04.09.2024

Einflug von Rotfußfalken in NRW und Mitteleuropa

Rotfußfalke
Statt eines Hochglanz-Porträts ein typischer Feldeindruck bei einer Rotfußfalken-Sichtung
(© Darius Stiels)

Rotfußfalken sind in NRW und im westlichen Mitteleuropa sehr seltene Durchzügler. Bis zur Jahrtausendwende stand die Art in NRW auf der Liste der meldepflichtigen Arten. Mittlerweile gelingen quasi alljährlich zumindest einzelne Beobachtungen der kleinen Falken in NRW. In diesem Jahr werden aber ungewöhnlich viele Individuen gemdeldet.

Bei Feststellungen sollte sichergestellt werden, dass keine Verwechslung mit Turmfalken und besonders Baumfalken vorliegen, da sich vor allem die Jungvögel ähneln und beide Arten auch gemeinsam beobachtet werden können. Rotfußfalken sind Brutvögel Ost- und Südosteuropas, wo sie in Steppen bzw. steppenähnlicher Region in Kolonien, gerne übrigens inmitten von Saatkrähenkolonien, brüten. Die nächsten Brutvorkommen gibt es beispielsweise im Osten Österreichs und auch in Norditalien, nur ausnahmsweise kommt es auch zu Bruten in Deutschland. Als Schlagflieger ziehen Rotfußfalken als Breitfrontenzieher, allerdings sind auch große Rastplätze nachgewiesen und nicht selten werden auch auf dem Durchzug mehrere Vögel gleichzeitig festgestellt. Rotfußfalken zeigen einen ausgeprägten Schleifenzug. Der Frühjahrszug erfolgt weiter westlich als der Wegzug. Vögel ziehen aus ihrem afrikanischen Winterquartier kommend teilweise über Südfrankreich und werden regelmäßig in der Schweiz und auch im bayerischen Voralpenland beobachtet. Der Wegzug verläuft normalerweise deutlich östlicher. Allerdings ziehen Brutvögel aus dem Osten erstmal nach Westen, so dass die Art beispielsweise im Baltikum nicht selten ist.

In diesem Jahr kam und kommt es aber seit einigen Wochen auch zu einem verstärkten Auftreten in Mitteleuropa. Beobachtungen lassen sich auf ornitho.de verfolgen. In NRW gelingen aktuell täglich Beobachtungen und neben Einzelvögeln sind es auch kleine Gruppen. Bereits im Jahr 2019 berichteten wir über ein verstärktes Auftreten dieser auffallend hübsch gefärbten Falken (Meldung hier). Über die Gründe für das Auftreten 2024 lässt sich aktuell nur spekulieren. Die Zahl der Beobachtungen spricht jedenfalls dafür, dass gestiegene Beobachtungsaktivität vermutlich nicht allein verantwortlich für die hohe Zahl der Feststellungen ist. Eine mögliche Hypothese könnte natürlich ein guter Bruterfolg sein, allerdings sind auch Altvögel am Einflug beteiligt. Eine anderer Erklärungsansatz könnte in bestimmten Wetterbedingungen liegen – östliche Winde könnten die Vögel weiter nach Westeuropa geführt haben, wo südliche Winde zu einer Zugstausituation geführt haben könnten. Der Einflug ist aber noch nicht vorbei und all diese Ideen sind bisher noch nicht mit detaillierten Datenauswertungen untermauert.

Wer selbst auf die Suche nach Rotfußfalken gehen möchte, braucht Glück – trotz einiger Beobachtungen bleibt die Art natürlich selten. Etwas bessere Chancen hat man mutmaßlich in den Börderegionen unseres Landes, insbesondere in der Soester Börde, aber auch in den rheinischen Börden oder um Münster wurden Vogelbeobachter:innen fündig. Auch bei intensiven Zugbeobachtungen erfolgen gerade Nachweise. Als besonders vielversprechend gilt das Absuchen von Mittelspannungsleitungen in offenen Landschaften. Das Artepitheton des wissenschaftlichen Namens „vespertinus“ bzw. der alte Name „Abendfalke“ deutet an, dass Rotfußfalken auch häufig am späten Nachmittag aktiv sein können – im Frühjahr mag das aber vielleicht sogar noch ausgeprägter sein, wenn die Vögel z.B. Jagd auf Maikäfer machen. So mancher Rotfußfalke wurde übrigens als „Beifang“ bei der Suche nach Mornellregenpfeifern, Brachpiepern und anderen spätsommerlichen Seltenheiten beobachtet. Wir gratulieren allen erfolgreichen Beobachter:innen und drücken für die nächsten Tage die Daumen, sollte es bisher noch nicht geklappt haben.