Vogelbestimmung - Welcher Greifvogel ist das?

Mäusebussard
Ein heller Mäusebussard im Landeanflug
(© Hans Glader)

Immer wieder erreichen uns Anfragen zu unbestimmten Vögeln und nicht selten stellen Greifvögel dabei eine besondere Herausforderung dar. Die Lösung, sofern sie anhand eines Fotos herauszufinden ist, ist fast immer dieselbe – ein Mäusebussard. Mäusebussarde zeigen eine erstaunliche Variabilität im Gefieder und können damit für erstaunliche Verwirrung sorgen. Nicht nur zwischen Alt- und Jungvögeln gibt es einige Unterschiede, auch darüber hinaus sieht kaum ein Vogel so aus wie der andere. Es gibt helle, fast weiße Exemplare ebenso wie dunkelbraune Individuen. Noch ist vergleichsweise wenig über die Ursachen dieser erstaunlichen innerartlichen Unterschiede bekannt. Mäusebussarde sind mittelgroße Greifvögel mit mittellangen, breiten Flügeln. Für Anfänger*innen in der Vogelbeobachtung erscheinen Mäusebussarde oft erstaunlich groß, zumal Größeneinschätzungen ohne Vergleich gegen den Himmel auch für erfahrene Beobachter*innen nicht leicht sind. Die Handschwingen bilden eine „gefingerte“ Flügelspitze, die vor allem beim Kreisen auffällt. Mäusebussarde können im Sommer vor allem mit den selteneren Wespenbussarden und im Winter mit den (noch selteneren) Raufußbussarden verwechselt werden, doch können auch andere Greifvögel wie Habicht oder Rohrweihe zu Verwechslungen führen. Als häufigster Greifvogel bei uns sollten Mäusebussarde aber immer zuerst in Betracht gezogen werden. Die NWO führt übrigens auch Seminare zur Bestimmung von Greifvögeln und Falken durch.

Mäusebussard
Ein dunkler gefärbter Mäusebussard an Aas - gesunde, erwachsene Hasen sind als Beute zu groß (© Hans Glader)

In NRW brüten etwa 9.000 – 14.000 Brutpaare des Mäusebussards. Diese Angaben finden sich im Brutvogelatlas (Zeitraum 2005-2009) – auch wenn diese Zahlen mittlerweile vermutlich nicht mehr aktuell sind, finden sich dort viele weiterhin gültige Hintergrundinformationen über diese Art. Mäusebussarde sind ganzjährig bei uns anzutreffen – einige Vögel bleiben auch außerhalb der Brutzeit in ihren Revieren, andere ziehen und Vögel aus dem Norden und Osten verbringen auch den Winter bei uns. Sie bewohnen eine Vielzahl von Lebensräumen. Brutplätze befinden sich in Bäumen, sowohl in Wäldern als auch in Feldgehölzen und größeren Parks. Die Vögel kreisen oft in der Thermik – manchmal kreisen mehrere Paare aus der weiteren Umgebung gemeinsam, so dass der lokale Bestand dann leicht überschätzt werden kann. Bei der Balz zeigen die Vögel beeindruckende Sturzflüge. Im Spätwinter und Frühling sind diese beeindruckenden Flugspiele besonders gut zu beobachten und stellen ein imposantes Naturschauspiel dar, das leider viel zu oft übersehen wird. Die Horstumgebung wird auch gegen mögliche Prädatoren verteidigt. Neben einigen kletternden Säugetieren stellen Uhu und Habicht bekannte Prädatoren – vor allem für die Nestlinge – dar, wobei Uhus auch problemlos Altvögel erbeuten können. In ganz seltenen Fällen werden in Nestnähe auch mal (Schein)Angriffe auf Menschen geflogen. Auf der Nahrungssuche können Mäusebussarde in allen (halb-)offenen Landschaften beobachtet werden. Typisch ist die Jagd vom Ansitz oder im Suchflug, aber auch beim Rütteln können Mäusebussarde beobachtet werden – dabei stehen die Vögel flügelschlagend an einer Stelle in der Luft. Die häufigste Nahrung stellen Kleinsäuger wie Mäuse dar. Regenwürmer werden dagegen laufend auf Äckern gejagt. Oft werden Mäusebussarde auch an Straßenrändern beobachtet – die kurze Vegetation ist ideal für die Mäusejagd und Verkehrsopfer sind willkommenes Aas. Leider sterben auch immer wieder Mäusebussarde im Straßenverkehr, auch Windkraftanlagen und die illegale Verfolgung von Greifvögeln stellen eine direkte Bedrohung für die Mäusebussarde dar. Störungen am Nest gelten ebenfalls als wichtige Gefährdungsursache. Nach einem Bestandstief in den 1960er Jahren (durch legale Verfolgung) konnten sich die Bestände glücklicherweise erholen. Die Zukunft der Art ist aufgrund der genannten Gefährdungsursachen jedoch unsicher und gebietsweise werden auch aus Deutschland wieder Bestandsrückgänge gemeldet.

 

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