Was machen Vögel bei Gewitter?

Brutplätze von Flussregenpfeifern sind an den letzten verbliebenen Brutlätzen an Flüssen durch Hochwässer gefährdet (© Hans Glader)

Die Klimakrise hat uns längst erreicht. In den letzten Jahren haben Extremwetterereignisse in Häufigkeit und Intensität zugenommen. Dazu gehören auch Gewitter bzw. Starkregen. Gleichzeitig sind diese Wetterphänomene natürlich nicht grundsätzlich neu und es ist anzunehmen, dass die Tier- und Pflanzenwelt im Laufe der Evolution Anpassungen daran entwickelt hat. Was machen also Vögel bei Wetterbedingungen, bei denen man „keinen Hund vor die Tür jagen würde“?

Die meisten Vögel kommen mit starkem Regen erstaunlich gut zurecht. Oft wird ein geschützter Platz in der Vegetation aufgesucht. Höhlenbrüter finden Unterschlupf in Baumhöhlen, Nischen oder Nistkästen. Ist der Regen nur leicht, gehen die Vögel ihren üblichen Beschäftigungen weiter nach. Das mit dem Sekret der Bürzeldrüse eingefettete Gefieder ist ein guter Regenschutz. Erst wenn der Regen zu stark ist und der Schutz nicht ausreicht, droht der Regen, das Gefieder ganz zu durchdringen und Unterkühlung stellt selbstverständlich eine Gefahr für das Individuum dar.

Im späten Frühjahr ist die Gesangsaktivität tagsüber bei leichtem Regen (und wenn kein Wind dazu kommt) dagegen oft sogar höher als bei großer Hitze. Auch nach Regen und Gewitter setzt oft unabhängig von der Tageszeit noch einmal Gesang ein – vielleicht um den Nachbarn zu signalisieren, dass das Revier weiterhin besetzt ist, vielleicht ausgelöst durch sich ändernde Lichtbedingungen, wenn sich die dunklen Wolken verziehen. Bei starkem Regen ist aber auch die Insektenaktivität reduziert und viele Vogelarten haben dann Probleme, Nahrung zu finden. Mauersegler können Schlechtwetterfronten großräumig ausweichen und fliegen im Zweifelsfall wohl sogar mehrere Hundert Kilometer. Die Jungvögel verfallen in der Zwischenzeit in Torpor, einen physiologischen Zustand, in dem Energieverbrauch und Stoffwechsel deutlich reduziert sind. Zu lange Schlechtwetterperioden machen sich aber natürlich irgendwann bemerkbar und haben Einfluss auf die Wachstumsrate oder können sogar die Mortalität erhöhen.

Zwergtauchern machen Starkregenereignisse meist wenig aus - das Austrocknen der Gewässer ist problematischer (© Hans Glader)

Starkregen und Gewitter kann aber natürlich noch anderen Einfluss haben: Sturm und Orkan können Bäume – inklusive darin enthaltener Nester – fällen. Hagel kann fatale Folgen haben und im Extremfall auch Vögel töten. Hochwasser und Regen können Steilwände mit Brutplätzen von Eisvögeln, Bienenfressern und Uferschwalben wegschwemmen, können aber auch neue Brutgelegenheiten schaffen. Auch an Flüssen und Gewässern können ungewöhnliche Hochwässer nach Starkregen, Brutplätze von Vögeln gefährden – in den letzten Jahren waren in NRW aber wohl eher die langanhaltenden Dürren ein Problem für einige Arten der Feuchtgebiete

Viele Vogelnester sehen aus wie Näpfe und können im schlimmsten Fall auch volllaufen, so dass Eier oder Jungvögel darin ertrinken. Auch bei Weißstörchen können Jungvögel im Nest ertrinken oder erfrieren, wenn die Jungen bereits zu groß sind, um von den Eltern noch gehudert zu werden.

Übrigens, in tropischen Regenwäldern mit ihren hohen Regenmengen bauen viele Vögel Nester so, dass das Wasser schneller abfließen kann. Insgesamt haben Gewitter und Starkregen bisher bei uns wohl kaum großräumige Auswirkungen auf die Populationen unserer Vögel. Zudem treten solche Extremwetter ja meist nur lokal auf. Aufgrund des Klimawandels ist es aber nicht auszuschließen, dass diese Entwarnung nur vorläufig ist.

 

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