen sollten natürlich wie gewohnt auf ornitho.de gemeldet werden.
