Aktuelle Meldungen

20.02.2023

Haben Schlangenadler, Schreiadler und Steinadler bis ins 19./20. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen gebrütet

Kleines Sumpfhuhn
Ganz ausschließen lassen sich frühere Brutvorkommen nicht, aber glaubwürdige Hinweise für ein Brutvorkommen des Schreiadlers in NRW fehlen (© Hans Glader)

In einem aktuellen Artikel für den Charadrius ist Michael Schmitz der Frage nachgegangen, ob Schlangenadler, Schreiadler und Steinadler ehemals in Nordrhein-Westfalen gebrütet haben. Obwohl verschiedentlich Hinweise publiziert bzw. Vermutungen angestellt wurden, ist der Status dieser drei Adlerarten bislang nicht sicher geklärt. Anhand von historischen Quellen aus Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Regionen werden Angaben zum früheren Auftreten zusammengetragen und im historischen und räumlichen Kontext eingeordnet. Der Schlangenadler ist bis etwa 1860 als Brutvogel im Rothaargebirge im Südosten Nordrhein-Westfalens in Erscheinung getreten. Damals war er in Deutschland noch weiter verbreitet und kam u. a. in der Südheide (Niedersachsen), im Westerwald, der Eifel und im Hunsrück (Rheinland-Pfalz) sowie dem Taunus (Hessen) vor. Der Steinadler hat bis Anfang des 19. Jahrhunderts im Wittgensteiner Land im Rothaargebirge gebrütet. Er war zu dieser Zeit auch noch in der Südeifel (Rheinland-Pfalz), im Harz (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt) und in der Südheide (Niedersachsen) Brutvogel. Die westliche Arealgrenze des Schreiadlers verlief ursprünglich durch Niedersachsen und erreichte Gebiete unweit der Abgrenzung von Nordrhein-Westfalen. Für Nordrhein-Westfalen existieren jedoch keine glaubwürdigen Hinweise auf frühere Brutvorkommen, wenngleich solche nicht ganz auszuschließen sind.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Schmitz M 2021. Haben Schlangenadler Circaetus gallicus, Schreiadler Clanga pomarina und Steinadler Aquila chrysaetos bis ins 19./20. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen gebrütet. Charadrius 57: 43–52.

 

 

17.02.2023

Ringablesungen im Garten

Erlenzeisig
In Norwegen beringter Erlenzeisig in einem Garten im Siegerland (© Rainer Winchenbach)

Wissenschaftliche Vogelberingung hat unser Verständnis über Wanderungen wildlebender Vögel maßgeblich vorangebracht und bis heute ist die Beringung ein unverzichtbares Werkzeug in der Ornithologie. Viele Ornis sind selbst professionelle Beringer oder lesen insbesondere Farbringe, z.B. von Gänsen, Schwänen oder Möwen ab. Dass - ausgestattet mit einem Fotoapparat - auch im Garten ganz erstaunliche Ablesungen selbst kleiner Singvögel möglich sind, zeigt unser Mitglied Rainer Winchenbach.

Seit etwa 10 Jahren fotografiert er Vögel in seinem Garten im Kreis Siegen-Wittgenstein. Dabei fiel ihm erstmals 2012 eine beringte Heckenbraunelle auf. Die Vogelwarte Helgoland konnte die Herkunft klären - der Vogel wurde zuvor im Saarland beringt. In den Folgejahren fiel auf, dass insbesondere unter den Erlenzeisigen immer wieder beringte Vögel waren. Sage und Schreibe 68 beringte Erlenzeisige konnten an der Futterstelle abgelesen werden, darunter Vögel, die in Spanien, Bulgarien und Norwegen beringt worden waren. Einen beeindruckenden Überblick über die verschiedenen Beringungsorte gibt diese Karte. Einzelne Vögel wurden auch von K. G. Böttger und D. Manderbach (ebenfalls Siegen-Wittgenstein) abgelesen. Die Ergebnisse und viele Details und Tipps zur Ringablesung wurden nun im Magazin Vögel veröffentlicht. Der Beitrag kann hier heruntergeladen werden.

Der Hauptgrund für die Veröffentlichung ist für Herrn Winchenbach, Vogelinteressierte dafür zu gewinnen, dieses Hobby auszuprobieren, um so ein Netz von Beobachter*innen und Fotograf*innen aufzubauen, das zusätzliche wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Vogelberingung liefert. Wir finden, das ist eine großartige Idee und hoffen, es finden sich weitere Begeisterte.

 

 

15.02.2023

Internationale Studie zum Großen Brachvogel nutzt Daten aus NRW

Großer Brachvogel
Die Bestände Großer Brachvögel sind in vielen Teilen Europas rückläufig (© Hans Glader)

Eine aktuelle Metastudie zu Großen Brachvögeln in Europa hat Demographie und Überlebenswahrscheinlichkeit des bedrohten Wiesenvogels untersucht. Die Veröffentlichung erschien in der Fachzeitschrift Ibis.

Große Brachvögel haben in vielen Bereichen ihres Verbreitungsgebietes deutlich im Bestand abgenommen. Auch in Deutschland und NRW sind sie eine hochgradig gefährdete Vogelart. Die Studie hat gezeigt, dass es demographische Unterschiede zwischen den in den letzten 30 Jahren untersuchten Populationen gibt. Auf der Flyway-Ebene ist die Zahl der flüggen Jungvögel den Modellen zufolge mit etwa 0,57 pro Jahr höher als der gemeldete Durchschnitt der Produktivität (0,29), aber niederiger als der für eine stabile Population notwendige Wert von 0,68. Auch die Adultsterblichkeit spielt eine Rolle, wobei die niedrige Reproduktionsrate für Bestandsrückgänge wesentlich verantwortlich sein dürfte. Die Autor*innen fordern sofortige Naturschutzmaßnahmen, um die Adultsterblichkeit zu senken und vor allem die Überlebensrate der Jungvögel in Nord- und Westeuropa so zu steigern, dass es wieder ein positives Populationswachstum gibt. In die Studie gingen auch im Charadrius veröffentlichte Daten aus NRW ein (Kipp & Kipp 2009).

Übrigens, in Nordrhein-Westfalen kümmert sich die AG Wiesenvögel aus Biologischen Stationen, LANUV und NWO um den Schutz der Wiesenvögel.

Publikation:
Viana et al 2023. A synthesis of Eurasian Curlew (Numenius arquata) demography and population viability to inform its management. Ibis: doi: 10.1111/ibi.13184.

 

 

15.02.2023

Neue Meldeliste der Avifaunistischen Kommission

Gleitaar
Beobachtungen des Gleitaars werden zukünftig von der AviKom in NRW bearbeitet
(© Darius Stiels)

Die Avifaunistische Kommission der NWO hat eine neue Meldeliste und einen neuen Meldebogen. Beobachtungen sehr seltener Vogelarten werden von der AviKom dokumentiert und gesichert.

Die neue Meldeliste wirkt rückwirkend seit dem 1.1.2023. Es gibt eine ganze Reihe von Änderungen: Rallenreiher, Gleitaar, Zwergohreule und Rotkopfwürger wurden von der Meldeliste der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) gestrichen und in die Obhut der Landeskommissionen, also auch der AviKom, übergeben. Weiterhin wurden Großtrappe und Raufußkauz (nur im Tiefland) sowie als Unterarten der „Sibirische Tannenhäher“, die „Alpenringdrossel“ und die „Nordische Wasseramsel“ zur Landesmeldeliste in NRW hinzugefügt. Von der Liste gestrichen wurden Zwergkanadagänse („Small cackling goose“ = B. hutchinsii minima). Nur die Nominatform der Zwergkanadagans („Richardson's cackling goose“ = B. h. hutchinsii) ist weiterhin DAK-meldepflichtig. Aufgrund seiner Etablierung als regelmäßige Brutvogelart in NRW wurde auch der Seidensänger von der Meldeliste gestrichen.

Hier können der neue Meldebogen und die neue Meldeliste als pdf heruntergeladen werden.

 

 

13.02.2023

Seltene Vögel in NRW 2019

Kleines Sumpfhuhn
Ein Kleines Sumpfhuhn zeigte sich 2019 an den Klärteichen Bedburg erstaunlich frei (© Darius Stiels)

Zahlreiche Vogelarten erscheinen in NRW nur ausgesprochen selten und unregelmäßig. Irrgäste aus allen Himmelsrichtungen sind für viele Beobachter*innen das Salz in der Suppe der Beobachtung. Ihre Dokumentation hat aber auch weitreichende Bedeutung, da sich Veränderungen von Zugwegen, Verbreitungsgebieten und anderen Mustern oft im sich verändernden Auftreten von Ausnahmeerscheinungen ankündigen.

Für jedes Jahr stellt die Avifaunistische Kommission der NWO daher einen Bericht über seltene Vogelarten in NRW zusammen. Vor Kurzem erschien der Bericht für das Jahr 2019. Dieser umfasst 109 Meldungen von 52 seltenen meldepflichtigen Vogelarten oder Unterarten aus dem Jahr 2019. Darunter sind auch fünf Nachträge aus früheren Jahren. Weitere 25 Meldungen wurden als nicht ausreichend dokumentiert eingestuft oder aus anderen Gründen abgelehnt. Die sehr gut dokumentierte Beobachtung einer Felsenschwalbe ist der erste Nachweise dieser Art in Nordrhein-Westfalen.

Die Arbeit erscheint im aktuellen Charadrius. Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden. Sowohl der aktuelle Bericht als auch die der vergangenen Jahre sind aber auch frei als pdf hier verfügbar.

Publikation:
AviKom 2021. Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019. Charadrius 57: 53–64.

 

 

12.02.2023

Vortrag zum Thema FAIRPACHTEN

Kiebitz
Spezielle Maßnahmen helfen dem Ackervogel Kiebitz (© Hans Glader)

Lebensräume für Vögel schaffen durch ökologisch sinnvolle FAIRPACHTUNG von landwirtschaftlichen Flächen.Unter diesem Titel steht ein Online-Vortrag, den der NABU veranstaltet und den wir im Namen unserer AG Feldvögel gerne verbreiten.

Auf Europas Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Die intensive Landwirtschaft bedroht den Lebensraum vieler Vogelarten und hat zu einem erheblichen Artenrückgang geführt. Davon sind Feldvögel besonders stark betroffen. Landeigentümerinnen und Landeigentümer können diesem Trend entgegenwirken: Rund 60 Prozent der Landwirtschaftsflächen in Deutschland sind verpachtet. Ob Lichtacker, selbstbegrünte Ackerbrache oder Kiebitzinsel: Verpächterinnen und Verpächter können Lebensräume für die Vögel in der Agrarlandschaft schaffen, indem sie Naturschutzmaßnahmen in ihren Pachtverträgen vereinbaren.

Eva Vayhinger zeigt auf, welche Maßnahmen für Vögel in der Agrarlandschaft sinnvoll sind, wie man diese im Pachtvertrag vereinbaren kann und wie das Beratungsangebot Fairpachten hier hilft.

Anmeldung bis zum 27.02.2023 um 12 Uhr mit Angabe des Vortragsdatums an fairpachten@nabu.de. Den Link zur Teilnahme erhalten Sie nach der Anmeldung.

 

 

07.02.2023

Start in die Spechtsaison 2023

Schwarzspecht
Schwarzspechte leben oft in alten Wäldern
(© Hans Glader)

Kaum eine Vogelgruppe ist so eng mit Wäldern verbunden wie die Spechte. Sie sind Indikatorarten für den Zustand dieses Lebensraums und als Baumeister des Waldes schaffen sie Brutplätze für viele andere Organismen, von Vögeln über Fledermäuse bis hin zu vielen Arthropoden. Ihr Hunger auf holzbewohnende Larven sorgt zudem dafür, dass sie eine weitere wichtige Rolle als Insektenfresser im Ökosystem Wald innehaben. Spechte haben nicht zuletzt oft faszinierende Lautäußerungen (Trommeln) und sind auch äußerlich echte Hingucker.

Umso wichtiger ist es, die Veränderungen im Bestand bei dieser Vogelgruppe möglichst genau zu überwachen. Aufgrund ihrer großen Reviere ist das aber über die normalen Standarderfassungsprogramme für häufige Arten gar nicht so einfach und mit möglichen Fehlern verbunden. Aus diesem Grund gibt es ein spezielles Spechtmonitoring, das seit letztem Jahr auch in NRW angelaufen ist. Das Spechtmonitoring läuft als Modul des Monitorings seltener Brutvögel des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten und wird in NRW durch die NWO organisiert. Das Modul ist wenig aufwändig und erfordert lediglich zwei frühmorgendliche Begehungen in bestimmten Zeiträumen und in geeignetem Lebensraum, wobei eine Klangattrappe (ein Handy und ein Lautsprecher sind notwendig) eingesetzt wird. Feste Routen und Erfassungspunkte können unter Beachtung einiger kleiner Vorgaben selbst gewählt werden. Voraussetzung zum Mitmachen ist lediglich eine gute Kenntnis der heimischen Spechtarten inklusive ihrer Lautäußerungen. Routen sollten dabei nach Möglichkeit langfristig (d.h. über mehrere Jahre) erfasst werden. Bisher weist unser Routennetz in NRW noch Lücken auf. Wir würden uns daher sehr freuen, wenn Sie Lust haben, mitzumachen. Mit Ihrer Hilfe können wir Trends bei dieser Vogelgruppe bestimmen und wichtige Wissenslücken schließen.

Alle Details zum Programm inklusive einem Merkblatt sowie genaue Anleitungen zur Methodik in ornitho.de oder der NaturaList-App finden Sie hier. Aktuelle Hintergrundinformationen gibt es außerdem in einem neuen Falke-Artikel. Um mitzumachen, bitten wir Sie, sich vor dem Start unbedingt per Mail an unsere Ansprechpartner zu wenden. Diese richten gerne gemeinsam mit Ihnen eine Route ein und beantworten alle vorhandenen Fragen. Die neue Saison startet bereits am 21. Februar!

ps Für diejendigen, die schon dabei sind, gibt es noch ein aktuelles Informationsblatt mit wichtigen Hinweisen. Außerdem hat es ein paar kleine Verbesserungen in der App gegeben.

 

 

06.02.2023

Erste Brutnachweise der Steppenmöwe in NRW

Steppenmöwe
Unausgefärbte (wahrscheinliche) Steppenmöwe (© Darius Stiels)

Vogelgemeinschaften unterliegen immer einem gewissen Wandel. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Verbreitung verschiedener Großmöwentaxa als besonders dynamisch erwiesen. Von Südosten kommend haben sich beispielsweise Steppenmöwen bis nach Mitteleuropa ausgebreitet und sind seit einiger Zeit auch regelmäßige Brutvögel in Deutschland. Dabei kommt es auch zu Mischbruten mit anderen Taxa - Großmöwen sind auch taxonomisch eine herausfordernde Gruppe und meist nicht leicht im Freiland zu erkenenn. In den letzten Jahren konnten Steppenmöwen vor allem im Winterhalbjahr in Nordrhein-Westfalen festgestellt wurden, doch mehrten sich auch Beobachtungen im Frühjahr und Sommer. Bisher fehlte jedoch ein eindeutiger Beleg für eine Brut. Von den ersten Brutnachweisen in NRW berichtet nun Klaus Böhm in einem aktuellen Artikel des Charadrius.

In einer Möwenkolonie bei Leverkusen konnten in den Jahren 2013 bis 2018 und 2021 die ersten Bruten der Steppenmöwe in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen werden und damit bundesweit die westlichsten. 2013, 2014 und 2015 erbrütete jeweils ein Mischpaar aus einer Steppenmöwe oder einem möglichen Steppenmöwenhybrid und einer Silbermöwe erfolgreich Junge. 2016 und 2018 zog ein Steppenmöwenpaar jeweils zwei Junge bis zum Flüggewerden groß, und 2017 unternahm dasselbe Paar einen Brutversuch. Zusätzlich erfolgte 2016 ein Brutversuch eines Mischpaares aus Steppenmöwe oder Steppenmöwenhybrid und Mittelmeermöwe und 2021 erbrütete ein weiteres Steppenmöwenpaar drei Junge. Das Männchen des Steppenmöwenpaares aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 wurde 2011 als Küken in Südwestpolen farbberingt. Die Entfernung vom Geburtsort bis zum Brutort beträgt etwa 700 Kilometer.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Böhm K 2021. Erste Brutnachweise der Steppenmöwe Larus cachinnans in Nordrhein-Westfalen. Charadrius 57: 65–72.

 

 

02.02.2023

Ankündigung: Fachtagung zum Braunkehlchen

Braunkehlchen
Braunkehlchen (© Hans Glader)

Einst waren Braunkehlchen in Nordrhein-Westfalen häufige Brutvögel, die auf vielen Weiden und Wiesen ihre Jungen großzogen. In den letzten Jahrzehnten kam es jedoch durch Änderungen in der Landnutzung zu massiven Bestandseinbrüchen. Die letzten Vorkommen gibt es heute in den westfälischen Mittelgebirgen. Die Vorkommen in NRW sind jedoch nicht gänzlich isoliert, denn in den benachbarten Mittelgebirgen, vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz brüten ebenfalls noch Braunkehlchen. Die kleinen Restpopulationen sind Gegenstand intensiver Schutzbemühungen, die jedoch selbstverständlich noch ausgebaut werden sollten, um in einem ersten Schritt die bestehenden Bestände zu sichern und auszubauen. Der praktische Erfahrungsaustausch der Akteure um das Know-How und den Umgang mit lokalen Herausforderungen aber auch einfach das Wissen um Bestände und Bestandsentwicklungen ist dazu unmittelbar notwendige Voraussetzung.

Es freut uns daher besonders, dass es gelungen ist, eine Fachtagung zum Vogel des Jahres 2023 zu organisieren. Die zweitägige Veranstaltung steht unter dem Titel „Das Braunkehlchen in den westlichen Mittelgebirgen  – Bestandssituation und Habitatmanagement“. Der zweite Tag ist Exkursionen in die Brutlebensräume der Vögel gewidmet. Eingeladen sind alle Interessierten, die sich naturschutzfachlich über den schönen und bedrohten Grünlandbewohner informieren und austauschen möchten.

Organisiert wird die Veranstaltung von der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein, dem Life4Siegerlandscapes-Projekt, dem NABU NRW, dem LANUV und der NWO. Die Tagung findet am 11. und 12. Mai 2023 in Burbach-Niederdresselndorf im Siegerland statt. Das ausführliche Programm mit Kontakten für Rückfragen und die Unterlagen zur Anmeldung (Tagungsgebühr) kann hier heruntergeladen werden.

Mehr dazu

Vogel des Jahres 2023: Braunkehlchen in NRW

 

 

30.01.2023

Vögel am Rhein: Störungen und die Rolle von Sonderstrukturen

Rheinufer
Rheinufer bei Bonn-Bad Godesberg (© Falko Drews)

Der Rhein bei Bonn-Bad Godesberg weist wie viele andere stadtnahe Flussabschnitte nur noch wenige naturnahe Bereiche auf. Es gibt jedoch einige interessante Sonderstrukturen wie insbesondere in den Rhein hineinreichende Buhnen. Falko Drews hat zwei Jahre lang in diesem Bereich an einem zwei Kilometer langen Rheinabschnitt mittels Linientaxierung intensiv die Vogelwelt erfasst und dabei auch menschliche Störungen aufgenommen und den Einfluss von Hochwasserphasen untersucht. Die Ergebnisse wurden im letzten Charadrius veröffentlicht: Die Erfassung erfolgte an einem befestigten Ufer des Rheins, das nur wenige Strukturelemente aufweist. Zwischen Februar 2012 und Februar 2014 konnten insgesamt 17 Vogelarten nachgewiesen werden. Die Lachmöwe zeigte die größte Dominanz (Maximum: 203), Stockente und Straßentaube mit 94 % bzw. 70 % die höchste Stetigkeit. Ausgewählte Vogelarten und deren Phänologie werden behandelt. Durch Menschen verursachte Störungen am Ufer und im Wasser sowie Hochwasserphasen werden im Jahresverlauf dargestellt und deren Auswirkungen auf die Aufenthaltswahrscheinlichkeit von Vögeln diskutiert. Für Brutvögel hat der Uferabschnitt nur eine sehr geringe Bedeutung. Strömungsreduzierte Areale zwischen Buhnen, künstliche Bauwerke und Schiffsanleger im Strom waren die attraktivsten Rastplätze für Vögel. Diesen Bereichen kommt daher für die Vogelwelt entlang von begradigten Flüssen im urbanen Bereich ein besonderer Stellenwert zu.

Mitglieder erhalten den Charadrius kostenlos, das Heft mit diesem und anderen Beiträgen kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Drews F 2022. Anthropogene Störungen der Vogelwelt, Hochwasserereignisse und die Rolle von Sonderstrukturen an einem wasserbaulich geprägten Rhein-Abschnitt in Bonn. Charadrius 58: 26–31.

 

23.01.2023

Heidelerchen im westlichen Ruhrgebiet

Heidelerche
Heidelerche (© Darius Stiels)

Heidelerchen sind eine von zwei regelmäßig in NRW brütenden Lerchenarten. Die Haubenlerche als dritte Art ist leider ausgestorben und Feldlerchen sind eine der Charakterarten der Agrarlandschaft. Heidelerchen haben dagegen andere Lebensraumansprüche und kommen in NRW auch nur gebietsweise vor. Sie brüten vor allem im Münsterland, lokal im Rheinland und im Sauer- und Siegerland. Da Brutvorkommen auf Industrieflächen und Halden in der Literatur bisher keine Erwähnung finden und in den Rasterangaben des LANUV noch nicht aufgenommen wurden, wird die Heidelerche bei Artenschutzuntersuchungen im Ruhrgebiet häufig nicht hinreichend berücksichtigt.

Geeignet erscheinende Potenzialflächen wurden anhand von Luftbildern ermittelt und jeweils im März/April in den Jahren 2018 bis 2021 begangen. Dabei handelte es sich vor allem um Industriebrachen und Bergehalden. Außerdem wurden Daten Dritter aus ornitho.de und nrw.observation.org berücksichtigt.

Der erste Nachweis singender Heidelerchen im westlichen Ruhrgebiet stammt aus dem Jahr 2010. Von den 54 untersuchten Standorten konnten auf 22 Flächen Reviere festgestellt werden, z. T. auch über alle Untersuchungsjahre hinweg. In Summe waren es ca. 35-40 Reviere (jeweils 2020 und 2021). Der Deckungsgrad der Vegetation betrug meist unter 60 %, der der Gehölze unter 20 %. Die vegetationslosen Bereiche waren mit Bergematerial, Bauschutt, Gießereisand oder Schlacke bedeckt. Reine Grasfluren mit Gehölzen wurden von der Heidelerche nicht angenommen. Der Lebensraum ähnelt somit den natürlichen Habitaten in Heidegebieten, nur dass es sich im Ruhrgebiet um künstliche Substrate handelt. Auf etwa der Hälfte der Flächen, wo Heidelerchenreviere nachgewiesen wurden, ist eine Bebauung geplant bzw. wurde/wird sie bereits durchgeführt. Mittelfristig geschützt sind nur wenige Vorkommen. Selbst wenn Restflächen als Grünflächen ausgewiesen sind, kann durch Störungen oder die Sukzession das Vorkommen gefährdet sein. Möglicherweise handelt es sich aus diesen Gründen nur um eine temporäre „Eroberung“ der Industriebrachen durch die Heidelerche. Eine dauerhafte Etablierung erscheint bis auf wenige Standorte unwahrscheinlich.

Die Arbeit erschien im aktuellen Charadrius. Mitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos, das Heft kann aber auch kostenpflichtig über die NWO-Geschäftsstelle bezogen werden.

Publikation:
Meßer J, Rautenberg T & Tomec M 2022. Die Heidelerche Lullula arborea im westlichen Ruhrgebiet. Charadrius 58: 26–31.

 

22.01.2023

Ankündigung: Mitgliederversammlung und Jahrestagung 2023

Charadrius-Cover
Flussregenpfeifer (© Hans Glader)

Am 19. März 2023 wird unsere diesjährige Mitgliederversammlung und Jahrestagung stattfinden. Wie gewohnt werden wir die eintägige Konferenz in der Natur- und Umweltakademie NRW in Recklinghausen abhalten. Morgens findet die Mitgliederversammlung statt. Am späten Vormittag geht die Tagung dann in das Vortragsprogramm über. Wir sind überzeugt, wir haben für Sie wieder spannende Themen aus der Vogelwelt Nordrhein-Westfalens zusammengestellt. Wir beleuchten zahlreiche verschiedene Vogelgruppen, Themen zu Vogelschutz, Vogelmonitoring und Birding, so dass für alle etwas dabei sein sollte. Das beliebte Vogelquiz darf natürlich auch nicht fehlen. Es ist für ausreichend Pausen gesorgt, so dass auch genug Zeit für fachlichen und persönlichen Austausch bleibt.

Wir würden uns freuen, Sie am 19. März persönlich begrüßen zu dürfen. Die Teilnahme ist kostenlos (wir bitten lediglich um Spenden für die Verpflegung), Gäste sind herzlich willkommen!

Das Programm kann hier heruntergeladen werden (Änderungen vorbehalten) . Für Rückfragen steht Ihnen die Geschäftsstelle selbstverständlich gerne zur Verfügung.