22.06.2021

Aus der AG Wildgänse: Gänsebericht erschienen

Feldsperling
Mehr als ein Fünftel der nordwesteuropäischen Winterpopulation der Blässgans findet sich alljährlich in NRW ein (© Hans Glader)

Obwohl man in dieser Jahreszeit vielleicht nicht direkt an überwinternde Gänse denken würde, freut es uns, Ihnen und Euch eine aktuelle Auswertung der Gänsezählungen in NRW präsentieren zu können. Der gerade erschienene Bericht wurde im Auftrag des LANUV-NRW erstellt und stellt die Ergebnisse der Gänsezählungen in NRW aus den Wintern 2015/16 bis 2018/19 vor.

Neben den monatlichen Gänsezählungen wurde für diesen Bericht auch die erweiterte Kulisse der Wasservogelzählgebiete ausgewertet. Denn längst ist es nicht mehr so, dass Gänse sich nur an Rhein und Weser konzentrieren. Mit Hilfe der Daten aus den Wasservogelzählungen lassen sich Trends, Phänologie und Verbreitung also gut ergänzen und geben so ein vollständigeres Komplettbild für NRW ab.

Die Ergebnisse wurden für alle monatlichen Zählungen tabellarisch aufgelistet und mit Trends für Wintermaxima, Phänologie und Verbreitung ergänzt. Bei der Verbreitung werden ergänzend auch Zufallsmeldungen aus ornitho.de gezeigt, so dass klar wird, wo es noch Bedarf für weitere systematische Gänsezählungen gibt. Ein spezieller Abschnitt behandelt die seltenen Gänsearten, darunter auch der mittlerweile bekannte Zwergganstrupp an der Lippe in Soest.

Blässgänse kamen in den letzten Jahren oft erstaunlich spät im Herbst an (© Hans Glader)

Die Daten zeigen die nach wie vor hohe Bedeutung NRWs für (arktische) Gänse. So wurden im Januar 2016 mehr als 243.000 Blässgänse erfasst! Das entspricht etwa 20-25 % der Gesamtpopulation in Nordwesteuropa. Auffällig war, sowohl bei der Blässgans als auch bei anderen Arten, die späte Ankunft im Herbst in den letzten beiden Wintern 2017/18 und 2018/19. Bei den Blässgänsen blieben bis in den Dezember hinein die Zahlen sogar deutlich niedriger als in den vorherigen Jahren. Diese Beobachtung wurde auch in den benachbarten Niederlanden gemacht und hängt daher wahrscheinlich mit großräumigen Verlagerungen in der Verbreitung zusammen. Wärmere Winter und die damit zusammenhängenden Anpassungen in der Landwirtschaft bedeuten, dass es bei einigen ziehenden Gänsearten im Moment ökologisch große Umbrüche gibt. Zukünftige Zählungen werden daher noch viele weitere spannende Erkenntnisse bringen.

Die Basis dieses Berichts bildet die Arbeit vieler überwiegend ehrenamtlich tätiger Personen, Einrichtungen und Verbänden, die durch ihre langjährigen Bemühungen zu diesem Bericht beigetragen haben. Ihnen allen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt!

Mona Kuhnigk, Christine Kowallik & Kees Koffijberg
AG Wildgänse der NWO

ps Am 10./11. Juli ist Sommerganszählung