Wieviele Federn haben Vögel?

Singschwan
Beim Singschwan wurde tatsächlich mal jede einzelne Konturfeder gezählt (© Hans Glader)

Unter den heute lebenden Tierarten haben nur Vögel Federn. Zwar waren auch andere Dinosauriergruppen und auch einige andere Nicht-Dinos befiedert, diese Tiergruppen starben aber an der Grenze von der Kreidezeit zum Paläogen (früher wurden Paläogen und Neogen zum Tertiär zusammengefasst) vor rund 66 Millionen Jahren aus. Übrig blieben die Vögel, genauer gesagt, die Neornithes, die modernen Vögel, zu denen alle heute lebenden Arten von den Straußen bis zu den Tangaren gehören. Federn sind sicherlich ein „Erfolgsrezept“ der Evolution – sie dienen der Thermoregulation (man denke an Daunendecken) und dem Schutz vor allen möglichen Arten von Umwelteinflüssen, sie ermöglichen natürlich den meisten Arten das Fliegen, sie dienen der Tarnung und der Balz. Dabei sind Federn leicht, stabil, reparierbar und werden regelmäßig in der Mauser erneuert. Die kleinsten Federn am Augenlid einer Bienenelfe sind nur 0,4 mm lang, ein Pfau schlägt dagegen sein Rad mit bis zu 1,5 m langen Federn. Meist wird zwischen Daunen- und Kontur- bzw. Strukturfedern unterschieden. Wir wollen hier aber nicht den Grundaufbau einer Feder wiederholen, den sicherlich die meisten kennen. Wie viele Federn haben denn nun also Vögel?

Um das herauszufinden, wurden tatsächlich die Konturfedern an einzelnen (toten) Vögeln gezählt. Die Antwort ist erstmal wenig überraschend – es kommt auf die Größe an: Große Vögel haben mehr Federn als kleine Vögel und natürlich geht es auch darum, wie Federn genutzt werden. Es ist also wenig überraschend, dass Kolibris besonders wenige Federn haben. Der Rubinkehlkolibri hält den Rekord für die wenigsten (gezählten) Federn: Alexander Wetmore hat in den 1930er-Jahren 940 Federn gezählt. Kurz darauf hat George Andrew Ammann ebenfalls eine Publikation zu Federzahlen publiziert – er hatte sich die Mühe gemacht und auch bei großen Vögeln die Zahl ermittelt. Bei einem Singschwan wurden 25.216 Federn gezählt – die meisten (80 %) übrigens an Kopf und Nacken. Wasservögel scheinen generell mehr Federn als Landvögel zu haben. Wahrscheinlich haben Pinguine, deren dichtes, fast fellartiges Federkleid zwar nicht zum Fliegen dient, aber die Vögel im eisigen Wasser des antarktischen Ozeans isolieren soll, sogar noch mehr Federn, auch wenn es sich hier nicht um Konturfedern im engeren Sinn handelt. Wetmore (1936, Auk) fand noch etwas anderes heraus: Die Zahl der Federn hängt von der Jahreszeit ab – Weißkehlammern haben im Winter rund 2.500 Konturfedern, im Sommer sind es etwa 40 % weniger: nur etwa 1.500. Und was ist mit Daunenfedern? Erst im Jahr 2021 erschien eine spannende Studie dazu im Fachmagazin Ecography. Sahas Barve und seine Co-Autoren haben dazu die Federn an 1.715 Bälgen von 249 Sperlingsvogelarten aus dem Himalaya ausgezählt: Vögel der höheren, kälteren Regionen hatten einen deutlich höheren Anteil an Daunenfedern und kleinere Vögel hatten längere, besser isolierende Federn als größere. Dabei sind Federn sprichwörtlich leicht. Federn können die Hälfte des Vogelvolumens ausmachen (ein aufgeplustertes Rotkehlchen, erst recht aber eine Eule verdeutlichen dies ausgezeichnet). Sie machen aber lediglich 5-10 % des Gesamtgewichts aus – das ist aber dennoch mehr als der Gewichtsanteil des Skeletts.

Weitere Quelle: Lovette & Fitzpatrick (Hrsg.) (2016): Handbook of Bird Biology.

 

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