NWO-Preis

Mit dem NWO-Preis werden besondere Leistungen auf dem Gebiet der Ornithologie in NRW ausgezeichnet, die im Sinne der Vereinssatzung stehen: Förderung der Vogelkunde und des Vogelschutzes nach allen Richtungen, insbesondere der landeskundlichen Vogelforschung sowie des Natur- und Umweltschutzes und des Tierschutzes. Dies können einzelne Projekte oder das Lebenswerk eines Ornithologen / einer Ornithologin sein. Es können auch Forschungsleistungen ausgezeichnet werden, die über das Gebiet von NRW hinausgehen, so-lange der Preisträger / die Preisträgerin auch in NRW aktiv ist und das Projekt einen Bezug zu NRW hat. Preisträger/innen können neben Einzelpersonen auch Gruppen sein. Der Preisträger / die Preisträgerin muss Mitglied der NWO sein, bei Gruppen muss mindestens eine Person Mitglied der NWO sein.

Der NWO-Preis wird jährlich auf der Mitgliederversammlung vergeben. Neben einer Urkunde und einer Laudatio wird ein Geldbetrag von 500,- € vergeben.

2005 - Karl Schulze-Hagen

NWO-Preisträger Karl Schulze-Hagen
Karl Schulze-Hagen bei der Geländearbeit. Wer an Rohrsängern arbeitet, riskiert auch mal nasse Füße.

Karl Schulze-Hagen wurde am 29.08.1950 in Düsseldorf geboren, wo er im Schlosshof Düsseldorf Eller aufwuchs. Nach dem Abitur am Görresgymnasium in Düsseldorf begann er in Bonn mit dem Biologiestudium, das er 1975 nach drei Jahren mit der Diplomarbeit beendete. Das Thema der Arbeit lautete: "Habitat und Bruterfolg beim Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)", womit er sich eine Vogelgruppe aussuchte, die ihn nicht mehr loslassen sollte.

Nach der Diplomarbeit begann er mit dem Studium der Medizin ebenfalls in Bonn, das er bereits 1978 mit der Promotion mit dem Thema "Der Kortisolstoffwechsel in Leberzellen" abschloss. Von 1980 bis 1985 arbeitete er an der Universitäts-Frauenklinik Charlottenburg, um den "Facharzt" zu machen. 1985 erfolgte der Umzug nach Mönchengladbach, wo er seit 1987 zusammen mit seiner Frau eine eigene Praxis betreibt. Daneben fand er aber noch Zeit sich nicht nur weiter mit dem Sumpfrohrsänger zu beschäftigen, sondern die Untersuchungen auf den Teichrohrsänger auszudehnen. Zahlreiche Publikationen (u.a. in Charadrius, Vogelwelt, Ökologie der Vögel, Vogelwarte und Journal für Ornithologie) machten seine Erkenntnisse zur Brutbiologie und den Habitatansprüchen der Allgemeinheit zugänglich. Im Vergleich mit dem Teichrohrsänger ging es nicht nur um die Habitatwahl, sondern auch um die Strategien zur Nestverteidigung und die Parasitisierung durch den Kuckuck. Damit hat Karl Schulze-Hagen ausgehend von seinen eigenen Studien 'vor der jeweiligen Haustür' wertvolle Informationen zu den beiden bei uns häufigsten Rohrsängerarten gesammelt und ausgewertet.

Ab 1980 widmete er sich zusammen mit Bernd Leisler, Andrzej Dyrcz und Tim Birkhead auch dem global bedrohten Seggenrohrsänger, der leider nicht mehr in NRW brütet. Mit seinen Rohrsänger-Arbeiten hat er sich als international anerkannter Fachmann für die Rohrsänger etabliert und verfasste gewissermaßen als Krönung die Artkapitel von Sumpf-, Teich- und Seggenrohrsänger im 'Glutz'. Zu Sumpf-, Teich- und Drosselrohrsänger hat er zudem die Kapitel im europäischen Brutvogelatlas, dem EBCC-Atlas, geschrieben.

Der NWO-Preis wird Karl Schulze-Hagen für seine grundlegenden Arbeiten über Sumpf- und Teichrohrsänger verliehen. Dabei verdient insbesondere die Beschäftigung mit dem in Deutschland nicht gefährdeten Sumpfrohrsänger höchste Wertschätzung, da oft die seltenen Arten im Mittelpunkt von Forschungen stehen. Da Deutschland neben Rumänien die höchsten Bestände dieser Art beherbergt und damit eine globale Verantwortung für diese Art besitzt, sind Forschungen in den Kernpopulationen besonders wichtig. Gleichzeitig soll die Preisverleihung auch andere Ornithologen dazu anregen, über solche Arten zu forschen und die Ergebnisse zu publizieren.

Unna, 20.03.2005