Aktuelle Meldungen

16.09.2024

Rückblick Ehrenamtsforum 2024

Ehrenamtsforum
Kathrin Schidelko am Stand der NWO
(© Veronika Huisman-Fiegen)

Am Samstag fand das Ehrenamtsforum im LWL-Museum Münster statt. Die NWO war wieder mit einem Stand vertreten

Alle zwei Jahre findet im LWL-Museum für Naturkunde in Münster das Ehrenamtsforum statt. Hier stellen Vereine, Verbände und Organisationen ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten vor. Die NWO ist hier immer gerne vertreten, gibt es doch enge Verbindungen zum LWL-Museum und die Möglichkeit, Werbung für Vogelkunde und Vogelschutz zu machen und die Bekanntheit der NWO weiter zu steigern. In persönlichen Gesprächen hatten wir die Möglichkeit, Besuchende, darunter auch viele Eltern mit ihren Kindern, über die NWO zu informieren. Ausgelegt hatten wir eine Auswahl an verschiedenen Publikationen, Flyer und anderes.

Das LWL-Museum wird aktuell umgebaut, dennoch gab es keine Probleme, genügen Platz und wir bedanken uns beim LWL-Museum für die Organisation. An unserem Stand bzw. beim Auf- und Abbau halfen Veronika Huisman-Fiegen, Jürgen Fiegen und Jasper Temme. Vielen Dank für Euer Engagement! Aus der NWO-Geschäftsstelle war Kathrin Schidelko vor Ort.

 

 

 

12.09.2024

Vorstellung der Broschüre „Alles auf Durchzug“

Heute haben die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (SRK) und die NWO die Broschüre zum Projekt „Alles auf Durchzug“ im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit vorgestellt. Die SRK hatte zusammen mit der NWO standardisierte Naturschutzmaßnahmen in der Feldflur speziell zur Förderung rastender Arten erarbeitet.

Pressetermin AaD
Präsentieren zum Abschluss des Projektes die neue Broschüre: v.l.n.r. Kathrin Schidelko, Klaus Nottmeyer, Heiko Schmied, Amelie Hassels & Bernhard Conzen (© SRK)

Der Termin fand passenderweise auf einem Acker unmittelbar neben einer Naturschutzmaßnahme statt. Ein Blühstreifen mit heimischen Wildkräutern aus regionalem Saatgut bot eine geeignete Kulisse. Tatsächlich waren auch einige Stieglitze anwesend, Rauchschwalben jagten, ein Zilpzalp sang während seiner Herbstrast und Turmfalken zeigten imposante Luftkämpfe über der Fläche.

Für die Stiftung fand Bernhard Conzen als Vorstandsvorsitzender der SRK einleitende Worte.Unser 1. Vorsitzender Klaus Nottmeyer berichtete über die Bedeutung des Schutzes von Zugvögeln in der Agrarlandschaft. Für Detailfragen waren außerdem Amelie Hassels, Dr. Heiko Schmied und Kathrin Schidelko anwesend.

In diesem Gemeinschaftsprojekt beteiligten sich fünf Landwirte an drei verschiedenen Standorten im südlichen Rheinland. Die vorgestellte Broschüre richtet sich gezielt an Landwirtinnen und Landwirte, die Schutzmaßnahmen für rastende Zugvögel durchführen möchten. Konkrete Maßnahmen, die soweit möglichst einfach in Produktionsabläufe zu integrieren sind, werden hier vorgestellt. Verschiedene ausführlich in der Broschüre präsentierte Vogelarten stehen stellvertretend für eine Gilde teils gefährdeter Vögel, z.B. die erwähnten Stieglitze für körnerfressende Singvögel oder Kornweihen für überwinternde Greifvögel.

Eine ausführliche Pressemitteilung gibt es auf der Homepage der SRK.

Die Broschüre kann hier als pdf frei heruntergeladen werden.

Das Projekt „Alles auf Durchzug“ wurde dankenswerterweise von der Heinz-Sielmann-Stiftung und der Deutschen Postcode-Lotterie gefördert. Wir danken der SRK und allen beteiligten Landwirten für die erfolgreiche Zusammenarbeit.

 

 

05.09.2024

Wahl zum Vogel des Jahres 2025 – Kandidatencheck aus NRW-Sicht

Es ist wieder soweit – die Wahl zum Vogel des Jahres steht bevor. Welche Vogelart soll 2025 stellvertretende Botschafterin eines wichtigen Naturschutzthemas werden? NABU und LBV lassen die Bevölkerung abstimmen: Jede*r kann sich noch bis zum 10. Oktober 2023 an einer der erfolgreichsten PR-Aktionen für den Vogelschutz beteiligen (www.vogeldesjahres.de). Wir stellen Ihnen die fünf Kandidaten aus NRW-Sicht vor – als neutraler „Wahlomat“ selbstverständlich in systematischer Reihenfolge.

 

Kranich Grus grus

Kranich
Kranich (© Hans Glader)

Kraniche gelten als Erfolgsart im Vogelschutz. Einst stand die Art insbesondere in Westdeutschland als Brutvogel kurz vor dem Aussterben. Mittlerweile haben sich die Bestände erholt und die Vögel haben sich ausgebreitet. Infolgedessen wurde im Jahr 2008 im Oppenweher Moor die erste Brut seit Beginn konkreter ornithologischer Aufzeichnungen in NRW registriert. Dort brütet die Art bis heute. Der aktuelle Landesbestand liegt bei rund 25 Brutpaaren und Siedlungsschwerpunkte sind verschiedene Moore und Feuchtgebiete in Westfalen. Eine Besiedlung des Rheinlandes steht noch aus. Kraniche stehen damit für die dringend notwendige Wiedervernässung unserer Moore – eine der Maßnahmen, die wie kaum eine andere Klimakrise und Naturkrise gemeinsam angeht. In trockenen Jahren ist der Bruterfolg deutlich geringer und Kraniche könnten zukünftig damit auch Opfer der Klimakrise werden. Als Durchzügler sind Kraniche auch außerhalb der Brutgebiete vielen Menschen bekannt, ziehen doch jedes Frühjahr und jeden Herbst zehntausende Vögel oft laut trompetend in V-Formation über NRW. Bei uns stehen Kraniche als „extrem selten“ auf der Roten Liste der Brutvögel.

 

 

Schwarzstorch Ciconia nigra

Schwarzstorch
Schwarzstorch (© Hans Glader)

Schwarzstörche gehören zu den heimlichsten Brutvögeln unseres Landes. Sie besiedeln Feuchtgebiete und Wälder mit Bachtälern. Einst auch im Tiefland verbreitet, waren sie jahrzehntelang bei uns ausgestorben. Strenger Schutz hat zu einer Erholung der Bestände geführt und 2015 brüteten um die 120 Paare in den Mittelgebirgen unseres Bundeslandes. Seitdem nehmen die Bestände aber rapide ab und im Tiefland treten Schwarzstörche auch weiterhin nur als seltene Durchzügler auf. Als Ursache für den jüngsten Bestandseinbruch wurden störungsrelevante Abholzungen durch die Forstwirtschaft, Nahrungsmangel durch austrocknende Gewässer und Störungen durch Freizeitnutzungen identifiziert. Die Art ist auch indirekt durch die Klimakrise betroffen, reagiert sie doch empfindlich auf die Errichtung von Windkraftanlagen und auch Kollisionen sind nachgewiesen. Schwarzstörche sind damit in NRW Botschafter für den Vogelschutz im Wald des 21. Jahrhunderts. Als Langstreckenzieher sind sie zusätzlich auf dem Zug und im Winterquartier vielfältigen Gefahren ausgesetzt. In NRW mussten Schwarzstörche jüngst wieder in die Rote Liste als „gefährdet“ aufgenommen werden.

 

 

Waldohreule Asio otus

Waldohreule
Waldohreule (© Angelika Meister)

Waldohreulen sind weit verbreitete Brutvögel in NRW, die sowohl im Tiefland wie im Mittelgebirge brüten. Sie leben in Feldgehölzen, an Waldrändern, aber auch in Parks, auf Friedhofen und manchmal auch in großen Gärten. Sie sind wie die meisten Eulen nachtaktiv und ernähren sich in der Regel von Mäusen und anderen Kleinsäugern. Im Vergleich zu anderen Eulenarten erhalten Waldohreulen relativ wenig Aufmerksamkeit und unser Wissen über Bestände und Trends ist sicher verbesserungswürdig. Zur Brut nutzen sie alte Nester von Elstern und Rabenkrähen, die oft im Siedlungsraum brüten (andernorts werden diese Vögel leider vielfach getötet). Die hohen fiependen Rufe bettelnder junger Waldohreulen sind wenig bekannt und sorgen immer mal wieder für besorgte Anfragen. Im Winter bilden Waldohreulen manchmal Schlafgemeinschaften. Eine Wahl zum Vogel des Jahres würde die Bekanntheit der Waldohreule in der Öffentlichkeit sicher deutlich steigern. Waldohreulen leiden unter Lebensraumverlust und stehen als „gefährdet“ auf der Roten Liste der Brutvögel von NRW.

 

 

Schwarzspecht Dryocopus martius

Schwarzspecht
Schwarzspecht (© Hans Glader)

Schwarzspechte sind die größten europäischen Spechte. Im 19. Jahrhundert haben sie begonnen, weite Teile Mitteleuropas zu besiedeln und sich dabei auch in NRW ausgebreitet. Sie bewohnen vor allem alte Wälder und kommen verbreitet in Buchenhallenwäldern vor, da sie in den großen Stämmen ihre Schlaf- und Bruthöhlen anlegen können. Die großen Höhlen locken Hohltauben, Dohlen, Säugetiere und zahllose Wirbellose als Nachmieter an. Schwarzspechte benötigen stehendes Totholz, in denen sie Insektenlarven finden. Auch Ameisen stehen auf ihrer Speisekarte. Als Vogel des Jahres stünde der Schwarzspecht für eine naturnahe Forstwirtschaft ebenso wie für Wildnisgebiete im Wald. Wer bei der Erfassung von Bestandstrends von Schwarzspechten mitmachen möchte, kann sich am Spechtmodul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel beteiligen. Da die Bestände weitestgehend stabil bis zunehmend sind, gelten Schwarzspechte unserer Roten Liste nach als ungefährdet.

 

 

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros

Hausrotschwanz
Hausrotschwanz (© Darius Stiels)

Hausrotschwänze sind typische Kulturfolger. Als ursprüngliche Felsbewohner der Hochgebirge leben sie heute in Städten und Dörfern, kommen auch an Einzelgehöften vor und sind auf dem Durchzug in einer Vielzahl offener Lebensräume anzutreffen. Der knarzende Gesang, der meist als erster am frühen Morgen noch in nahezu vollständiger Dunkelheit erklingt, ist an mittelalterlichen Kirchen ebenso zu hören wie an Steinbrüchen, Industrieanlagen und Innenstädten. Als Gebäudebrüter brauchen Hausrotschwänze Ecken und Nischen an Gebäuden, in denen sie ihr Nest anlegen. An sterilen Fassaden finden sie keine Brutmöglichkeiten, es sei denn, jemand hat mit einem Halbhöhlennistkasten nachgeholfen. Hausrotschwänze repräsentieren in der hier genannten Liste die Vögel des Siedlungsraumes. Sie sind Insektenfresser und überwintern als Kurzstreckenzieher vor allem im Mittelmeerraum. Nur wenige harren den Winter auch in NRW aus. Als häufige Brutvögel ohne bisher größere langfristige Bestandseinbußen gelten Hausrotschwänze bisher als ungefährdet.

 

 

Weiterführende Links

Rote Liste der Brutvögel in NRW
Rote Liste der wandernden Vogelarten in NRW
Kranich im Brutvogelatlas
Schwarzstorch im Brutvogelatlas
Waldohreule im Brutvogelatlas
Schwarzspecht im Brutvogelatlas
Hausrotschwanz im Brutvogelatlas

 

 

04.09.2024

Einflug von Rotfußfalken in NRW und Mitteleuropa

Rotfußfalke
Statt eines Hochglanz-Porträts ein typischer Feldeindruck bei einer Rotfußfalken-Sichtung
(© Darius Stiels)

Rotfußfalken sind in NRW und im westlichen Mitteleuropa sehr seltene Durchzügler. Bis zur Jahrtausendwende stand die Art in NRW auf der Liste der meldepflichtigen Arten. Mittlerweile gelingen quasi alljährlich zumindest einzelne Beobachtungen der kleinen Falken in NRW. In diesem Jahr werden aber ungewöhnlich viele Individuen gemdeldet.

Bei Feststellungen sollte sichergestellt werden, dass keine Verwechslung mit Turmfalken und besonders Baumfalken vorliegen, da sich vor allem die Jungvögel ähneln und beide Arten auch gemeinsam beobachtet werden können. Rotfußfalken sind Brutvögel Ost- und Südosteuropas, wo sie in Steppen bzw. steppenähnlicher Region in Kolonien, gerne übrigens inmitten von Saatkrähenkolonien, brüten. Die nächsten Brutvorkommen gibt es beispielsweise im Osten Österreichs und auch in Norditalien, nur ausnahmsweise kommt es auch zu Bruten in Deutschland. Als Schlagflieger ziehen Rotfußfalken als Breitfrontenzieher, allerdings sind auch große Rastplätze nachgewiesen und nicht selten werden auch auf dem Durchzug mehrere Vögel gleichzeitig festgestellt. Rotfußfalken zeigen einen ausgeprägten Schleifenzug. Der Frühjahrszug erfolgt weiter westlich als der Wegzug. Vögel ziehen aus ihrem afrikanischen Winterquartier kommend teilweise über Südfrankreich und werden regelmäßig in der Schweiz und auch im bayerischen Voralpenland beobachtet. Der Wegzug verläuft normalerweise deutlich östlicher. Allerdings ziehen Brutvögel aus dem Osten erstmal nach Westen, so dass die Art beispielsweise im Baltikum nicht selten ist.

In diesem Jahr kam und kommt es aber seit einigen Wochen auch zu einem verstärkten Auftreten in Mitteleuropa. Beobachtungen lassen sich auf ornitho.de verfolgen. In NRW gelingen aktuell täglich Beobachtungen und neben Einzelvögeln sind es auch kleine Gruppen. Bereits im Jahr 2019 berichteten wir über ein verstärktes Auftreten dieser auffallend hübsch gefärbten Falken (Meldung hier). Über die Gründe für das Auftreten 2024 lässt sich aktuell nur spekulieren. Die Zahl der Beobachtungen spricht jedenfalls dafür, dass gestiegene Beobachtungsaktivität vermutlich nicht allein verantwortlich für die hohe Zahl der Feststellungen ist. Eine mögliche Hypothese könnte natürlich ein guter Bruterfolg sein, allerdings sind auch Altvögel am Einflug beteiligt. Eine anderer Erklärungsansatz könnte in bestimmten Wetterbedingungen liegen – östliche Winde könnten die Vögel weiter nach Westeuropa geführt haben, wo südliche Winde zu einer Zugstausituation geführt haben könnten. Der Einflug ist aber noch nicht vorbei und all diese Ideen sind bisher noch nicht mit detaillierten Datenauswertungen untermauert.

Wer selbst auf die Suche nach Rotfußfalken gehen möchte, braucht Glück – trotz einiger Beobachtungen bleibt die Art natürlich selten. Etwas bessere Chancen hat man mutmaßlich in den Börderegionen unseres Landes, insbesondere in der Soester Börde, aber auch in den rheinischen Börden oder um Münster wurden Vogelbeobachter:innen fündig. Auch bei intensiven Zugbeobachtungen erfolgen gerade Nachweise. Als besonders vielversprechend gilt das Absuchen von Mittelspannungsleitungen in offenen Landschaften. Das Artepitheton des wissenschaftlichen Namens „vespertinus“ bzw. der alte Name „Abendfalke“ deutet an, dass Rotfußfalken auch häufig am späten Nachmittag aktiv sein können – im Frühjahr mag das aber vielleicht sogar noch ausgeprägter sein, wenn die Vögel z.B. Jagd auf Maikäfer machen. So mancher Rotfußfalke wurde übrigens als „Beifang“ bei der Suche nach Mornellregenpfeifern, Brachpiepern und anderen spätsommerlichen Seltenheiten beobachtet. Wir gratulieren allen erfolgreichen Beobachter:innen und drücken für die nächsten Tage die Daumen, sollte es bisher noch nicht geklappt haben.

 

 

15.08.2024

Aktuelle Hinweise zur Suche nach Mornellregenpfeifern

Mornellkarte
Mornellregenpfeifer-Beobachtungen in NRW aus ornitho 2022-2024 (ornitho-regioportal)

Jetzt im Spätsommer, etwa zwischen Mitte August und Mitte September, ist es wieder so weit: Eines der spannendsten Phänomene des Vogelzugs im Binnenland Mitteleuropas lässt sich nun wieder beobachten. Auf frisch gegrubberten Äckern, oft in Kuppenlagen oder auf leicht südwestexponierten Hängen rasten an traditionellen Plätzen wieder Mornellregenpfeifer.

Die besten Beobachtungschancen bestehen meist früh morgens, bevor das Flimmern der Luft die Sicht deutlich einschränkt. Überfliegende Vögel werden oft anhand ihrer Rufe entdeckt. In NRW gibt es zwei recht gut bekannte Rastplätze, der eine befindet sich in der Hellwegbörde, der andere in der Zülpicher Börde. Auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es vor allem in den Mittelgebirgen einige bekannte Rastplätze. Erfahrungsgemäß sind jetzt wieder viele Beobachter*innen unterwegs. Wer dort beobachtet, sollte einige Hinweise beachten, denn immer wieder kommt es zu Störungen der Vögel oder auch zu Konflikten mit der Landwirtschaft. Fast überall gilt Wegegebot, Feldwege dürfen nicht zugeparkt werden (und oft auch nicht befahren werden). Vor allem aber hat das Wohlergehen der Vögel immer Vorrang. Mornells gelten zwar als wenig störempfindlich, aber das muss keineswegs immer gelten – wenn sich die Vögel von Beobachter*innen wegbewegen, sind diese wahrscheinlich doch zu nah. Ein kräftezehrendes Auffliegen sollte unbedingt vermieden werden. Große Menschenansammlungen stören unter Umständen mehr als einzelne Beobachter*innen - vielerorts bitten lokale Ornis und auch Biologische Stationen darum, die Vögel punktgenau und geschützt in ornitho einzutragen bzw. gezielte Suchen vorher abzusprechen! Wer unsicher ist, kann sich ggf. bei seinen ornitho-Regionalkoordinator*innen erkundigen.

Bei all den Vorsichtsmaßnahmen bleibt die Suche nach Rastplätzen – auch zum Schutz dieser Art – wichtig. Wer Mornells suchen möchte, sollte also vor allem mal in den Gebieten nachsuchen, die bisher weniger gut abgedeckt sind. Es würde nicht überraschen, wenn es noch Rastplätze gibt, die wir bisher nicht auf dem Schirm haben. Übrigens, auch Negativkontrollen sind wichtig und sollten in ornitho eingetragen werden. Bitte geben Sie wann immer möglich auch das Alter der Vögel an. Aus dem Verhältnis von Alt- zu Jungvögeln sind möglicherweise Rückschlüsse auf den diesjährigen Bruterfolg möglich. Die aktuelle Verbreitungskarte zeigt, dass Mornellregenpfeifer fast überall in NRW auftauchen können. Und spannende Beobachtungen sind zu dieser Jahreszeit in der Feldflur nahezu garantiert. Viele andere Vögel ziehen nun durch und überfliegende rufende Stelzen und Pieper (inklusive Brachpieper) sowie durchziehende Greifvögel wie Weihen und Milane oder Falken wie Baumfalke, Merlin und Rotfußfalke werden immer wieder bei der Mornellregenpfeifersuche entdeckt.

Eine schöne Bestimmungshilfe für Mornellregenpfeifer gibt es hier; einen Überblick über die Herbstrast der Mornellregenpfeifer mit weiteren Hintergrundinformationen gibt es in diesem frei verfügbaren Falke-Artikel. Tonaufnahmen der Flugrufe gibt es z.B. bei xeno-canto.

 

 

05.08.2024

Die NWO hat einen neuen Flyer

Trotz aller Digitalisierung gehören Papier-Flyer immer noch zu den wichtigsten Informationsmaterialien. Die NWO hatte leider schon länger keinen aktuellen Flyer mehr, auf dem wir unsere Tätigkeiten kurz vorstellen und Werbung für Vogelkunde und Vogelschutz machen. Das ist jetzt anders.

Unser neuer Flyer orientiert sich am Layout des neuen Charadrius. Vogelfotos dienen als Blickfang, um auf das Monitoring an prominenter Stelle hinzuweisen und die verschiedenen Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten werden genannt. Die Schwerpunkte unserer Tätigkeiten werden vorgestellt und auf die Vorteile einer Mitgliedschaft aufmerksam gemacht. Für den neuen Flyer danken wir Dr. Antonia Albrecht und Georg Grothe für ihre tatkräftige Unterstützung bei Inhalt und Layout. Die tollen Vogelbilder stellten dankenswerterweise Angelika Meister und Hans Glader zur Verfügung.

Wir hoffen sehr, Euch und Ihnen gefällt das Ergebnis. Der Flyer soll in Kürze auch in den Druck gehen und unsere Mitglieder werden ihn demnächst zugeschickt bekommen. Eine pdf-Datei steht aber bereits jetzt hier zur Verfügung; eine mobile Version gibt es hier.

 

 

04.08.2024

Zum Eulentag 2024: Wie viele Eulenarten leben in NRW?

Steinkauz
Steinkäuze sind vielerorts in NRW eine Charakterart der Kulturlandschaft (© Angelika Meister)

Der 04. August ist Eulentag. Wir nehmen den „Owl Awareness Day“ zum Anlass, um einen kurzen Überblick über die heimischen Eulenarten zu geben. NRW ist Eulenland. Wissen Sie spontan, wie viele Eulenarten bei uns als Wildvögel leben?

Die erste Art ist selbstverständlich unser Logovogel, der Steinkauz. Die kleine Eule ist im ganzen Tiefland von NRW verbreitet, hat aber vielerorts langfristige Bestandsabnahmen erfahren. Der Steinkauz ist eine Charakterart von Streuobstwiesen und Kopfweidenlandschaften und lebt nicht selten in unmittelbarer Nähe von Siedlungen und Bauernhöfen. Erhalt und Wiederherstellung seines Lebensraums gehören zu den wichtigsten Artenschutzmaßnahmen. Vielerorts haben Eulenschützer*innen auch Nistkästen aufgehängt, da natürliche Brutplätze durch den Verlust geeigneter höhlenreicher Bäume oft fehlen. NRW hat eine besondere Verantwortung für diese Vogelart, denn hier liegt auch bundesweit der Schwerpunkt der Verbreitung. Kein Wunder, dass viele NWO-Mitglieder aktiv im Steinkauzschutz tätig sind. Die Schleiereule hat eine Sonderstellung inne - sie gehört anders als die anderen Eulen (Familie Strigidae) in eine eigene verwandtschaftliche Gruppe (Familie Tytonidae). In Mitteleuropa leben Schleiereulen eigentlich nur in der Nähe menschlicher Behausungen - z.B. in Scheunen, wo sie als Mäusejäger durchaus willkommen sind. Wie dem Steinkauz kann der Schleiereule mit speziellen Artenschutzmaßnahmen geholfen werden. Sie brütet gerne in speziell bereitgestellten Nistkästen. Auch Schleiereulen waren einst deutlich häufiger. Waldkäuze sind dagegen die häufigste Eulenart bei uns - der typische Gesang („hu - huhuhuu“) ist aus vielen Krimis bekannt. Der Name passt, denn Waldkäuze leben wirklich vor allem in Wäldern, kommen aber auch in Parks und manachmal sogar in Gärten vor. Weniger bekannt ist die Waldohreule mit ihren auffälligen Federohren. Es sind keine echten Ohren, diese liegen wie bei allen Eulen seitlich am Kopf und sind durch Federn bedeckt. Manchmal bilden Waldohreulen winterliche Schlafgemeinschaften, meist in Birken oder Nadelbäumen, wo die Vögel oft zuerst durch ihre am Boden liegenden Gewölle Aufmerksamkeit erregen. Ein extrem seltener Vogel bei uns ist die Sumpfohreule, die leider nur vereinzelt brütet und in den meisten Regionen nur als seltener Wintergast oder Durchzügler zu beobachten ist. Sie ähnelt der Waldohreule, hat aber kaum Federohren und eine gelbe (statt orangefarbene) Iris. Sie braucht offene Landschaften und lebt z.B. in weitläufigen Moorgebieten. Die größte Eule bei uns ist der Uhu. Einst in Deutschland fast ausgestorben, gilt die Rückkehr des Uhus als Erfolgsgeschichte des Artenschutzes. Der imposante Vogel kann vielerorts selbst in Innenstädten angetroffen werden. Häufiger brütet er jedoch in Wäldern, Steinbrüchen und Felsklippen. Die kleinste Eule Europas ist der Sperlingskauz - er lebt bei uns nur im Mittelgebirge. Sperlingskäuze sind kaum größer als ein Star, erbeuten selbst aber Kleinvögel von ähnlicher Größe. Der Raufußkauz lebt bei uns ebenfalls vor allem in den höchsten Lagen der Mittelgebirge. Raufußkäuze brüten gerne in alten Schwarzspechthöhlen, nehmen aber auch Nistkästen an und sind in NRW leider vom Aussterben bedroht.

Andere Eulenarten sind bei uns nur Ausnahmeerscheinungen. Nur ganz wenige Male sind Sperbereulen - Brutvögel der Taiga - in NRW nachgewiesen worden. Die beeindruckenden großen (schwarz-)weißen Schneeeulen wurden vor allem in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten in NRW als extrem seltene Invasionsvögel festgestellt. Von der vor allem im Mittelmeerraum beheimateten Zwergohreule - die einzige Transsaharazieherin unter den europäischen Arten - gab es in den letzten Jahren vermehrt einzelne Nachweise, wenn auch keineswegs in jedem Jahr. Anders als die beiden anderen Ausnahmeerscheinungen, die bei uns Wintervögel sind, wurden Zwergohreulen rufend im Frühjahr festgestellt, ein zweifelsfreier Brutnachweis fehlt aber. Ein vermehrtes Vorkommen der Zwergohreule in Mitteleuropa in den letzten Jahre könnte bei dieser wärmeliebenden Art natürlich eine Folge des Klimawandels sein.

Der Hochsommer ist leider keine besonders geeignete Zeit, um Eulen zu beobachten. Die Jungen vieler Arten werden nun selbständig und sind in der Regel jetzt längst flügge. Die meisten Arten brüten recht früh im Jahr. Die Hauptbalzzeit ist bei vielen Arten im Winter und Vorfrühling. Manche zeigen jedoch ab September eine Herbstbalz und sind dann wieder leichter festzustellen. Aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise wissen wir vergleichsweise wenig über das Vorkommen und die Bestände vieler Eulenarten. Melden Sie daher Eulenbeobachtungen bei ornitho.de und tragen Sie so zu einer besseren Kenntnis und damit letztlich auch zu einem erfolgreicheren Schutz dieser Tiere bei.

Haben Sie mitgezählt? Acht Eulenarten kommen regelmäßig in NRW vor, drei weitere sind Ausnahmeerscheinungen. Wenn Sie also um die zehn Arten geschätzt haben, lagen Sie ziemlich richtig!

 

 

29.07.2024

Erstes Feedback zur MhB-Saison 2024

Zaunkönig
Die Bestände des Zaunkönigs entwickeln sich nach vorläufigen Auswertungen positiv
(© Angelika Meister)

Das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) ist so etwas wie die Königsdisziplin des Vogelmonitorings. Auf vorgegebenen Routen werden alle Brutvögel erfasst. Dank zunehmender Digitalisierung liegen bereits erste Daten für 2024 vor.

Ziel des MhB ist die Überwachung von Bestandsveränderung der häufigsten Brutvögel Deutschlands. Auf der Liste der überwachten Arten stehen 99 Vogelarten, aber auch Daten zu anderen Arten werden miterfasst. Gerade vor dem Hintergrund des geplanten neuen Brutvogelatlanten ADEBAR 2 kommt dem MhB damit eine überragende Bedeutung zu. Die Kartierung kann mittlerweile auch gänzlich digital über die NaturaList-App erfolgen, aber auch Erfassungen mit Papier sind möglich. Eine optionale Nachdigitalisierung erleichtert die Auswertung dabei erheblich, so dass weit weniger Zeit am Schreibtisch notwendig ist als früher. Dank der digitalen Daten sind aber auch schnellere vorläufige Auswertungen möglich. So deuten vorläufige Ergebnisse darauf hin, dass das Jahr 2024 ein gutes Zaunkönig-Jahr war. Schlechter sieht es dagegen wohl bei der Gartengrasmücke aus, die vermutlich Probleme mit dem sehr nassen Frühjahr bekommen haben dürfte.

Das Feedback zur MhB-Saison mit vielen weiteren Informationen steht als pdf-Download zur Verfügung. Wer Lust hat, ab der Saison 2025 selbst eine Route zu übernehmen, findet hier alles Weitere zum MhB und kann direkt in der Mitmachbörse ein Gebiet reservieren.

 

 

 

27.07.2024

Ankündigung Vogelschutztagung NRW 2024 – Vögel im Klimawandel

Bekassine
Bekassinen benötigen hohe Wasserstände in ihren Brutlebensräumen (© Hans Glader)

Bei der Vogelschutztagung NRW werden aktuelle Themen diskutiert und praktische Lösungsansätze im Vogelschutz erarbeitet. 2024 steht das Thema „Klimawandel und Vögel“ im Mittelpunkt, wobei besonders die Situation der Wiesen-, Weiden- und Feldvögel unter den sich entwickelnden klimatischen Bedingungen betrachtet wird. Außerdem werden einige freie Themen diskutiert. Neben Fachvorträgen wird es genügend Zeit für Austausch und Diskussionen geben.

Die Vogelschutztagung findet traditionell alle zwei Jahre statt und wendet sich an ehrenamtlich tätige Vogelschützerinnen und -schützer, Mitarbeitende in Naturschutz- und Agrarverwaltung und in Planungsbüros sowie weitere Interessierte. Organisiert wird die Tagung von der Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA) in Kooperation mit der Vogelschutzwarte im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), dem NABU-Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz sowie der NWO. Die Keynote wird in diesem Jahr Prof. Dr. Franz Bairlein halten. Der Titel seines Vortrages lautet Zugvögel im Klimawandel.

Die Tagung findet am 07.09.2024 von 10:00-16:00 Uhr in der NUA in Recklinghausen (Siemensstraße 5) statt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Teilnahmegebühr beträgt 40,00 € (ermäßigt 20,00 €). Details zur Anmeldung und das ausführliche Programm finden sich hier (mobil für Smartphones hier).

 

 

15.06.2024

Rückblick NWO-Exkursion 2024

Exkursionsgruppe
Exkursionsgruppe (© Kathrin Schidelko)
Rauchschwalbe juvenil
Rauchschwalben (© SRK)

Am Sonntag, den 23. Juni fand die diesjährige NWO-Exkursion statt. Die Veranstaltung war mit rund 25-30 Teilnehmenden gut besucht. Als Gast konnten wir den Umweltminister von NRW, Oliver Krischer, der auch Mitglied der NWO ist, begrüßen.

Die Exkursion führte nach Ostwestfalen in zwei sehr unterschiedliche Gebiete. Unter der Führung von Bernhard Walter ging es zunächst in die Feuchtwiesen Hörste. Das mehr als 500 ha große Gebiet mit seinem Grünland und eingestreuten Hecken und Feldgehölzen steht unter Naturschutz. Es bietet einer reichen Vogelwelt Lebensraum. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit sangen noch zahlreiche Baumpieper, Weißstörche waren zu beobachten und auch der Schwarzmilan zeigte sich. Einige wenige Große Brachvögel leben ebenfalls noch dort, konnten aber während der Exkursion nicht beobachtet werden. Der Bruterfolg ist sehr niedrig, möglicherweise aufgrund von invasiven Waschbären.

Die Schutzgebietsbetreuer machten gegenüber dem Umweltminister deutlich, dass Natur und Klima von einer Wiedervernässung des Grünlandes profitieren würden. Auch das großräumige Freihalten von Schutzgebieten von Windkraftanlagen ist NWO-Position.

In der Mittagspause gab es zur Stärkung ein üppiges Brunchbuffet in schöner „Location“. Fortgesetzt wurde die Exkursion im Enger Bruch. Klaus Nottmeyer und Holger Stoppkotte führten durch den zweiten Teil der Exkursion. Das Enger Bruch ist deutlich kleiner als das Ziel des Vormittages, beherbergt aber einige interessante Wasservogelarten. Es ist ein ehemaliges Allmendegebiet mit eingestreuten Wasserflächen, die aufgrund der hohen Niederschläge in diesem Jahr gut gefüllt waren. Die Exkursionsgruppe konnte daher neben verschiedenen Gänsearten auch Zwergtaucher, Kiebitze, Flussregenpfeifer, Waldwasserläufer und verschiedene Entenarten beobachten. Viele Vögel führten Junge. Insgesamt standen am Ende der Exkursion mehr als 50 Vogelarten auf der Liste.

 

 

15.06.2024

Wendehalssaison 2024

Wendehals
Wendehals (© Hans Glader)

In diesem Jahr ist das Wendehalsmonitoring im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel auch in NRW an den Start gegangen. Ergebnisse aller bisherigen Routen aus diesem Jahr liegen vor. Ein weiterer Ausbau des Monitorings ist sehr erwünscht!

NRW hat vier Wendehals-Routen, so dass unser Bundesland nun auch auf der deutschlandweiten Landkarte beim Wendehals erscheint. Natürlich hoffen wir, noch weitere Zählende zu finden und wichtige Lücken in der Erfassungskulisse zu schließen, aber der Wendehals ist auch weiterhin eine seltene Art, die allerdings gerade im Mittelgebirge auch noch oft übersehen bzw. überhört wird. Abgestorbene ehemalige Fichtenplantagen bieten teilweise Lebensraum und die Vorkommen im NP Eifel (und einigen anderen Mittelgebirgen) zeigen, dass der Wendehals mutmaßlich nicht mehr in dem Maße klimatisch limitiert wird, wie das vermutlich in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Die Art könnte aktuell bei uns ein Gewinner des Klimawandels sein und es lohnt sich, diesen Vögeln mehr Beachtung zu schenken. Sollten Sie Wendehalsvorkommen in Ihrer Gegend kennen und Lust haben, sich am Monitoring zu beteiligen, hoffen wir sehr, dass Sie sich bei uns melden! Alle wichtigen Informationen zum MsB Wendehals gibt es hier.

Im Rahmen des Monitorings wurden 2024 Wendehälse in NRW auf zwei von vier Routen festgestellt (9 Individuen und 7 Reviere). Selbstverständlich sind für die Erfassungen auch Nullzählungen wichtig und angesichts eines noch eher kleinen Bestandes freuen wir uns, dass damit Daten auch für bundesweite Auswertungen aus NRW zur Verfügung stehen. Das Feedback des DDA zur Wendehalssaison 2024 in Deutschland ist übrigens als pdf hier verfügbar.

Beim Wendehals-Monitoring können übrigens (wo es sich lohnt) auch weitere Arten im Rahmen der erweiterten Artenliste erfasst werden, darunter (für NRW besonders relevant) Turteltaube, Heidelerche und Baumpieper. Auf einer Route in der Eifel wurden diese drei Arten auch tatsächlich gefunden.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten am Monitoring des Wendehalses für Ihr Engagement!

 

 

07.06.2024

Heute ist Weltseglertag – Mauersegler und ihre Verwandten in NRW

Karte Brutverbreitung Mauersegler
Brutverbreitung des Mauerseglers in NRW 2021-2023 (ornitho-regioportal.de)

Das laute „sriieh – sriieh – sriieh“ der Mauersegler gehört zu heißen Sommertagen in den Straßenschluchten der Großstädte NRWs einfach dazu. Trupps der schnellen Vögel jagen durch die engen Häusermeere oder sind hoch am Himmel auf der Suche nach Luftplankton – kleinen Wirbellosen (Insekten oder winzige Spinnen, die sich an ihren Fäden durch die Luft transportieren lassen). Tatsächlich leben Mauersegler aber nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren und mittelgroßen Städten. Sie kommen aber auch in Dörfern oder selbst an Einzelgebäuden in der freien Landschaft vor (mehr Infos zur Art auch in unserem Brutvogelatlas). Andernorts brüten sie sehr selten auch in Baumhöhlen. Sie gehören zu den schnellsten Fliegern im Land und sind wie keine andere Art an das Leben in der Luft angepasst. Mauersegler können selbst in der Luft schlafen (die exakten Details sind keineswegs gänzlich verstanden), paaren sich in der Luft und kommen letztlich nur zum Brüten auf festen Grund.

Mauersegler sind bei uns nur im Sommer zu beobachten. Die Vögel erreichen ihre Brutgebiete bei uns oft erst in der letzten Aprildekade, manchmal auch erst Anfang Mai. Nach Ende der Brutzeit, Ende Juli bis Anfang August, machen sie sich wieder auf in ihre Überwinterungsgebiete nach Afrika. Der Zug der europäischen Mauersegler ist erst in jüngster Zeit besser verstanden worden. Dazu haben kleine Sender beigetragen. Rucksäcke mit Geolokatoren zeichnen die Position der Vögel auf (genauer gesagt wird die Zeit und das Licht gemessen und daraus lässt sich die ungefähre Position bestimmen). In einer großen Kooperationsstudie (Åkesson et al. 2020, Evolution) fand man heraus, dass Mauersegler ein auffälliges Zugmuster zeigen – den sogenannten Kettenzug. Das bedeutet, dass die Brutvögel Südeuropas früher in den Winterquartieren ankommen und nördlicher überwintern als nördlicher brütende Vögel. Bei vielen anderen Zugvögeln ziehen dagegen nördlich brütende Populationen weiter als südlicher brütende Vögel („Leapfrog Migration“). Früher im Winterquartier ankommende Mauersegler können aber im Luftraum keine Reviere verteidigen. Die später ankommenden nördlichen Populationen werden daher auch nicht durch die Konkurrenz dazu gezwungen, über ihre Artgenossen hinwegzuziehen.

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Lebens in der Luft (© Hans Glader)

Segler sind übrigens nicht mit den Schwalben verwandt. Die oberflächliche Ähnlichkeit beruht auf Konvergenz – der evolutiven Anpassung an eine ähnliche Lebensweise. Segler haben u.a. längere, sichelförmige Flügel als Schwalben. Die nächsten Verwandten der Segler sind ganz andere Flugkünstler: die heutzutage nur in Amerika verbreiteten Kolibris. Beide Gruppen haben sich jedoch schon vor vielen Millionen Jahren voneinander getrennt.

Die Bestände von Mauerseglern haben in NRW leider vielerorts abgenommen. Ein Grund dafür ist der Verlust von Brutplätzen. Durch den Abriss alter Gebäude und die Sanierung von Altbauten gehen trotz rechtlichen Schutzes oft Brutplätze an Gebäuden verloren. Dabei kann den Vögeln vergleichsweise leicht mit Nisthilfen unter die Flügel gegriffen werden. Unsere AG Gebäudebrüter hat dazu zahlreiche Praxistipps zusammengestellt. Bestandsrückgänge könnten zusätzlich auch durch den Rückgang der Nahrung („Insektensterben“) oder Faktoren auf dem Zug oder den Klimawandel verursacht werden, aber über diese Einflüsse wissen wir noch zu wenig. Mauersegler sind nicht leicht zu erfassen. Am besten geht dies in den Abendstunden, wenn sie mit Futter für die Jungen ihre Brutkolonien aufsuchen. Melden Sie besetzte Brutplätze bitte bei ornitho.de.

Neben dem Mauersegler gibt es noch zwei weitere Seglerarten, die in NRW bisher nur als Ausnahmegäste nachgewiesen sind: Alpensegler und Fahlsegler. Von den großen Alpenseglern hat unsere AviKom bis 2017 acht Nachweise dokumentiert. Darunter ist ein sehr ungewöhnlicher Todfund. Diese Art breitet sich aber in Deutschland aus (die nächsten Brutplätze sind im Raum Karlsruhe) und vielleicht wird mit dem Alpensegler in einigen Jahren ja eine zweite Seglerart in NRW brüten. Eine dritte Art, der Fahlsegler, ist in Südeuropa weit verbreitet und erreicht vor allem im Spätherbst, wenn unsere Mauersegler längst wieder auf dem Zug nach Afrika sind, regelmäßig Nord- und Mitteleuropa. Bisher gibt es vier Nachweise aus NRW – alle stammen aus dem Sommer des Jahres 2000. Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass Fahl- und Mauersegler zumindest gebietsweise auch hybridisieren, wie eine jüngst erschienene Publikation in der Fachzeitschrift Ibis zeigen konnte. Die Bestimmung des Fahlseglers könnte zukünftig also noch schwieriger werden.