11.07.2022

Neue Studie: Brutvogelgemeinschaften des Magergraslandes im Diemeltal

Baumpieper
Eine der gefährdeten Indikatorarten der Kalkmagerrasen: Baumpieper (© Hans Glader)

Eine neue Studie unter Federführung unseres Beiratsmitgliedes Jonas Brüggeshemke und seiner Co-Autoren von den Universitäten Münster und Osnabrück hat die Vogelgemeinschaften der Magerrasen im Diemeltal untersucht und findet dabei spannende Ergebnisse, die auch wichtige Rückschlüsse auf den Schutz der Vogelwelt in diesem Lebensraum zulassen.

Das Diemeltal liegt an der Grenze von NRW zu Hessen in der Nähe der Städte Marsberg und Warburg. Das Gebiet weist heute die größten Vorkommen von Kalkmagerrasen und frischem Magergrünland in ganz Norddeutschland auf. Die Kalkmagerrasen sind zudem häufig mit Wacholder bestanden - eine in dieser Form in NRW nahezu einmalige Kulturlandschaft, die andernorts fast gänzlich durch Aufforstung und intensive Landwirtschaft verschwunden ist. Gegenstand der Untersuchung waren die Vogelgemeinschaften beider Magerrasen-Lebensräume und die Faktoren, die diese maßgeblich beeinflussen. Erfasst wurden die Vögel auf 54 (27 pro Lebensraumtyp) 5 ha großen Probeflächen. „Unsere Studie zeigte, dass sowohl die Artenzahl als auch die Dichte an gefährdeten Brutvogelarten auf Probeflächen der Kalkmagerrasen höher war als in denen des frischen Magergraslands“, so das Autorenteam in der Zusammenfassung des Artikels. Dementsprechend war das Vorhandensein von Kalkmagerrasen mit Wacholderbeständen sowie die Vielfalt an Lebensräumen (konkret ein verwendeter Index zur Habitatheterogenität) in den berechneten statistischen Modellen der wichtigste Prädiktor für Dichte und Artenzahl der Vögel. Betrachtet man nur die gefährdeten Vögel, zeigt sich, dass auch die Temperatur eine ganz entscheidende Rolle spielt. In den niedrigeren, wärmeren Teilgebieten kommen Arten wie Turteltaube, Wendehals, Grünspecht und Nachtigall vor, die weiter oben in den kühlen Regionen weitestgehend fehlen.

Das Autorenteam macht basierend auf den gefundenen Ergebnissen Vorschläge zum Schutz des Lebensraums und seiner Vogelgemeinschaften: Maßnahmen zum Schutz der wacholderreichen Kalkmagerrasen kommen auch den bedrohten Vogelarten zu Gute - nicht nur Insekten und Pflanzen sollten beim Management dieses Lebensraums Berücksichtigung finden. Verschiedene halboffene Sukzessionsstadien sind hier besonders wichtig, da neben der Nahrungsverfügbarkeit auch Brutplätze vorhanden sein müssen. Besondern in frischem Magergrünland fehlt es teilweise leider an Strukturvielfalt. Einzelne Sträucher und Bäume, Grasland verschiedener Mahdhöhe können hier bedrohte Vogelarten fördern. Die Autoren heben aber insbesondere die Bedeutung extensiver (ganzjähriger und saisonaler) Beweidung hervor, die einer Mahd gegenüber zu bevorzugen ist.

Die Studie erschien kürzlich in englischer Sprache mit deutscher Zusammenfassung im Journal of Ornithology und ist hier frei verfügbar.