02.01.2021

Windkraft und Rotmilanschlafplätze

Rotmilane an einem Schlafgehölz in der Hellwegbörde (© Bernhard Glüer)

Rotmilane gehören zu den Vogelarten, für deren Schutz Deutschland eine besonders hohe Verantwortung trägt. Hier lebt etwa die Hälfte des weltweiten Bestandes. Gleichzeitig ist die Art stärker als viele andere Vögel durch den im Rahmen der Energiewende notwendigen Ausbau der Windkraft gefährdet. Um Klimaschutzziele und den Erhalt der Biodiversität in Einklang zu bringen, ist die Wahl geeigneter Standorte für Windkraftanlagen ganz wesentlich. So werden Brutplätze des Rotmilans bei der Planung von Windkraftanlagen in der Regel berücksichtigt. Es ist jedoch bekannt, dass Rotmilane auch außerhalb der Brutzeit mit Windkraftanlagen kollidieren und zu Tode kommen. In der Hellwegbörde befindet sich einer der größten Rotmilanschlafplätze Nordrhein-Westfalens. Im Spätsommer und Herbst halten sich hier bis maximal 180 Rotmilane auf. In einer aktuellen Studie wurde dieser Schlafplatz nun genauer betrachtet und dabei auch untersucht, wie die Raumnutzung der Rotmilane in Bezug auf Windkraftanlagen in der Region ist.

Das Autorenteam um Katharina Hemmis konnte zeigen, dass der Rotmilanschlafplatz über einen Zeitraum von Jahrzehnten besetzt war. Raumnutzungsanalysen zeigen, dass es in der Umgebung eines Schlafplatzes durch die hohe Dichte an Flugbewegungen zu einem erhöhten Kollisionsrisiko kommt. Rotmilanschlafplätze sollten daher ähnlich wie Brutplätze bei der Windkraftplanung Berücksichtigung finden. Das Autorenteam kommt außerdem zu dem Fazit, dass die Vorgaben des nordrhein-westfälischen Leitfadens für die Erfassung von windkraftsensiblen Vogelarten nicht geeignet sind, Schlafgebiete und tageszeitliche Raumnutzung von Rotmilanen ausreichend zu identifizieren.

Das Autorenteam kommt überwiegend aus unserer Mitgliedschaft. So leitet Jens Brune unsere AG Greifvögel und Ralf Joest ist Leiter der AG Feldvögel. Das aktuelle Heft 56 der Berichte zum Vogelschutz kann beim Deutschen Rat für Vogelschutz bezogen werden.