Wer hat die höchste und die tiefste Stimme in der Vogelwelt?

Schwarzkolibri
Schwarzkolibirs leben im atlantischen Regenwald Brasiliens und haben eine extrem hohe Stimme (© Darius Stiels)

Fast alle Vogelarten kommunizieren akustisch. Die allermeisten singen und rufen im von Menschen hörbaren Frequenzbereich, wobei die obere Hörgrenze von Vögeln bisher meist bei etwa 10 kHz angesiedelt wurde, auch wenn einige Eulen noch deutlich höhere Töne wahrnehmen (Dyson et al 1998, J. Comp. Physol. A). Es ist physikalisch dabei wenig verwunderlich, dass die meisten kleinen Vögel eher hohe Stimmen haben, größere Vögel können dagegen ihren großen Resonanzkörper nutzen, um tiefe Stimmen mit niedriger Frequenz zu nutzen. Tiefe Stimmen haben verschiedene Eulen, der Kuckuck oder die Rohrdommel, deren Gesang in etwas so klingt wie das Blasen über eine leere Glasflasche – Tiefen um 167 Hz sind hier nachgewiesen (Mark Constantine & The Sound Approach 2006). Goldhähnchen und Baumläufer singen dagegen so hoch, dass bei im Alter nachlassendem Gehör (Kinder hören am besten) viele Beobachter (statistisch sind Männer stärker vom Verlust des hohen Frequenzbereichs betroffen als Frauen) diese Vögel in größerer Entfernung gar nicht mehr hören. Zu den höchsten nachgewiesenen Tonfrequenzen in der heimischen Vogelwelt gehört eine Klappergrasmücke, bei der Gesangselemente mit extrem hohen 11,7 bis 12,3 kHz nachgewiesen wurden (Mark Constantine & The Sound Approach 2006). Für die Rekordhalter müssen wir aber unser Ohr in andere Gefilde halten.

Die tiefsten Lautäußerungen kommen von Helmkasuaren – mit 24 Hz sind sie an der unteren menschlichen Hörschwelle. Von Schwarzkolibris aus Südamerika weiß man seit kurzer Zeit, dass sie Töne im Ultraschallbereich von sich geben (Olson et al. 2018, Current Biology). Die Grundfrequenz liegt hier bei 11,8 kHz und der Frequenzbereich der Harmonien damit insgesamt weit über dem, was für andere Vogelarten bisher nachgewiesen wurde. Auch bei verschiedenen anderen Kolibris wurde mittlerweile ein Gesang in einem Bereich nachgewiesen, der lange Zeit als Ultraschall für Vögel angenommen wurde (Duque et al. 2018, Current Biology). Dass einige Vögel tatsächlich in diesem Frequenzbereich auch etwas hören, konnte dann kürzlich für den Ecuador-Andenkolibri (auch Purpurkopfkolibri genannt) nachgewiesen (Duque et al. 2020, Science Advances). Diese hochandinen Vögel äußern den höchsten bisher nachgewiesenen Vogelgesang mit einer Grundfrequenz von 13,4 kHz.

 

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