25.08.2025
Rückblick auf die NWO-Exkursion an die Emschermündung und in die Rheinaue Walsum
Am gestrigen Sonntag fand die diesjährige NWO-Exkursion statt. Das Ziel, die Emschermündung, ist ohne Frage eines der spannendsten Renaturierungsprojekte Europas und unter sachkundiger Leitung gab es dort und in der benachbarten Rheinaue Walsum viel zu erfahren und zu entdecken.
Die Emscher galt noch vor wenigen Jahrzehnten als einer der dreckigsten Flüsse Europas und war teilweise buchstäblich Kloake des Ruhrgebietes. In einem ehrgeizigen und Milliarden Euro teuren, langfristig angelegten Plan wird die Emscher nun wieder in ein lebendiges Fließgewässer verwandelt. Eines der wichtigsten Teilgebiete der Emscherrenaturierung ist das Mündungsgebiet der Emscher, das heute nördlich der bisherigen Mündung verläuft. Die alte Mündung ist nur noch als Totarm vorhanden, der allerdings ebenfalls Lebensraum bietet – unter einer denkmalgeschützten Brücke dort leben beispielsweise Fledermäuse. Die Renaturierung der Emschermündung war weitaus schwieriger, als sich viele von uns das womöglich vorgestellt haben. Das Gebiet ist Bergsenkungsgebiet und wir befinden uns in einem der am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Es konnte daher leider nicht darum gehen, dem Fluss seine vollkommen eigene Dynamik wiederzugeben, wie das bei anderen Renaturierungsprojekten der Fall ist. Allein 400 km unterirdische Kanäle mussten gebaut werden. Feste Wege für die Wanderung der Fische mussten geplant werden und Hochwasserbecken geschaffen werden, die allerdings eine hohe ökologische Bedeutung für Wasservögel aufweisen. Die Emschermündung ist ein wichtiges Rastgebiet für Krickenten, mehr als 500 Pfeifenten wurden hier gezählt und die Zahl der Schnatterenten hat stark zugenommen, so dass die Stockente nur noch die vierthäufigste Entenart ist. Aktuell brüten auch Wasserralle, Kiebitz und Flussregenpfeifer, Feldlerche und Wiesenpieper kamen als neue Brutvögel hinzu. Insgesamt leben hier rund 100 Vogelarten. Eher unerwartete Probleme bereiteten bei der Renaturierung invasive Nutrias bzw. heimische Biber, die lange Zeit in unseren Regionen verschwunden waren. Das Gebiet ist umzäunt, aber menschliche Störungen nehmen nach der Freigabe der Wege leider zu, da sich nicht alle Menschen an die Umzäunung halten. Die Artenvielfalt ist in einem Flussmündungsgebiet in Bereichen früher Sukzessionsstadien meist höher. Inseln und Halbinseln lassen sich jedoch nicht beweiden, hier wird zukünftig Auwald entstehen und sich die Artenzusammensetzung ändern. Uferbereiche und Deiche werden jedoch mit Schafen beweidet und können vor allem Pflanzen und Insekten des Offenlandes Lebensraum bieten. Das Gebiet hat bisher keinen Schutzstatus.
In unmittelbarer Umgebung der Emschermündung befindet sich die Rheinaue Walsum, die mit 120 Brutvogelarten ebenfalls ausgesprochen artenreich ist. In diesem Jahr gab es ein Wachtelkönigrevier und der Seeadler hat erstmals erfolgreich gebrütet. Feldlerche und Kiebitz kommen vor, aber vom Kiebitz gibt es nur noch Brutversuche. Steinkäuze leiden offenbar stark unter den invasiven Waschbären, so dass der Bestand deutlich gesunken ist.
Unsere Exkursion startete am Emscherhof und ging entlang der Renaturierungsflächen bis zum Rhein, dann auf die südliche Emscherseite und durch die Rheinaue Walsum und schließlich zurück zum Emscherhof. Hier kehrten wir ein, so dass wir uns mit Kaffee und Kuchen bei Fachgesprächen vor der Abreise stärken konnten. Insgesamt waren wir etwas 40 Teilnehmende. Für Fragen zu allen NWO-Themen standen auch der Vorstand und die Geschäftsstelle zur Verfügung. Neben Informationen und Austausch kam auch die Vogelbeobachtung nicht zu kurz: Zu den Highlights gehörten Kiebitze und Flussuferläufer, überfliegende Wespenbussarde, Schnatterenten, Eisvogel und vor allem ein kreisender Seeadler. Gleich zu Beginn wurde ein Rotohrbülbül beobachtet. Diese südostasiatische Art war allerdings aus einem Zoo entwichen. Insgesamt wurden 52 Arten festgestellt.
Unser großer Dank gilt Gunnar Jacobs, Johannes Meßer und Tobias Rautenberg, die ausgesprochen fachkundig die Veranstaltung leiteten!