Welcher Vogel singt am lautesten?

Goldammer
Mit 85 dB schmettern Goldammern ihr „Wie, wie, wie hab ich Dich so lieb“ (© Hans Glader)

Wenn im Frühjahr die Vögel wieder singen, gibt es tatsächlich Mitmenschen, die sich über diese Naturgeräusche beschweren. Die meisten von uns können da wohl nur mit Kopfschütteln reagieren, aber natürlich können singende Amseln, balzende Zwergohreulen oder bettelnde junge Waldohreulen unmittelbar vor dem Schlafzimmerfenster kurzfristig die Geräuschkulisse dominieren und dabei auch mal den menschlichen Schlaf stören. Aber wie laut sind eigentlich die lautesten Vögel? Einen balzenden Uhu können wir in einer windstillen Nacht noch in mehreren Kilometer Entfernung hören – besonders wenn seine Stimme in einem Mittelgebirgstal durch die natürliche Konzertmuschel der Talwände noch verstärkt wird. Der Schalldruckpegel wird dabei oft in Dezibel (dB) angegeben. So erreichen selbst winzige Wintergoldhähnchen 75 dB, eine Amsel schafft 87 dB und Zaunkönig und Rotkehlchen bringen es auf 90 dB (damit sind wir auf dem Level einer Hauptverkehrsstraße). Unter den heimischen Gartenvögeln gehört die Singdrossel mit 100 dB zu den lautesten Sängern – das entspricht der Lautstärke eines Drucklufthammers oder der Geräuschkulisse in einer Disko. Der sprichwörtliche Hahn auf dem Mist (das vom asiatischen Bankivahuhn abstammende männliche Haushuhn) bringt es als bekanntester Wecker der Vogelwelt sogar auf 105 dB (Angaben aus Brackenbury 1979, J. Exp. Biol).

Noch lauter dürfte vermutlich manches „Geschrei“ von Möwen sein. Den globalen Rekordhalter laut Guinessbuch finden wir jedoch nicht in Europa, sondern auf dem Vogelkontinent Südamerika – der Einlappenkotinga trägt seinen unwirklichen Glockengesang mit 124,5 Dezibel vor. Das entspricht manchem Kampfflugzeug (in 100 m Entfernung) und ist schon deutlich jenseits der Schwelle zum Unwohlsein bzw. kann in kurzer Entfernung sogar schon Hörschäden verursachen. Auch weitere Vogelarten aus der Familie der Schmuckvögel wie der Schreipiha sind für ihren lauten ungewöhnlichen Gesang bekannt. Aufnahmen des Einlappenkotingas (und nahezu aller anderen Vogelarten der Erde auch) gibt es auf www.xeno-canto.org . Hier findet sich auch der etwas anzüglich klingende Pfiff des Schreipihas.

 

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