Aktuelle Meldungen
18.11.2025
Charadrius-Artikel: Biodiversitätsmaßnahmen und Feldvögel in der Hellwegbörde
Feldvögel sind die gefährdetste Vogelgruppe Europas. Dr. Ralf Joest blickt in seinem Artikel „Veränderung des Flächenanteils biodiversitätsfördernder Maßnahmenflächen und Bestandsentwicklung von Feldvögeln im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde über zwei Jahrzehnte“ auf eines der wichtigsten Gebiete für den Schutz dieser Vögel in NRW. Die Ergebnisse fasst er im folgenden Abschnitt zusammen.
Im Europäischen Vogelschutzgebiet Hellwegbörde wurden auf acht Probeflächen im Zeitraum von 2005 bis 2024 die Entwicklung des Anteils von durch Vertragsnaturschutzangebote entstandenen biodiversitätsfördernden Maßnahmenflächen und die Bestandsentwicklung von Vögeln der Agrarlandschaft untersucht. In diesem Zeitraum hat der Anteil der biodiversitätsfördernden Maßnahmenflächen insgesamt zugenommen. Im Jahr 2024 reichte ihr Anteil auf den untersuchten Probeflächen von 0 % bis maximal 61 %. Dabei waren nur auf zwei der acht Probeflächen durchgängig mindestens 10 % Maßnahmenflächen vorhanden. Von den untersuchten Vogelarten zeigten lediglich das Schwarzkehlchen und der Wiesenpieper auf einer Probefläche Bestandszunahmen. Dagegen nahmen die Bestände von Kiebitz, Wiesenpieper, Schafstelze und insbesondere der Goldammer auf der Mehrzahl der Flächen ab. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellte die Probefläche Westereiden dar, die sich von Beginn an durch einen hohen und im Verlauf der Untersuchung zunehmen Anteil biodiversitätsfördernder Maßnahmenflächen auszeichnete. Hier nahmen die Bestände von Rebhuhn, Dorngrasmücke, Schwarzkehlchen, Feldlerche und Grauammer zu, lediglich bei Wiesenpieper und Goldammer war auch hier eine Bestandsabnahme festzustellen.
Die Bestandsentwicklungen entsprachen für die meisten Arten den für etwa vergleichbare Zeiträume verfügbaren Angaben zur Bestandsentwicklung und Rote-Liste-Einstufungen Nordrhein-Westfalens und Deutschlands. Lediglich auf der Probefläche mit einem hohen Anteil durch Vertragsnaturschutz entstandener biodiversitätsfördernder Maßnahmenflächen wurden überwiegend Bestandszunahmen beobachtet.
Dies deutet darauf hin, dass die Maßnahmenumsetzung auf den meisten Flächen noch nicht ausreichte, überregionale Trends zu verlangsamen oder umzukehren. Der nach vielen Studien notwendige und im Vogelschutzmaßnahmenplan für die Hellwegbörde festgelegte Zielwert von 10 % Flächenanteil hochwertiger Maßnahmenflächen wird auf den meisten untersuchten Probeflächen nicht erreicht. Trotz der relativ guten finanziellen Vergütung für die Vertragsangebote, der personellen Ausstattung der beteiligten Naturschutzbehörden, der Landwirtschaftskammer und Biologischen Stationen und der langjährigen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft sind demnach weitere Anstrengungen erforderlich.
Im gleichen Heft gibt es außerdem noch zwei weitere Beiträge über den Schutz von Feldvögeln. Das mehr als 80 Seiten starke Charadrius-Heft ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.
19.11.2025
Kartiergemeinschaft Wahner Heide sucht Unterstützung
Unsere Regionalgruppe, die Kartiergemeinschaft Wahner Heide (KGW), sucht Kartierende. Wer Interesse hat, in einem der artenreichsten Gebiete in NRW die Vogelwelt zu kartieren, kann sich direkt bei Esther Koch melden, die uns den folgenden Aufruf geschickt hat.
Hallo zusammen,
die Kartiergemeinschaft Wahner Heide sucht neue Kartierer/innen mit etwas Erfahrung bei Revierkartierungen von Vögeln.
Wir, die KG Wahner Heide, kartieren jährlich eine Fläche von etwa 3.000 ha in 29 Minutenfelder unterteilt und dies schon seid 30 Jahren. Dadurch ist eine einmalige Datenreihe entstanden. Aktuell sind wir ein Team aus 7 Leuten und suchen weitere Mitstreiter/innen für dieses wunderschöne Gebiet mit seinem Artenreichtum an seltenen Vögeln.
Bei Interesse meldet euch gerne: kgwahnerheide@nw-ornithologen.de“
Liebe Grüße
Esther Koch (Leitung KGW)
Weitere Informationen zur Kartiergemeinschaft Wahner Heide finden Sie hier
18.11.2025
Charadrius-Artikel: Erfolgreicher Kiebitzschutz in Krefeld
Die Brutbestände des Kiebitz sind in NRW und darüber hinaus in den letzten 50 Jahren um rund 70 % zurückgegangen und der Negativtrend ist vielerorts ungebrochen. Umso erfreulicher, dass Veronika Huisman-Fiegen in unserem aktuellen Charadrius-Heft von einem Positivbeispiel zu berichten weiß. In Krefeld konnte der Negativtrend kurz vor dem lokalen Aussterben gestoppt werden. Der Bestand wuchs sogar wieder an wie die folgende Zusammenfassung verdeutlicht.
Die Ausweisung eines Gewerbegebietes im Krefelder Süden erforderte vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen für 16 Kiebitzbrutpaare. Um diese bereitzustellen, wurde in Krefeld im Jahr 2007 mit einem Kiebitzschutzprogramm begonnen. Das Projekt zeigt, dass es möglich ist, den negativen Trend aufzuhalten. Nach anfänglichen Misserfolgen konnte der Bestand unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse (z. B. Barkow et al. 2020, Cimiotti et al. 2022b) von ca. 10 Brutpaaren im Jahr 2014 durch gezielte Maßnahmen und Dank einer guten Zusammenarbeit der Unteren Naturschutzbehörde, der örtlichen Landwirte und der Naturschützer auf mind. 44 Brutpaare (61 Bruten) im Jahr 2024 erhöht werden. Entscheidend für den Erfolg waren zweckgebundene Mittel für den Kiebitzschutz und eine flexible Vertragsgestaltung. Da die angewandte Methode verhältnismäßig zeitintensiv ist, kann sie vermutlich nicht flächendeckend angewendet werden. Sie könnte aber einen wichtigen Beitrag zur Bestandserhaltung leisten, indem noch vorhandene Kiebitz-„Hotspots“ lokalisiert und nach Krefelder Vorbild geschützt werden
Im gleichen Heft gibt es außerdem noch zwei weitere Beiträge über den Schutz von Feldvögeln. Das mehr als 80 Seiten starke Charadrius-Heft ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.
11.11.2025
Charadrius-Artikel: Bericht der Avifaunistischen Kommission der NWO (AviKom)
Mit dem Bericht „Seltene Vogelarten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2022“ legt die AviKom den insgesamt 21. Jahresbericht über das Auftreten seltener Vogelarten in NRW vor. Die AviKom fasst die reich bebilderte Dokumentation so zusammen.
Im Jahr 2022 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 292 Vogelarten festgestellt. Nach Anerkennung durch die DAK und die AviKom NRW wurde mit dem Prärie-Goldregenpfeifer Pluvialis dominica (15.-16.5.2022 WES) eine Art und mit der „Iberienschafstelze“ Motacilla flava iberiae (28.4.2022 BOR) eine Unterart erstmals in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Daneben gelang der zweite Nachweis der „Kumlienmöwe“ Larus glaucoides kumlieni (23.1.-5.2.2022 MS, WAF, ST). Weiterhin bemerkenswert waren jeweils der dritte Kaiseradler Aquila heliaca (22.-24.3.2022), Tienschan-Laubsänger Phylloscopus humei (3.12.2022-7.1.2023 PB) und „Atlantische Kormoran“ Phalacrocorax carbo carbo (15.1.2022 E) sowie die fünfte Zwergtrappe Tetrax tetrax seit 1950 (28.3.2022 KLE). Wie im Vorjahr gelangen drei Feststellungen des Habichtsadlers Aquila fasciata (fünfter bis sechster Nachweis). Darüber hinaus bemerkenswert war ein Einflug der Dreizehenmöwe Rissa tridactyla im Spätherbst.
Das mehr als 80 Seiten starke Charadrius-Heft ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden. Der Bericht der AviKom kann außerdem kostenlos hier heruntergeladen werden. Bitte überlegen Sie dabei, ob Sie (sofern noch nicht geschehen) die NWO mit einer freiwilligen Spende oder einer Mitgliedschaft unterstützen können.
04.11.2025
Charadrius-Artikel: Schwarzhalstaucher
Schwarzhalstaucher gehören zu den seltensten Brutvögeln Nordrhein-Westfalens. Einige Jahre lang bestand eine Kolonie im NSG Klärteiche Bedburg, ein Gebiet das heute leider viel von seiner naturschutzfachlichen Bedeutung verloren hat. Umso wichtiger, dass Michael Kuhn im aktuellen Charadrius zurückblickt und das auBergewöhnliche Brutgeschehen des Schwarzhalstauchers dort beleuchtet. Er fasst seine Dokumentation wie folgt zusammen.
Im NSG Klärteiche Bedburg des Rhein-Erft-Kreises brüteten zwischen 2003 und 2013 bis zu acht Paare Schwarzhalstaucher. Zwei herausragende Besonderheiten charakterisierten dieses vormals größte Vorkommen Nordrhein-Westfalens: Alle Nester lagen, lediglich errichtet aus Ährigem Tausenblatt und einer Kappen-Grünalge, völlig deckungslos auf der freien Wasserfläche. Da diese Vegetation sich bis Mitte Mai nicht zum Nestbau eignet, vergehen zwischen Ankunft der Brutvögel Mitte März und der Eiablage drei Monate. Die Taucher waren recht erfolgreich und nahezu 90% der Junge wurden flügge. Im Sommer wurden größere Ansammlungen von Tauchern beobachtet (bis zu 32 Ind.), vermutlich durch Zuzug aus Gebieten, wo früher gebrütet wurde oder das Brüten fehlgeschlagen war.
Im gleichen Heft gibt es außerdem noch einen Kurzbeitrag über eine Zweitbrut des Schwarzhalstauchers vom selben Autor. Das mehr als 80 Seiten starke Charadrius-Heft ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.
30.10.2025
ADEBAR-Tagung und Adventskolloquium 2025
Am 6. Dezember findet die erste ADEBAR-Tagung für NRW in Münster statt. Der zweite Teil der Veranstaltung ist das NWO-Adventskolloquium der NWO. Wir laden unsere Mitglieder, Aktive für ADEBAR und das Monitoring und alle Interessierten ein und freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde der Ornithologie,
wir laden Sie herzlich zur ADEBAR 2-Tagung sowie zum anschließenden Adventskolloquium der NWO ein, die am 6. Dezember 2025 im LWL-Landeshaus in Münster stattfinden werden. Die Veranstaltung bietet am Vormittag als „ADEBAR 2-Tagung“ Einblicke in aktuelle Projekte rund um das Vogelmonitoring und die ADEBAR 2-Kartierung in Nordrhein-Westfalen. Dabei bleibt Zeit für Ihre Fragen.
Am Nachmittag folgen im „Adventskolloquium“ zwei interessante Vorträge zu Artenschutzinitiativen für den Bartgeier und den Fischadler. Neben den interessanten Fachbeiträgen bleibt genug Zeit für Austausch und Begegnungen in vorweihnachtlicher Atmosphäre.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme, spannende Diskussionen und ein schönes, gemeinsames Adventskolloquium in Münster!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Birgit Beckers (1. Vorsitzende der NWO)
ps Zur besseren Planung bitten wir um eine formlose Anmeldung bis zum 23.11. an Ralf Joest. Das ausführliche Programm mit allen weiteren Details können Sie hier herunterladen.
28.10.2025
Neuer Charadrius erschienen
Das aktuelle zweite Charadrius-Heft des 2025er Jahrgangs (Band 61) ist soeben erschienen. Darin enthalten sind sechs Originalarbeiten. Wie gewohnt sind außerdem die aktuellen NWO-Mitteilungen (Nr. 61) enthalten. Das Heft sollte bei den meisten unserer Mitgliedern bereits angekommen sein.
Nach einem Editorial folgt der erste Artikel: Michael Kuhn berichtet über Bruten des Schwarzhalstauchers im Rhein-Erft-Kreis. Von vielen Birdern sicherlich bereits erwartet ist der Bericht über seltene Vogelarten in NRW 2022, den unsere Avifaunistische Kommission präsentiert. Veronika Huisman-Fiegen dokumentiert aus Krefeld ein seltenes Beispiel für erfolgreichen Kiebitzschutz. Noch zwei weitere Beiträge widmen sich den Vögeln der Agralandschaft, als bedrohteste Vogelgruppe Europas stehen sie immer wieder im Fokus unserer Beiträge: Dr. Ralf Joest berichtet über die Veränderung des Flächenanteils biodiversitätsfördernder Maßnahmen und Bestandsentwicklungen von Feldvögeln in der Hellwegbörde. Dr. Heiko Schmied et al. stellen das mittlerweile abgeschlossene Projekt „Alles auf Durchzug“ dar. In einem Kurzbeitrag dokumentiert Michael Kuhn abschließend eine Zweitbrut des Schwarzhalstauchers.
In den NWO-Mitteilungen finden sich unsere gewohnten Rubriken mit Nachrichten und Terminen, Neuem aus der Vogelschutzwarte und den AGs u.v.a. Ausführlich wird aus dem Monitoring berichtet und ein Update zu ADEBAR 2 gegeben. Literaturbesprechugen schließen den Charadrius 61-2 ab.
Das mehr als 80 Seiten starke Heft ist für Mitglieder kostenlos, kann aber auch zum Preis von 18,00 € pro Heft + Porto bei der Geschäftsstelle bezogen werden.
03.10.2025
Beobachtungstipp: „Ackerlimikolen“
Der Vogelzug ist in vollem Gange und viele Beobachtende sind nun an Gewässern unterwegs, denn an flachen schlammigen Ufern rasten nicht selten Limikolen. NRW ist jedoch leider vergleichsweise arm an geeigneten Limikolenrastplätzen. Watvögel sind jedoch auch abseits von den Rieselfeldern Münstern und anderen Hotspots zu beobachten.
Viele werden erstaunt sein, wenn sie zum ersten Mal Watvögel auf einem frisch bearbeiteten Acker sehen. Bekanntermaßen rasten Kiebitze, Goldregenpfeifer und auch die seltenen Mornellregenpfeifer auf frisch gegrubberten Äckern, aber auch viele andere Limikolen können in der Feldflur beobachtet werden. Besonders wertvoll sind zumindest temporär feuchte Stellen, in denen sich das Regenwasser sammelt. Allerdings sind solche Störstellen in unserer intensiv bewirtschafteten Landschaft selten geworden, die meisten dieser Flächen wurden – aus Sicht der Landwirtschaft verständlicherweise – einfach drainiert. Trockene Jahre infolge des Klimawandels kommen noch hinzu. Mit dem Verlust dieser Biotope ging allerdings wertvoller Rastlebensraum für Zugvögel in großem Ausmaß verloren. Quantitative Daten dazu liegen allerdings leider kaum vor.
Ab und zu findet man aber auch heute noch auf zumindest scheinbar wenig geeignet erscheinenden Äckern rastende Limikolen. Nach der Bearbeitung sind Bodenorganismen wie Regenwürmer und verschiedene Insektenlarven leichter zugänglich. Offene Bördelandschaften ohne vertikale Strukturen lassen Feinde schon aus großer Entfernung erkennen. Nichtsdestotrotz brauchen Beobachtende Glück, Ausdauer und vielleicht auch ein bisschen Erfahrung, welche Äcker in Frage kommen, aber dann gelingen oft ungewöhnliche Beobachtungen.
In diesem Jahr scheinen beispielsweise ungewöhnlich viele Kiebitzregenpfeifer bei uns im mitteleuropäischen Binnenland zu rasten. Ob sie aufgrund äußerer Bedingungen zur Rast gezwungen werden (Was ist Zugstau?) und/oder der Bruterfolg in der Tundra dieses Jahr besonders gut war, werden hoffentlich detailliertere Auswertungen zeigen. Kiebitzregenpfeifer gehören jedenfalls zu den extremen Langstreckenziehern. Vögel, die im äußersten Norden Eurasiens von der Kanin-Halbinsel bis etwa 100 ° östlicher Länge brüten ziehen nach Südwesten, Winterquartiere umfassen auch die Küsten Afrikas und Südasiens. Manchmal sind Kiebitzregenpfeifer auch unter Goldregenpfeifern, so dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Aber natürlich können alle möglichen Limikolenarten in der Feldflur rasten, darunter auch Arten bis hin zum Alpenstrandläufer, den man kaum mit Ackerflächen in Verbindung bringen würde.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Suche! Aktuelle Beobachtungen lassen sich über ornitho.de jederzeit abfragen. Beobachtungen sollten von den Wegen aus erfolgen und Rücksicht auf Vögel und Menschen sind eh selbstverständlich.
23.09.2025
Rückblick auf MsB-Saison: Binnengewässer
Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität und Binnengewässer haben überragende Bedeutung für die Artenvielfalt. Sie sind Trinkwasserspeicher, regulieren das Klima und haben Erholungsfunktion. Der Überwachung von Bestandsveränderungen von Wasservögeln als Indikatoren und um ihrer selbst Willen kommt daher eine herausragende Bedeutung zu. Für Brutvögel greift hier seit Kurzem das Binnengewässer-Modul im Rahmen des Monitorinsgs seltener Brutvögel, von dem nun erste Ergebnisse der Saison 2025 vorliegen.
Das Monitoring der brütenden Wasservögel umfasst streng genbommen zwei unterschiedliche Module: das Röhrichtbrüter-Modul entlang von Transekten und das Binnengewässer-Modul, welches auf Probeflächen stattfindet. Über erweiterte Artenlisten können mit dem einen aber auch die Arten des anderen Moduls miterfasst werden. Da ausgedehnte Schilfgebiete in NRW selten sind, findet bei uns vor allem das Binnengewässermodul Anwendung.
Bundesweit hat die Zahl der Probeflächen mit nun 666 Erfassungseinheiten (553 Binnengewässer- + 113 Röhrichtbrütergebiete) weiter zugenommen, wobei nach einer vorläufigen Auswertung bisher für das Jahr 2025 aus 244 Erfassungseinheiten Daten übermittelt wurden. In NRW lief im letzten Jahr eine intensive Konsolidierung der vergebenen Flächen. Dadurch hat sich die Zahl der vergebenen Flächen formal deutlich reduziert, gleichzeitig ging es aber mit der Zahl der Flächen mit Datenrücklauf deutlich nach oben (n=31). Wir hoffen aber sehr, die Gebietskulisse zu erweitern. Dazu sind wir auf IHre Mithilfe angewiesen. Die Module sind nicht aufwendig und umfassen lediglich drei Begehungen in vordefinierten Zeiträumen, wer Dommeln und seltenere Rallen in seinem Gebiet vermutet, kann zwei Nachtbegehungen ergänzen. Besonders attraktiv sind aber auch Erfassungen an Fließgewässern im Mittelgebirge, wo bereits zwei Begehungen pro Jahr ausreichen. Gerne richten wir ein neues Zählgebiet für Sie in Ihrer Nähe ein. Alle Informationen finden Sie hier. Die Daten gehen selbstverständlich auch in die ADEBAR-Erfassungen ein, so dass Sie sowohl dem Trendmonitoring als auch den Zielen des Atlas durch Ihre Teilnahme helfen.
Spannend ist ein erster bundesweiter Blick in die Daten. So konnten bisher fast alle Wasservögel, die Ziel der Module sind, auch mit diesen nachgewiesen werden, lediglich für sieben sehr lokale Arten fehlen bisher Daten (z.B. Brautente oder Ohrentaucher). Inhaltlich zeigt eine beisielthafte Betrachtung der beiden häufigtsen Lappentaucher, dass sich die Abnahme des Brutbestands des Haubentauchers leider fortsetzt, während es beim Zwergtaucher trotz trockenen Frühjahrs etwas besser als im Vorjahr aussah. Auch beim Teichhuhn, durchaus eine Art mit Bestandsabnahmen, sah es bundesweit 2025 wieder etwas besser aus. Der gesamte Bericht des Dachverbands Deutscher Avifaunisten mit vielen weiteren Informationen kann hier heruntergeladen werden. Wr bedanken uns herzlich bei allen Kartierenden für Ihr großes Engagement.
22.09.2025
Berichtshefte der ABO online
Unsere Regionalgruppe im Bergischen Land, die Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen, hat lange Jahre in regelmäßogen Abständen Berichtshefte herausgegeben. Viele dieser Hefte sind nun online bei der NWO verfügbar.
Die Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen ist ein lockerer Zusammenschluss von inzwischen über 100 Vogelfreund*innen. Ziel ist es, gemeinsam die Vogelwelt im Bergischen Land zu erkunden, zu erfassen und zu dokumentieren. Das Beobachtungsgebiet umfasst den Raum zwischen der Wupper im Norden und der Sieg im Süden. Im Westen sind Wahner Heide und Ohligser Heide sowie der Königsforst eingeschlossen, im Osten bildet der Oberbergische Kreis die Grenze.
In den letzten Jahrzehnten wurden 70 Berichtshefte herausgegeben. Die Hefte enthalten interessante Originalarbeiten, avifaunistische Auswertungen oder spannende anekdotische Beobachtungen sowie ornithologische Sammelberichte. Die Hefte aus den Jahren 2000 bis 2019 (ab Heft 36) stehen nun von wenigen Ausnahmen angesehen auf unserer Homepage zum freien Download im pdf-Format zur Verfügung. Wir gratulieren herzlich zur vorbildlichen und erfolgreichen Synchronisierung!
Die Hefte und weitere Informationen zur ABO gibt es hier.
17.09.2025
Wahl zum Vogel des Jahres 2026 – Kandidatencheck aus NRW-Sicht
Es ist wieder soweit - die Wahl zum Vogel des Jahres steht bevor. Welche Vogelart soll 2026 stellvertretende Botschafterin eines wichtigen Naturschutzthemas werden? NABU und LBV lassen seit einigen Jahren die Bevölkerung abstimmen: Jede:r kann sich noch bis zum 9. Oktober 2025 an dieser PR-Aktion für den Vogelschutz beteiligen (www.vogeldesjahres.de). Wir stellen Ihnen die fünf Kandidaten aus NRW-Sicht vor – als neutraler „Wahlomat“ selbstverständlich in systematischer Reihenfolge.
Rebhuhn Perdix perdix
Das Rebhuhn steht wie nur wenige Arten für den Schwund der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft. Einst waren die Vögel auf allen Äckern und Gründlandflächen ausgesprochen häufig und jedem Kind bekannt. In den letzten Jahrzehnten kam es jedoch zu einem massiven Bestandsrückgang, der die Vögel zu einem seltenen Anblick hat werden lassen. Bestandstrends werden im Rahmen des MsB Rebhuhn überwacht. In NRW ist die Art zwar zumindest im Tiefland immer noch einigermaßen weit verbreitet, es gibt aber bereits größere Verbreitungslücken. Schwerpunkte gibt es noch in einigen Börderegionen. In strukturarmen Monokulturen aus Energiepflanzen können die Vögel nicht überleben, Wegraine und Grünländer sind verschwunden oder durch Mahd ungeeignet geworden und Überdüngung sowie Pestizideinsatz verringern die Nahrungsgrundlage. In strukturarmen Lebensräumen gibt es zudem keinen Schutz vor Prädatoren wie Füchsen, sodass das Überleben des Geleges und der brütenden Weibchen vielfach nicht mehr sicher ist. Helfen können spezielle Agrarumweltmaßnahmen, z.B. im Rahmen des Vertragsnaturschutzes. Angewandte Forschungsprojekte am Rebhuhn, national wie international, haben mittlerweile aufgezeigt, wie dieser Feldvogel zu retten ist. Jetzt geht es daran, die Maßnahmen gemeinsam mit der Landwirtschaft auch großflächig umzusetzen, damit das Rebhuhn langfristig bei uns überleben kann. In NRW gilt das Rebhuhn laut aktueller Roter Liste als stark gefährdet. NABU und LBV werben mit der Art für „Felder voller Leben“.
Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis
Zwergtaucher gehören wahrscheinlich eher zu den weniger bekannten Wasservögeln unserer Gewässer. Sie brüten vor allem auf flachen, vegetationsreichen Seen, Teichen und Weihern. Während des bei uns vor allem im Herbst auffälligen Durchzugs oder auch im Winter sind sie auch auf Fließgewässern anzutreffen. Sie sind deutlich kleiner als ihre meist leichter zu beobachtenden Verwandten. Mit Haubentaucher & Co gehören Zwergtaucher zu den Lappentauchern, so genannt wegen ihrer charakteristischen Schwimmfüße. Die nächsten Verwandten der Lappentaucher sind übrigens die Flamingos. Zwergtaucher sind exzellente Taucher, die unter Wasser nach Insekten bzw. deren Larven, Fischen und Amphibien jagen. Mit ihrem kontrastreich gefärbten rotbraunen und schwarzen Gefieder sind Zwergtaucher im Prachtkleid ein echter Hingucker. Manchmal taucht nur der Kopf aus dem Wasser auf, aber oft liegen Zwergtaucher sehr hoch im Wasser, so dass das Hinterende weit herausragt. Wer ihren trillernden Ruf kennt, wird Zwergtaucher sehr viel häufiger feststellen, sind sie doch in dichter Ufervegetation oft gar nicht leicht zu entdecken. In NRW sind Zwergtaucher vor allem im gewässerreichen Tiefland verbreitet, aber auch in den Mittelgebirgen gibt es Vorkommen. Im Brutvogelatlas werden für den Zeitraum 2005 bis 2009 1100 bis 1600 Reviere angegeben. Die Bestände können jedoch in Abhängigkeit von der Wasserverfügbarkeit stark schwanken. Wer selbst Zwergtaucher erfassen möchte, kann sich am MsB Binnengewässerarten beteiligen. NABU und LBV werben mit dem Spruch „Tauchen statt Trockenlegen“ mit der Art für den Erhalt und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und naturnahen Stillgewässern.
Schleiereule Tyto alba
Eulen üben seit jeher als nachtaktive Vögel eine besondere Faszination auf Menschen aus und unter diesen haben Schleiereulen nochmal eine Sonderstellung inne. Sie sind die einzigen europäischen Vertreter einer eigenen Eulengruppe. Ihr helles Gefieder und die fauchenden Rufe können einerseits etwas unheimlich wirken, andererseits sind sie eng an das Leben in der Nähe des Menschen angepasst. Natürliche Brutplätze sind selten, die meisten Schleiereulen brüten in Gebäuden wie Scheunen, Kirchtürmen oder auf Dachböden. Nicht selten werden Nistkästen angenommen, die von Aktiven im Vogelschutz betreut werden. Sie erbeuten vor allem Kleinsäuger im Offenland und dementsprechend schwanken ihre Bestände sehr stark in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Feldmäusen. In manchen Jahren brüten Paare gar nicht, in anderen folgen mehrere Bruten mit vielen Jungen aufeinander, eine Strategie, die sonst in dieser Form in der heimischen Vogelwelt so kaum zu beobachten ist. Nach kalten Wintern mit hoher Schneedecke oder Firn, die die Jagd behindern, brechen die Bestände oft zusammen. Schnee und Eis sind aufgrund des Klimawandels seltener geworden, die Bestände entwickelten sich kurzfristig positiv, langfristig betrachtet bleibt die Bestandsentwicklung aber negativ. Für die Jahre 2005 bis 2009 wurde der Bestand in NRW auf 3400 bis 5500 Paare geschätzt, wobei die Hochlagen der Mittelgebirge oft unbesiedelt sind. Mit dem Wahlspruch „Gib mir ein Dach“ wird vor allem für Nistmöglichkeiten geworben, Schleiereulen benötigen aber auch eine ausreichende Nahrungsgrundlage und viele Vögel sterben auch, da sie nicht selten im Bereich von Straßen und Bahnlinien nach Nahrung suchen.
Waldohreule Asio otus
Unter den Kandidaten für den Vogel des Jahres findet sich eine weitere Eulenart, mit der Waldohreule vielleicht die unbekannteste unter den weit verbreiteten Eulenarten. Äußerlich erinnern Waldohreulen mit ihrem braunen Gefieder, den auffälligen Federohren und orangen Augen an die viel größeren Uhus. Auch der Gesang, ein in kurzem Abstand wiederholtes „Hu“, erinnert an den großen Cousin und ist vielleicht eine Form von Mimikry. In NRW kommen Waldohreulen in allen Großregion vor und leben sowohl im Tiefland als auch im Mittelgebirge. Anders als der Name vermuten lässt, brüten Waldohreulen eher in Feldgehölzen oder am Waldrand. Sie leben auch in Siedlungen, z.B. in Parks und großen Gärten, wo alte Rabenkrähen- und Elsternester Brutmöglichkeiten bieten. Waldohreulen zu beobachten ist aufgrund der heimlichen Lebensweise nicht einfach. Am auffälligsten sind sicherlich die hohen Bettellaute der Jungvögel. Im Winter bilden Waldohreulen nicht selten Schlafgemeinschaften und sind dann auch tagsüber zu beobachten. Der Wahlspruch „Ohren auf, Vielfalt an“ weist darauf hin, dass Waldohreulen auf eine reich strukturierte artenreiche Landschaft angewiesen sind. Hier jagen sie ihre Beute, vor allem Kleinsäuger. Ähnlich wie bei der Schleiereule kommt es auch bei Waldohreulen zu Verlusten im Verkehr. Für den Atlaszeitraum vor mehr als 15 Jahren werden für NRW 2500-5500 Reviere angegeben, wobei Schwerpunktvorkommen im Münsterland liegen. Bestandabnahmen haben dazu geführt, dass Waldohreulen in NRW als „gefährdet“ in der Roten Liste der Brutvögel geführt werden müssen.
Amsel Turdus merula
Amseln sind in NRW die häufigsten Brutvögel im Siedlungsbereich und bedürfen eigentlich kaum einer weiteren Vorstellung. Die ehemaligen scheuen Bewohner schattiger Wälder singen auf Hausdächern und fehlen selbst in Hochhaussiedlungen nicht, sofern es einzelne Bäume oder Gebüsche gibt. Regenwürmer werden auf kurzrasigen Flächen inklusive Vorgärten und Sportplätzen gesucht. Amseln können mehrfach im Jahr brüten und so Verluste meist wieder ausgleichen. In NRW sind sie ganzjährig zu beobachten. Amseln stehen also stellvertretend für die Artenvielfalt im Siedlungsbereich. Darauf weist auch der Wahlspruch von NABU und LBV „Beeren statt Beton“ hin. Insbesondere außerhalb der Brutzeit fressen Amseln wie die meisten Drosseln an Früchten. Jetzt im Herbst sieht man sie beispielsweise an Weißdornbeeren und auch heruntergefallene Äpfel werden genommen. In versiegelten „Gärten des Grauens“, wie Stein- und Betongärten vor allem im Internet vielfach genannt werden, finden selbst Amseln keine Nahrungs- und Brutmöglichkeiten. Die Amselbestände sind in den letzten Jahren zudem regional durch Ausbrüche des Usutu-Virus reduziert worden. Fachpublikationen, die das genaue Ausmaß in NRW explizit und genau beleuchten, gibt es aber nicht. Junge Amseln werden nicht selten Opfer von Hauskatzen und Amseln werden Opfer des Straßenverkehrs. Es gibt also durchaus Naturschutzthemen, die anhand der Amsel beleuchtet werden können. Der Kurzzeittrend in NRW gilt laut letzter Roter Liste als stabil. Der Brutvogelatlas gab eine Bestandsspanne von 930.000 bis 1.100.000 Brutpaaren für NRW an.
Weiterführende Links
Rote Liste der Brutvögel in NRW
Rote Liste der wandernden Vogelarten in NRW
16.09.2025
Steinkauz-Monitoring
Steinkäuze stehen stellvertretend für eine artenreiche Kulturlandschaft, sie sind im Bestand gefährdet und das charismatische Erscheinungsbild eines Steinkauzes ziert das Logo der NWO. Nordrhein-Westfalen beherbergt einen wesentlichen Anteil am mitteleuropäischen Brutbestand und hat dementsprechend eine hohe Verantwortung für diese Art, der wir jetzt mit einem neuen Monitoring-Ansatz weiter Rechnung tragen möchten.
In NRW leben unserem letzten Brutvogelatlas zufolge etwa 5.000 Brutpaare, was etwa 75 % des bundesdeutschen Bestandes ausmacht. Die genaue Bestandsentwicklung ist jedoch nicht so einfach zu überwachen. Langfristig haben die Brutbestände durch Lebensraumverluste abgenommen. Von Jahr zu Jahr kann es Schwankungen geben und die Entwicklungen können regional unterschiedlich verlaufen. Oft hängen sie am Engagement einzelner Vogelschützer:innen, die sich intensiv um den Schutz der Art bemühen, beispielsweise durch das Aufhängen und Betreuen von Nistkästen. Bei einer nachtaktiven Art ist die Überwachung der Trends im Rahmen breit angelegter Monitoringprogramme jedoch gar nicht so einfach, zumal Steinkauzvorkommen keineswegs gleichmäßig in NRW verteilt sind. Die Vorkommen konzentrieren sich auf das Tiefland und dort vor allem auf den Niederrhein und das Münsterland, wobei es auch immer wieder Vorkommen in etwas höheren Lagen gibt und der Klimawandel bisher geglaubte Sicherheiten womöglich auch in Frage stellen könnte. Ein modernes Monitoring erfordert zudem methodisch hohe Standards.
Vor diesem Hintergrund werden wir das Monitoring des Steinkauzes in NRW verbessern und neu aufstellen. Dank der Förderung durch das Land NRW im Rahmen des Atlasprojektes gibt es nun die dafür notwendigen Mittel. Die NWO hat daher die Entwicklung eines Moduls im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel (MsB) angestoßen. Technische Entwicklungen wie die Implementierung in ornitho.de und die NaturaList-App genauso wie die methodische Abstimmung laufen mit unseren Partnern beim Dachverband Deutscher Avifaunisten. Selbstverständlich werden in den nächsten Monaten außerdem noch weitere Exert:innen eingebunden.
Wir sind erwartungsfroh, dass wir Sie bald über weitere Fortschritte zum Steinkauz-Monitoring informieren können. Klares Ziel ist es, damit in den nächsten Jahren sichere Trendaussagen über unsere Steinkauzbestände machen zu können. Dies wird Grundlage, um nicht nur die Ökologie eines der charismatischsten Bewohner unseres Bundeslandes besser zu verstehen, sondern auch den Schutz dieser Art auf ein solideres Fundament zu stellen.
