Welcher Nistkasten ist der richtige?

Ein Gartenrotschwanz in einem Nistkasten mit ovalem Einfluggloch (© www.lietzow-naturfotografie.de)

Uns erreichen regelmäßig Anfragen, welche Nistkästen für den eigenen Garten oder den Balkon geeignet sind. Auch wenn pauschale Antworten immer schwierig sind, werden Nistkästen natürlich schon seit Jahrzehnten verwendet (ursprünglich oft im „Forstschutz“, aber auch zur Bereicherung des menschlichen Speiseplans – Starenjunge wurden durchaus gegessen) und es gibt zahlreiche Publikationen zum Thema. Wir beleuchten das Thema hier ganz ausführlich von vielen Seiten – und am Ende gibt es natürlich auch ganz konkrete Tipps. In jedem Fall bereiten Nistkästen Freude und sind ein idealer Weg, Kindern und Erwachsenen die Vogelwelt näher zu bringen!

Sind Nistkästen im Vogelschutz notwendig?
Nistkästen bieten Vögeln Brutmöglichkeiten, ggf. auch Schlaf- und Rastplätze – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vögel, deren Lebensraum zerstört wurde, die einfach nicht genügend Futter finden, verfolgt werden, durch den Klimawandel oder ähnliche Faktoren bedroht werden, aber genügend Nistplätze in der Natur finden, kann man kaum mit Nistkästen helfen. Das Aufhängen von Nistkästen ist daher auch kein Ersatz für einen langfristigen Schutz naturnaher Lebensräume. Oft haben Bestandsrückgänge aber mehrere Faktoren und Brutplatzmangel ist nicht selten einer davon. Vögel, die freistehende Nester bauen, nehmen keinen Nistkasten an. Allerdings sind auch Vögel, die in Höhlen und Nischen brüten, von Bestandsrückgängen betroffen. In natürlichen Wäldern mit ihrem hohen Totholzanteil gibt es meist viel mehr Specht- und Fäulnishöhlen, Spalten, Nischen und Rindentaschen als in Forsten oder gar der Asphaltsavanne unserer Städte und Dörfer. In den letzten Jahrhunderten konnten einige Vogelarten von der Urbanisierung der Landschaft profitieren – Mauersegler, Hausrotschwanz und Haussperling wurden zu vertrauten Gebäudebrütern. In den letzten Jahren gingen mit dem Abriss von Altbauten und der (aus Klimaschutzgründen notwendigen) energetischen Gebäudesanierung jedoch unzählige Brutplätze verloren. In all diesen Fällen können Nistkästen Abhilfe schaffen. Für Gebäudebrüter finden Sie alle relevanten Informationen und Tipps bis hin zu vorgeschlagenen Nistkastenspezifikationen auf den Seiten unserer AG Gebäudebrüter. Für alle anderen geht es hier weiter.

Ein Höhlennistkasten aus Holzbeton im Garten der NWO-Geschäftsstelle - der grüne Käfig ist ein Marderschutz (© Darius Stiels)

Welcher Nistkastentyp?
Zuerst steht die Frage, welche Arten man mit Nistkästen fördern möchte. Und selbstverständlich sollte früh überlegt werden, wie realistisch eine Besiedlung der Kästen ist. In einem kleinen Garten mitten in der Stadt hat das Aufhängen einer Steinkauzröhre wenig Sinn. Feldsperling, Star und Gartenrotschwanz sind in ihrem Bestand gefährdet, diesen zu helfen ist sicher prioritär, andererseits sind sie mancherorts schon so selten, dass man sie kaum mehr in den Garten locken kann. Mit einem Kasten für Kohl- und Blaumeise ist die Wahrscheinlichkeit einer Besiedlung höher. Es sind auch nicht alle Nistkästen geeignet. Einige beim Discounter oder andernorts angebotene Kästen sind reine Zierde, aber für Vögel nicht geeignet. Im Spezialhandel finden Sie die richtigen Kästen und online (z.B. beim NABU) Anleitungen zum Selbstbau. Achten Sie darauf, dass die Kästen die richtigen Maße haben (bei Höhlen insbesondere eine ausreichende Höhe), das richtige Einflugloch, dass Holzkästen innen sägerau sind und keine giftigen Holzschutzmittel verwendet wurden. Holzbetonkästen haben sich als haltbar und sinnvoll erwiesen, oft ist hier auch ein Marderschutz (der auch einigermaßen vor Katzen und Eichhörnchen schützen sollte) verfügbar. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Nistkastentypen vor.

Höhlenbrüternistkasten für Meisen u.a.
Der Klassiker. Die Kästen gibt es mit dreieckigem, rechteckigem und rundem Profil. Sie unterscheiden sich aber im Wesentlichen anhand des Durchmessers ihres Einfluglochs:
32 mm für Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Trauerschnäpper u.v.a.
28 mm für kleine Meisen wie die Blaumeise oder für Feldsperlinge u.a.
Wenn Sie wenig Platz haben, sind diese Kästen immer erste Wahl. Eine Besiedlung ist wahrscheinlich. Je nach Standort kann ein Marderschutz sinnvoll sein. Ein ovales Einflugloch bringt mehr Licht in das Innere des Nistkastens. Diese Höhlen werden beispielsweise vom Gartenrotschwanz angenommen, der aktuell nur in wenigen Regionen NRWs etwas häufiger ist. Sitzstangen werden zwar angenommen, sind aber nicht unbedingt notwendig und können möglichen Prädatoren den Zugang erleichtern.

Höhlenbrüternistkasten für Stare u.a.
Dieser Kasten ist etwas größer als Nistkästen für die kleineren Höhlenbrüter und wird z.B. von Staren und Kleibern angenommen. Der Durchmesser des Einfluglochs beträgt 45 mm. Starenbestände haben in Teilen NRWs stark abgenommen, als großräumige Ursache dafür wird bisher jedoch kaum ein Mangel an Nistplätzen angenommen (Veränderungen in der Landnutzung im Brut- und/oder Überwinterungsgebiet gelten als wahrscheinlicher), aber lokal kann dies natürlich anders aussehen.

Halbhöhlenkästen
Dieser Kastentyp wird u.a. von Stelzen, Grauschnäppern, Hausrotschwanz und manchmal Rotkehlchen angenommen. Da die Brut leicht erreichbar ist, erscheint eine geeignete Standortwahl besonders wichtig. Nach unserer Erfahrung werden die Kästen aber nicht so oft angenommen wie die klassischen Höhlenbrüterkästen für Meisen.

Spezialkästen
Es gibt eine Vielzahl an Nistkästen, die nur für ganz bestimmte Vogelarten geeignet sind. Baumläuferkästen imitieren Rindentaschen und können an dicken Baumstämmen angebracht werden. Daneben gibt es auch kugelige Nistkästen für Zaunkönige. Wer alten Baumbestand auf dem eigenen „Anwesen“ hat, kann Nistkästen für Hohltaube und Waldkauz aufhängen, Nistkästen für Turmfalke und Dohle können auch an Einfamilienhäusern angebracht werden und wenn bereits Schwalben in nächster Umgebung brüten, können künstliche Mehlschwalbennester erfolgversprechend sein. Wer das große Glück hat, eine Obstwiese sein Eigen zu nennen, wird hoffentlich eine Steinkauzröhre aufhängen. Und bei so viel Platz findet sich vielleicht sogar die Möglichkeit, einen Schleiereulennistkasten anzubringen. An Bächen und Flüssen können Nistkästen für Wasseramsel und Gebirgsstelze sinnvoll sein.

Wieviele Nistkästen?
Natürlich kann man so viele Nistkästen wie möglich aufhängen, andererseits sollte man zwischen den Kästen mehrere Meter Abstand einhalten (keine zwei Kästen an denselben Baum!) – die meisten Vögel verteidigen nicht nur den Kasten, sondern ein größeres Territorium (eine Ausnahme sind Koloniebrüter wie Mehlschwalben und Haussperlinge). Es ist daher übrigens auch nicht ungewöhnlich, dass jedes Jahr einige Kästen nicht besiedelt werden.

Nistkasten wo anbringen?
Grundsätzlich eignen sich vor allem Gebäude und Bäume zum Anbringen der Kästen. Nistkästen sollten nach Möglichkeit wettergeschützt (keine pralle Sonne) angebracht werden – eine Öffnung nach Osten ist oft sinnvoll. Die Kästen sollten meist nicht ganz tief angebracht werden. Nach oben gibt es kaum Grenzen – selbst an Balkonen in den oberen Stockwerken von Stadthäusern können Vögel brüten. Die Kästen sollten möglichst sicher vor Prädatoren angebracht werden – sogenannte ökologische Fallen müssen vermieden werden. Dass Buntspecht und Eichhörnchen auch Jungvögel der Kohlmeise auf dem Speiseplan stehen haben, ist aber kein Artenschutzproblem!

Nistkästen reinigen?
Hier scheiden sich vielfach die Geister. In natürlichen Bruthöhlen wird auch nicht gereinigt, andererseits dauert es eine gewisse Zeit, bis das Nistmaterial zerfällt und Nistkästen können so lange ungeeignet sein. In den Nistkästen leben auch Parasiten, unbefruchtete oder abgestorbene Eier sowie tote Jungvögel sind keine Seltenheit. Wenn Sie Nistkästen reinigen, machen Sie dies bevorzugt im Herbst (im Winter dienen Nistkästen oft als Schlafhöhle). Schützen Sie sich selbst vor Krankheitserregern (Stäube nicht einatmen, Mund-Nase-Schutz, Handschuhe).

Nicht nur Vögel
„Wohnungsnot“ betrifft nicht nur Vögel. Manchmal nisten sich auch Insekten wie Wespen oder Hornissen, Bilche oder Fledermäuse in Nistkästen ein. Freuen Sie sich auch über unbefiederte Bewohner. Auch für diese Artengruppen gibt es natürlich spezielle Nisthilfen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit Ihren neuen Mitbewohnern!

 

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