FAQ - Häufig gestellte Fragen
Vogelbestimmung: Drosseln im Herbst und Winter
Im Herbst richtet sich der Blick der Öffentlichkeit, wenn es um den Vogelzug geht, vor allem auf Großvögel wie Kraniche und Gänse. Wir gucken aber noch etwas genauer hin und belassen es nicht dabei. Schließlich lassen sich im Herbst auch viele andere Zugvögel beobachten – darunter gleich mehrere Drosselarten, die nicht selten selbst im Siedlungsbereich gut zu beobachten sind und oft auch noch über den Winter schöne Beobachtungsmöglichkeiten bieten.
Der Drosseldurchzug findet vielfach nachts oder in den frühen Morgenstunden statt. An guten Zugtagen ziehen aber viele Arten auch tagsüber und auch in NRW lassen sich von geeigneten Stellen aus oft Hunderte Drosseln an einem guten Morgen beobachten. Das betrifft insbesondere Wacholderdrosseln und Rotdrosseln, aber auch Singdrosseln können größere Trupps bilden, während Amseln tagsüber eher in geringer Truppstärke festgestellt werden. Auch rastend können im Spätherbst und teilweise auch im Winter Drosseltrupps beobachtet werden. Drosseln bewegen sie sich am Boden hüpfend statt laufend vorwärts und lassen sich so gut von Staren unterscheiden. Die meisten Drosselarten bei uns sind Teilzieher, Rotdrosseln und Ringdrosseln sind bei uns in NRW von wenigen Ausnahmen abgesehen vor allem auf dem Durchzug zu sehen, mancherorts überwintern aber auch Rotdrosseln. Drosseln lassen sich in einer Vielzahl von Lebensräumen beobachten, Futter finden sie auf Obstwiesen, auf denen auch in der kalten Jahreszeit noch Äpfel zu finden sind, aber auch in Wäldern oder strukturreichen Offenländern. Vor allem Amseln suchen auch Futterstellen auf. Nächtliche Zugrufe lassen sich allerdings auch ganz regelmäßig über den hell erleuchteten Innenstädten hören, so dass es kaum einen Ort gibt, an dem aufmerksamen Beobachter:innen keine Drosselbeobachtungen gelingen können.
Unter den echten Drosseln der Gattung Turdus kommen sechs Arten regelmäßig bei uns vor – die Artenvielfalt ist also so überschaubar, so dass nichts dagegen spricht, auch als Anfänger:in die einzelnen Arten kennenzulernen.
Glänzende Gegenstände und diebische Elstern?
Im Jahr 1815 fand in Paris die Uraufführung der Oper „La gazza ladra“ („Die Diebische Elster“) von Gioachino Rossini statt. Allerspätestens seit dieser Zeit wissen es alle, Elstern werden von glänzenden oder glitzernden Gegenständen angelockt, aber stimmt das wirklich? Sind Elstern wirklich diebisch?
Die allgemeine Annahme, dass Elstern glänzende Gegenstände sammeln und „stehlen“ würden, ist in der europäischen Kultur weit verbreitet, wird im Fernsehen wiederholt und Menschen, die kleine Gegenstände sammeln, werden im Englischen manchmal als Elstern („Magpies“) bezeichnet. Begrifflichkeiten wie „Stehlen“ sind moralisch aufgeladen und sicher nicht direkt auf Vögel übertragbar. Wichtiger ist aber vielleicht, dass es bis vor einigen Jahren kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu gab, ob Elstern von glänzenden Gegenständen angezogen werden. Es gab wenige veröffentlichte anekdotische Hinweise darauf, dass Elstern glänzende Gegenstände genommen haben, aber dann stellt sich die Frage, ob uns das nur deshalb auffällt, weil wir ja zu wissen glauben, dass Elstern glänzende Gegenstände nehmen. Gibt es denn überhaupt Hinweise dafür, dass Vögel menschliche Gegenstände sammeln? Ja, die gibt es, so dass die Überlegung zumindest nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Von Krähenvögeln, zu denen auch Elstern gehören, ist durchaus exploratives Verhalten bekannt. Außerdem nutzen viele Vogelarten menschliche Gegenstände beispielsweise als Nistmaterial – das könnte zufällig geschehen und ist es sicher in vielen Fällen auch – oft übrigens mit unmittelbar negativen Auswirkungen für die Vögel. Die meisten haben vermutlich schon mal Fotos von in Fischernetzen verhedderten jungen Basstölpeln gesehen. Aber es kann auch komplizierter sein: So bauen nordamerikanische Hausgimpel Zigarettenstummel in Nester ein. Das Nikotin wirkt antiparasitär, ist aber natürlich auch ein Zellgift, das für die Vögel selbst gefährlich sein könnte. Schwarzmilane bauen außerdem oft Zivilisationsmüll in ihre Nester ein – offensichtlich ein Dominanzsignal an Artgenossen. In der Verhaltensbiologie ist damit das Nest ein Teil des erweiterten Phänotyps (der Phänotyp ist die Summe der morphologischen, physiologischen und verhaltensbezogenen Merkmale eines Individuums). Aus TV-Produktionen am bekanntesten sind vielleicht australische Seidenlaubenvögel, die mit blauen Gegenständen ihre Lauben ausschmücken.
Die Frage aber, ob Elstern nun wirklich von glänzenden Gegenständen so unwiderstehlich angezogen werden, wurde bisher am umfassendsten erst in einer 2015 in der Fachzeitschrift Animal Cognition veröffentlichten Studie untersucht. Die Verhaltensbiologin Dr. Toni Shephard und ihre Kolleg:Innen von der Universität Exeter haben sich dazu Experimente mit Elstern im Freiland und in Gefangenschaft ausgedacht.
Wie sieht ein vogelfreundlicher Garten aus?
Die Biodiversitätskrise macht vor dem menschlichen Siedlungsbereich nicht halt und immer mehr Menschen bemühen sich darum, in ihrem eigenen Umfeld einen kleinen Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Mittlerweile findet man eine Vielzahl an teils widersprüchlichen Vorschlägen, so dass wir hier versuchen, einen strukturierten Überblick über einige Maßnahmen zu geben, die Vögeln und anderen Organismen in Gärten, auf dem Balkon oder der Terrasse das Leben erleichtern.

Wie wichtig sind Gärten eigentlich für die Vogelwelt?
Vogelarten sind nicht alle gleich, einige sind Zugvögel, andere Standvögel, sie haben ganz unterschiedliche Brutplätze und Nahrungsgewohnheiten und auch ihre bevorzugten Lebensräume unterscheiden sich. Da sich auch unser Siedlungsumfeld im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert hat, hat sich damit auch die Vogelwelt verändert. Einst typische Dorfvogelarten, die eher halboffene Lebensräume besiedeln, stehen heute oft auf der Roten Liste und Gebäudebrüter haben es an modernen sanierten Gebäuden schwer, Brutplätze zu finden. Mit immer mehr und älteren Bäumen sind einst typische Waldvogelarten immer mehr in die Städte vorgedrungen. Einige Arten dürften einen nicht unwesentlichen Anteil ihres Brutbestandes im Siedlungsraum haben, aber ganz genaue Zahlen fehlen uns hier. Gärten machen einen nicht unwesentlichen Anteil an der Fläche Deutschlands aus: im Internet finden sich Zahlen, dass jede:r zweite Einwohner:in Zugang zu einem Garten am Haus hat und allein in NRW gibt es noch ca. 118.000 Kleingärten. Das unterstreicht zwar die Bedeutung von Gärten als Lebensraum, aber gern gezogene Vergleiche mit Schutzgebieten sind problematisch. Im schlimmsten Fall kann die Konzentration von am Ende leider arg begrenzten (finanziellen) Naturschutzbemühungen auf den Siedlungsbereich auch kontraproduktiv sein. Im eigenen Garten wird eben kaum eine Uferschnepfe ihre Jungen großziehen, auch die tollsten Gartenteiche werden keine nennenswerten Wasservogelbestände beherbergen und auch gartenreiche Neubaugebiete zerstören eben die Lebensräume von Rebhühnern & Co. Gleichzeitig beherbergen Dörfer, Weiler und Einzelgehöfte oft sogar eine höhere Artenvielfalt als die Umgebung und nicht wenige auch mittlerweile bedrohte Arten leben im Siedlungsumfeld.
Welche Maßnahmen funktionieren grundsätzlich?
Fast alle Maßnahmen drehen sich um wenige wesentliche, oft eng miteinander verknüpfte Aspekte, die es auch zu beachten gilt, wenn das Siedlungsumfeld vogelfreundlich sein soll. Dazu gehören Nahrung und Wasser, der Schutz vor menschlichen Gefahren und geeignete Brutplätze. Nur wenn möglichst alle „Grundbedürfnisse“ erfüllt sind, werden Vögel tatsächlich von einem Garten als Lebensraum profitieren können.Vogelgehirn – Händigkeit bei Vögeln?
Nicht nur bei Menschen gibt es Links- und Rechtshändigkeit, auch bei vielen Tieren gibt es das entsprechende Pendant zum Rechtshänder oder Linkshänder. Vögel haben natürlich keine Hände wie wir, aber dennoch gibt es bei Vögeln entsprechend einseitig ausgeprägte Verhaltensweisen.
Besonderheiten wie der neuseeländische Schiefschnabel mit seinem fast immer nach rechts gebogenem Schnabel fallen natürlich sofort auf, aber darum soll es hier nicht gehen. Der Vogelkörper ist äußerlich symmetrisch. Dennoch kann es aber beispielsweise Gliedmaßen geben, die bevorzugt genutzt werden. Bei Vögeln sind das in der Regel die Füße, schließlich sollten die Flügel einigermaßen die gleiche Kraft ausüben, um kräftesparend in eine Richtung zu fliegen. Oft wird dies mit einem Lateralismus im Hirn in Verbindung gebracht. Lateralismus des Hirns bedeutet, dass die beiden Hirnhälften obwohl äußerlich ähnlich unterschiedliche Aufgaben und Funktionen übernehmen. Das muss nicht unbedingt eindeutig mit Links-/Rechts-Händigkeit zusammenhängen, aber bei Vögeln gibt es dazu immerhin einige gute Hinweise. Entsprechende Verhaltensweisen lassen sich tatsächlich auch im Freiland beobachten und mittlerweile gibt es mehrere Beispiele aus ganz unterschiedlichen Vogelgruppen, die sich tatsächlich sehr gut mit der Händigkeit bei uns (oder anderen Säugetieren) vergleichen lässt.