25.07.2020

NWO startet Forschungsvorhaben zur Störungstoleranz des Ziegenmelkers

Ziegenmelkermännchen Anton an seinem Tagesruheplatz (© Stefan Sudmann)

Der Ziegenmelker (auch Nachtschwalbe genannt) ist eine nachtaktive Vogelart, die am Boden brütet. Von dieser Vogelart nisten in Nordrhein-Westfalen gerade mal 250 Paare, weshalb sie in der Roten Liste der Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens in der Kategorie „Stark gefährdet“ geführt wird. Gleichzeitig genießt der Ziegenmelker den höchsten Schutzstatus in der EU.

Die Art ist besonders empfindlich gegenüber den Störreizen Lärm und Licht und ist daher als Modellart für störungsbiologische Untersuchungen prädestiniert. Gerade im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW treten leicht Konflikte zwischen dem Vogelschutz und der Landschaftsnutzung durch den Menschen auf. Neben direkten Effekten, wie z. B. den Konflikten in der intensiven Landwirtschaft mit Bodenbrütern, gibt es auch indirekte Effekte durch Veranstaltungen auf Bruten in der Umgebung. Dabei ist es vielfach unklar, inwieweit Störungen durch Großveranstaltungen bei Brutvogelbeständen relevant sind. So liegen z. B. zum Thema Feuerwerk außer zu Silvester nur wenige Einzelbeobachtungen, aber noch keine systematischen Untersuchungen vor, die ein unklares Gesamtbild ergeben. Selbst Fachbehörden stehen vor dem Problem, dass sie nicht wissen, ob und wie sie solche Veranstaltungen reglementieren oder gar verbieten müssen oder ob dies zum Schutz der Vogelwelt gar nicht notwendig ist. Die NWO hat sich deshalb dazu entschlossen, sich diesem Problemfeld intensiver zu widmen, da NRW aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte hierfür geradezu prädestiniert ist.

Der Sender wird auf den Schaft der mittleren Steuerfeder geklebt (© Stefan Sudmann)

Deshalb wurden jetzt in einer Voruntersuchung drei Ziegenmelkermännchen gefangen und besendert. Der Fang von Weibchen gelang zwar nicht, aber über die Ortung der Tagesruheplätze der Männchen wurden die Nester in der Nähe gefunden. An benachbarten Bäumen wurden Nestkameras installiert, die nun Aufschluss über die nächtlichen Aktivitäten geben sollen. Gleichzeitig werden die Aktivitäten der Männchen mittels Peilstationen im Gelände überwacht. Licht- und Schallmessungen komplettieren die Datenaufnahme. Wegen der Corona-bedingten Einschränkungen gibt es dieses Jahr nur wenige Störreize, so dass dieses Jahr als Testlauf und Vergleichswert genutzt wird. Gleichzeitig soll die Telemetriedatenerfassung optimiert werden. Im nächsten Jahr wird die Studie fortgesetzt, wobei es durch genehmigte Veranstaltungen im Umfeld des Brutgebiets zu vermehrten Störreizen kommen wird. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt.

Da die Untersuchung einen größeren Materialeinsatz und Spezialistenwissen erfordert, wird sie in Kooperation mit den Büros Graevendal GbR und STERNA durchgeführt. Die Finanzierung ist von der Stöckmann-Stiftung übernommen worden, bei der wir uns herzlich bedanken. Die für eine solche Studie erforderlichen Genehmigungen wurden erteilt. Die Projektleitung liegt bei Stefan R. Sudmann und die ehrenamtliche Begleitung für die NWO bei Barbara C. Meyer.