Was ist Teilzug?

Amseln sind Teilzieher (© Hans Glader)

Fast alle Zugvögel sind Teilzieher. Das bedeutet, dass einige Individuen einer Art oder Population ziehen, während andere ständig in ihrem Brutgebiet bleiben. Dies kann fakultativ oder obligat erfolgen. Fakultative Teilzieher leben nomadisch oder sind sogenannte Invasionsvögel wie der Seidenschwanz. Bei obligaten Teilziehern wandern immer einige Vögel, während ein anderer Teil der Population aus Standvögeln besteht. In Mitteleuropa sind Arten wie Amsel, Rotkehlchen, Gebirgsstelze und Buchfink typische Beispiele für Teilzieher.

Im Detail gibt es dann aber doch unterschiedliche Definitionen von Teilzug. Innerhalb einer Art kann es Populationen geben, die ziehen und andere, die im Brutgebiet bleiben. Erstere könnten in Europa z.B. nördliche Populationen sein, während Vögel der gleichen Art in Mittel- und Südeuropa das Brutgebiet auch im Winter nicht verlassen. Man kann Teilzug aber auch strenger definieren und nur auf Populationen anwenden, in denen es sowohl Zugvögel als auch Standvögel gibt. Welche Individuen tatsächlich warum ziehen, ist in jedem Fall Gegenstand intensiver Forschung. Ein bekanntes Beispiel für unterschiedliches Zugverhalten gibt es bei Buchfinken, das am Ende sogar namensgebend war. Das Artepitheton „coelebs“ (=unverheiratet) im wissenschaftlichen Namen bezieht sich darauf, dass Buchfinkmännchen eher Standvögel sind, während die Weibchen ziehen – in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet sind die Männchen im Winter also allein. Auch zwischen Lebensräumen kann es Unterschiede geben und das Zugverhalten muss nicht über die Zeit konstant bleiben. Einst waren Amseln nahezu reine Zugvögel, heute sind sie in Mitteleuropa Teilzieher und ein wesentlicher Bestandteil der Population bleibt den Winter über in Mitteleuropa.

 

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