Vogelmonitoring: Wie werden Vogelansammlungen erfasst?
Viele Vogelarten bilden große Ansammlungen: Zur Brutzeit sind es insbesondere Kolonien, außerhalb der Brutzeit bilden viele Vogelarten Schwärme, die aus einer oder aus mehreren Arten bestehen können. Aber wie werden eigentlich Vogelschwärme gezählt?
Das Erfassen von Kolonien ist nicht immer einfach, insbesondere wenn diese nicht gut einzusehen sind oder aber so groß, dass ein einfaches Auszählen der Nester nicht in Frage kommt. In Nordrhein-Westfalen fehlen natürlich die großen Seevogelkolonien, aber auch Graureiher, Uferschwalben, Möwen und andere bilden Kolonien. Im Monitoring seltener Brutvögel werden die Bestände dieser Arten überwacht.
Große Vogelschwärme werden darüber hinaus aber auch ganz regelmäßig im Rahmen von Schlafplatzzählungen (z.B. der Möwen) oder bei den Programmen zu rastenden Wasservögeln sowie zu Gänsen und Schwänen im Sommer oder im Winter erfasst. Bei kleineren Gruppen ist es natürlich kein Problem, ein paar wenige Vögel lassen sich einfach durchzählen. An wichtigen Rastplätzen können es aber auch Hunderte, Tausende oder sogar noch mehr Vögel sein. Manchmal bestehen diese sogar aus unterschiedlichen Arten, was es noch deutlich schwieriger macht. Es lohnt sich vor Beginn der Zählung einmal die Zahl der Vögel grob zu schätzen – sollten die Vögel in der Folge auffliegen, hat man zumindest eine ganz grobe Anzahl. Bei Beobachtungen des Tagzuges wird man häufiger mit großen Trupps überfliegender Vögel konfrontiert, seien es Tausende Finken an einem Massenzugtag oder große Schwärme von Ringeltauben. Hier bleibt oft besonders wenig Zeit, bis die Vögel aus dem Sichtfeld verschwunden sind.
Vogelgruppen lassen sich auf unterschiedliche Weise zählen. Das Standardwerk zu den Methoden der Feldornithologie (Bibby et al. 1995) listet dazu folgende Möglichkeiten auf: kleine Gruppen von wenigen Individuen lassen sich direkt erfassen, auch viele Gruppen bzw. Schwärme lassen sich einzeln durchzählen (1, 2, 3, …). Besteht die Gruppe aus mehreren Untergruppen, können auch diese einzeln durchgezählt werden. Bei größeren Schwärmen lassen sich die Vögel auch in kleinen Gruppen (2, 4, 6,… ) erfassen. Bei großen dichten Schwärmen und überfliegenden Vögeln lässt sich die Zahl in Blöcken erfassen. Einzelne Blöcke können z.B. 10, 100 oder gar 1000 Vögel umfassen, wobei bei sehr großen Ansammlungen nur grobe Schätzwerte zu erwarten sind. Vor allem bei fliegenden Schwärmen sind die Vögel sehr ungleichmäßig verteilt und im Zentrum sind die Individuen näher beieinander, so dass dort auch die Blöcke gleicher Anzahl dichter gelegt werden sollten. Oft wird angenommen, dass Personen mit wenig (aber nicht gar keiner) Erfahrung die Zahl der Vögel eher unterschätzen, es gibt aber individuelle Unterschiede und zu sicher, der tatsächlichen Anzahl nahegekommen zu sein, sollte sich wohl niemand fühlen. Das gleichzeitige Zählen durch mehrere Personen ist immer sinnvoll.
Ein guter Zählstandort kann essentiell sein: optimalerweise ist das Licht im Rücken und man steht hoch genug, so dass Vögel nicht in Mulden und Senken verschwinden (z.B. bei einem Trupp Goldregenpfeifer auf einem Acker), nicht Teile des Schwarms hinter Strukturen versteckt sind und natürlich sind auch Fluktuationen durch abfliegende oder landende Vögel problematisch. Bei Wasservögeln stellen tauchende Vögel ein Problem dar. Bei tauchenden Enten, Zwergtauchern oder Blässhühnern ist es oft eher die Regel als die Ausnahme. Zwischenzeitlich gibt es aber auch immer wieder Zeitphasen, in denen zumindest ein großer Teil der Vögel an der Wasseroberfläche ist. Da Tauchenten dann häufig schlafen und den Kopf im Gefieder haben, ist eine gute Kenntnis der Merkmale unerlässlich, um auch dann noch die einzelnen Arten zu bestimmen. Manchmal soll bei der Erfassung auch nach Alter und Geschlecht differenziert werden. Hier bietet sich an, erst alle Individuen einer Art zu zählen und dann alle Alters- und Geschlechtsklassen einzeln. Wird einfach nur eine Klasse von der Gesamtzahl abgezogen, kommt es oft zu falschen Verhältnisangaben. Ein Handzähler, auch Zähluhr genannt, leistet sehr nützliche Dienste. Wer wenig Erfahrung hat, wird verschiedene Vogelarten bzw. Altersklassen und Geschlechter immer nacheinander zählen. Das Zählen mehrerer Arten gleichzeitig, ggf. unter Verwendung mehrerer Zähluhren, erfordert ein hohes Maß an Konzentration. Zu guter Letzt helfen natürlich auch Fotos, am Bildschirm lässt sich die Zahl der Vögel oft vergleichsweise einfach auszählen (ggf. sogar mit entsprechender Software). Nicht immer ist die Kamera aber schnell genug zur Hand und auch mit Kamera sollte man für sich vorher eine Schätzung abgeben, um das Ergebnis abzugleichen. Übung schadet nie und macht Spaß!
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